Diese Woche ist es wieder so weit: Am 8. März ist Weltfrauentag. Der erste Weltfrauentag fand am 19. März 1911 statt und wurde in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz gefeiert. Später wurde das Datum auf den 8. März gelegt und 1975 von der UN zum «Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden» gewählt.
Bereits seit mehr als 100 Jahren ist es das Ziel des Weltfrauentages, auf die Leistungen von Frauen und gleichzeitig auf die noch immer vorhandenen Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen aufmerksam zu machen. Ich weiss nicht, wie es euch geht, aber bei mir löst die Tatsache, dass wir diesen Tag immer noch zu brauchen scheinen, eher gemischte Gefühle aus. Dieses Jahr ist das Motto «Invest in Women, accelerate progress» was so viel wie «Investiert in Frauen, beschleunigt den Fortschritt» heisst. Grund genug, mal genauer hinzuschauen, welche Fortschritte erzielt wurden und welche Chancen sich für uns alle ergeben.
Gemäss dem globalen Gender Gap Report des World Economic Forum 2023, welcher 146 Länder betrachtet, wird es beim gegenwärtigen Fortschritt 131 Jahre brauchen, bis vollständige Gleichstellung erreicht ist. Die Gleichstellungslücke ist zwar weltweit zu 68.6% geschlossen, allerdings ist der Fortschritt sehr langsam: Seit der ersten Ausgabe des Reports im Jahr 2006 wurden in den letzten 17 Jahren gerade mal 4,1% Fortschritt erzielt.
Im Report steht die Schweiz von den 146 betrachteten Ländern auf Platz 21, nach Südafrika und vor Estland und hat gegenüber dem Vorjahr 8 Plätze eingebüsst. Angeführt wird die Rangliste von Island gefolgt von Norwegen.
Moodys Analytics (2023) schätzt, dass das Schliessen der Geschlechterlücke in der Erwerbsbeteiligung und im Management in den OECD-Ländern alleine die weltweite wirtschaftliche Aktivität um etwa 7% oder rund 7 Billionen US-Dollar (6.1 Billionen Franken) pro Jahr steigern könnte.
Eine der grössten wirtschaftlichen Chancen ist unbezahlte Haus- und Betreuungsarbeit. Schätzungen zufolge werden global täglich 16 Milliarden Stunden mit unbezahlter Care- und Hausarbeit verbracht. In der Schweiz wird der Wert der unbezahlten Haus- und Betreuungsarbeiten vom BFS auf ca. 434.2 Milliarden Franken geschätzt, wovon Frauen 59,6% des Gesamtwertes beitragen und vor allem bei der unbezahlten Betreuungsarbeit mit einem geschätzten Wert von 50.2 Milliarden Franken pro Jahr (Männer 31.9 Milliarden) den Löwenanteil übernehmen.
Die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen sind in der Schweiz hoch. Trotz des Fortschritts in Bildung und wirtschaftlicher Entwicklung verdienen Frauen, die ähnlich qualifiziert sind wie ihre männlichen Kollegen, während ihres gesamten Erwerbslebens 43% weniger (Bericht zu Einkommensunterschieden zwischen Frauen und Männern, 2022). Frauen haben somit auch eine um 34,6% tiefere Vorsorge.
Gemäss der Studie von Advance Schweiz und KPMG sind die Haupttreiber dieser Einkommensunterschiede das geschlechtsspezifische Lohngefälle und die verzögerten Karriereverläufe, bedingt durch Ausstiege aus dem Beruf, Unterbrechungen und den Wiedereinstieg ins Arbeitsleben.
Die Kosten sind hoch: Gemäss den Daten erleiden Frauen mit tertiärem Bildungsabschluss bei einem einjährigen Arbeitsunterbruch eine dauerhafte 3%-Lohnminderung. Die Studie schätzt, dass ein sechsjähriger Karriereunterbruch Frauen bis zu 1 Million Franken kosten kann.
Zur Schliessung der Lücken und Erschliessung des wirtschaftlichen Potenzials braucht es uns alle und einen breiten Katalog an Massnahmen. Hier nur einige der Ideen, welche einen Beitrag leisten könnten:
Beim Anlegen oder Geld-Ausgeben kannst du bewusst Zeichen für mehr Diversität, Toleranz und Gleichstellung setzen. Hier sind einige Ideen als Anregung:
Dazu suchst und investierst du bewusst in Unternehmen, welche sich nachhaltig für Themen wie Gleichberechtigung am Arbeitsplatz, Lohngleichheit oder Diversität einsetzen. Investieren kannst du entweder über Einzelaktien oder über Fonds und Zertifikate. Beachte, dass diese Produkte aufgrund der Datengrundlage oft ein eher kleines Universum an Firmen beinhalten oder eine hohe Konzentration auf einzelne Länder. Sie eignen sich deshalb eher als Zusatz zu deinen Anlagen.
Unternehmen, die speziell auf die Bedürfnisse von Frauen eingehen und in Branchen oder Regionen aktiv sind, von denen erwartet wird, dass sie besonders von der zunehmenden wirtschaftlichen Kaufkraft der Sheconomy profitieren, bieten spannende Anlagemöglichkeiten. Während Mode- und Kosmetikfirmen als offensichtliche Beispiele gelten können, liegt das wahre Potenzial in Bereichen wie dem Gesundheitswesen oder der Pflegebranche.
Von Frauen gegründete Unternehmen erhalten nur einen kleinen Bruchteil des Kapitals, gemäss Pitchbook sind es in Europa ca. 1,6% der europäischen Venture-Capital-Investitionen. 16,8% geht an gemischte Teams. Angesichts dieser geringen Finanzierungschancen wenden sich viele Gründerinnen alternativen Finanzierungswegen wie Crowdfunding oder Angel-Investments zu. Gerade Crowdfunding bietet dir die Chance, auch mit kleineren Summen in verschiedene Start-ups zu investieren.
Wie die verschiedenen Daten zeigen, liegt vor allem das wirtschaftliche Potenzial von mehr Gleichstellung auf der Hand. Beim gegenwärtigen Fortschritt wird es den Weltfrauentag aber wohl noch eine Weile lang brauchen. Was denkt ihr, was würde uns als Gesellschaft am meisten helfen, um die Lücken zu schliessen und die Chancen zu nutzen? Welche Ideen habt ihr oder was macht ihr?
Wie bezahlen diese Leute bloss all das Folgende wenn sie ja "unbezahlt" sind?
- Miete / Nebenkosten
- Krankenkasse
- Kleidung
- Mobilität
- Ferien
- und und und.....
Hört endlich auf das "unbezahlt" zu nennen!
Jeder soll leben wie er möchte. Ob das ein Hausfrauendasein, eine steile Karriere oder das Aufteilen der Arbeit beinhaltet muss jedes Paar mit sich selbst ausmachen.