Mehr als 300 Pestizide schützen in der Schweiz Gemüse, Früchte und Getreide vor Unkraut, Insekten und Pilzbefall. Deren Einsatz verhindert Ernteausfälle, wurmstichiges Obst und angefaultes Gemüse. Die Kehrseite davon: Der Regen wäscht einen Teil dieser Chemikalien ins Grundwasser und ebenso ihre Abbauprodukte, sogenannte Metaboliten. Im kühlen Untergrund erfolgt der Abbau langsam, und die Chemikalien reichern sich an.
Das wollten die beiden Initiativen «Für sauberes Trinkwasser» und «Schweiz ohne synthetische Pestizide» ändern. Die Volksbegehren scheiterten im Sommer 2021 zwar an der Urne. Doch als Reaktion brachte das Parlament eine Reform auf den Weg, um die Risiken bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren.
Nun zieht der Bund eine positive Zwischenbilanz. «Die Landwirtschaft macht vorwärts», betonte Christian Hofer, Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) am Dienstag vor den Medien. Die Bauern würden immer weniger Pflanzenschutzmittel auf ihren Feldern einsetzen. Letztes Jahr kamen rund ein Fünftel der gesamten Acker-, Reb- und Obstanlagen ohne Einsatz von Herbiziden aus. Und jeder dritte Betrieb verzichtete zumindest teilweise auf den Einsatz von Fungiziden und Insektiziden.
Herzstück der Reform ist ein Absenkpfad für Pestizide. Dieser soll dazu beitragen, die Belastung des Trinkwassers mit gesundheitsgefährdenden Stoffen zu reduzieren. Das Ziel: bis 2027 die Risiken durch Pestizide um 50 Prozent vermindern und auch Nährstoffverluste reduzieren. Der Bund konnte bereits einen positiven Effekt auf Oberflächengewässer und Grundwasser feststellen.
Um die Landwirte zu motivieren, weniger Pflanzenschutzmittel einzusetzen, bietet der Bund seit letztem Jahr finanzielle Anreize. Über die neuen Programme flossen auf diese Weise Direktzahlungen in der Höhe von 74 Millionen Franken. Diese zusätzlichen Mittel werden durch tiefere Beiträge bei anderen Direktzahlungen vollständig kompensiert.
So erfreulich BLW-Direktor Hofer die Ergebnisse einschätzt: Der Verzicht auf bestimmte Pestizide stelle die Landwirtschaft vor grosse Herausforderungen. Im Pflanzenschutz seien erhebliche Lücken entstanden. Auch bedingt durch schärfere Auflagen für den Einsatz von Pestiziden. In der Tat gibt es bei einigen Sorten unterdessen kein einziges Pflanzenschutzmittel mehr, das zuverlässig wirkt.
Das bereitet auch dem Bund Sorgen. Es gebe immer weniger Möglichkeiten für den wirksamen Schutz von Kulturen. Ein Zeichen dafür ist die Zahl der Notfallzulassungen, die 2023 einen Rekordwert erreicht hat. Solche befristeten, ausserordentlichen Zulassungen werden bewilligt, wenn es keine anderen, legalen Mittel zur Bekämpfung eines bestimmten Schädlings gibt.
Der fehlende Pflanzenschutz hat auch die Politik auf den Plan gerufen. Sie möchte erreichen, dass Pestizide, die in EU-Ländern zugelassen sind, auch hierzulande automatisch genehmigt werden. Eine parlamentarische Initiative des Walliser Mitte-Nationalrates Philipp Bregy hat in beiden Kommissionen bereits eine Mehrheit gefunden. Gute Chancen hat auch ein Vorstoss, der Wirkstoffe mit geringen Risiken im Fast-Track-Verfahren zulassen will.
Der dringendste Handlungsbedarf besteht nach Ansicht des Bundes bei der Schädlingsbekämpfung bei Raps, Zuckerrüben, Gemüse- und Obstkulturen sowie in der Entwicklung von Alternativen für das persistente Fungizid Kupfer. Unter Druck gerät die Landwirtschaft auch durch neue Schädlinge - wie den vor drei Jahren erstmals in der Schweiz entdeckten Japankäfer. (aargauerzeitung.ch)
Die konventionelle Landwirtschaft missachtet diese Prinzipien komplett und tötet den Boden chemisch ab. Ersetzt die Wichtigkeit von Mycel rein mit Dünger. Das ist fatal und eskaliert zwangsläufig. Von Versuchen Ideen aus der Permakultur einzusetzen keine Spur.
Der Artikel nennt Agro-Umweltgifte Pflanzenschutz? Leicht problematisch in diesem Kontext.