Wirtschaft
Leben

Louis Vuitton, Chanel oder Gucci: Diese Menschen kaufen wirklich Luxus

Die Luxus-Marke Balenciaga – im Bild ein Gast der Pariser Fashion Week – eröffnet ihren ersten eigenen Laden in der Schweiz.
Plakative Looks werden zunehmend von zeitlosen und stillen Designs abgelöst.Bild: Christian Vierig / Getty

Wer wirklich Luxusmarken wie Gucci, Chanel und Co. shoppt – und warum

Sie sind stylisch, begehrt und teuer: Marken wie Louis Vuitton, Chanel oder Gucci stehen für Luxus, doch nicht nur die Reichsten gehören zu der Kundschaft.
06.04.2025, 13:5606.04.2025, 13:56
Kendra Kotas
Kendra Kotas
Mehr «Wirtschaft»

Ob die Louis-Vuitton-Tasche mit klassischem Schachbrettmuster, der Hermès-Gürtel mit dem H als Gürtelschnalle oder das Gucci-T-Shirt mit Logoschrift auf der Brust – diese bekannten Luxusartikel und andere sind in den vergangenen Jahren immer mehr in der breiten Masse angekommen.

Immer mehr Menschen wollen ein bisschen Luxus, indem sie sich mit Statussymbolen eindecken und so dem sozialen Aufstieg ein wenig näher sind. Denn Luxus dient unter anderem genau dem: sich zu erhöhen und von anderen abzugrenzen.

Louis Vuitton Neverfull PM
Die Louis Vuitton Neverfull PM ist häufiger auf den Strassen zu sehen.Bild: louisvuitton.com

Nicht nur die Reichsten kaufen Luxusgüter. Wie bei den Ferien auf den Malediven, die sich zuerst nur die obersten 10'000 leisten konnten, gehört nun auch die breite Masse zu potenziellen Käufern von Luxusgütern. Laut einer Studie von 2021 werden 75 Prozent der Luxus-Produkte von der Mittelklasse und der Unterschicht gekauft.

Ex-CFO von LVMH, Jean-Jacques Guiony, sagte 2023:

«Wir verkaufen die Produkte nicht an reiche Leute, sondern an Menschen mit Geld, die sich etwas gönnen wollen. Der Vorteil ist, dass dieser Käufermarkt viel, viel grösser ist als der der Superreichen.»
Jean-Jacques Guiony
Jean-Jacques Guiony arbeitet nun für Moët Hennessy.Bild: lvmh.com

2015 wurde in den USA bereits durch eine Auswertung von Google-Suchanfragen festgestellt, dass von den 40 Suchbegriffen, die in Bundesstaaten mit grösserer Einkommensungleichheit häufig verwendet wurden, mehr als 70 Prozent als Statusgüter (z. B. Designermarken, teurer Schmuck und Luxuskleidung) klassifiziert wurden. Im Gegensatz dazu wurde keiner der Suchbegriffe, die in Bundesstaaten mit geringerer Einkommensungleichheit häufig verwendet wurden, unter Statusgütern klassifiziert.

Deswegen kaufen die Menschen Luxusgüter

Es stellt sich nun die Frage, wieso die Menschen Unsummen für Luxusgüter ausgeben, welche man auch für wenig Geld in ähnlicher Form bei günstigen Unternehmen kaufen kann. Erklärt wird das Ganze durch den Veblen-Effekt, der erstmals 1899 vom Ökonomen Thorstein Veblen beschrieben wurde. Veblen erkannte, dass Menschen teurere Produkte als Zeichen von Status und Prestige kaufen.

Thorstein Veblen
Thorstein Veblen war Ökonom und Soziologe.Bild: wikipedia.org

Der Preis eines Produkts steht also auch für den sozialen Wert. Die Menschen möchten erfolgreich wahrgenommen werden, beispielsweise auch bei der Bewerbung für eine neue Arbeitsstelle. Zu vergleichen ist das beispielsweise mit dem Pfau, der mit seiner Farbenpracht die Weibchen anlockt. Das Phänomen zeigte sich ebenfalls in der Coronapandemie, in der sich die Menschen vermutlich mehr Luxusgüter kauften, um Erfolg zu simulieren.

Heutzutage ist es zudem einfacher, auf ein Luxusgut wie eine Gucci-Jacke hinzuarbeiten, als auf ein Haus, welches sich die jüngere Generation schlichtweg nicht mehr leisten kann.

Wo bis 2008 noch eher wohlhabende Menschen zu den Kunden von Luxushäusern zählten, gehören Luxusgüter heutzutage zur Popkultur und sind aus den sozialen Medien nicht mehr wegzudenken. Influencer wie Leonie Hanne inszenieren sich mit teuren Markenprodukten und schüren den Haben-Wollen-Gedanken bei den Konsumenten.

Auf den Lifestyle wird immer früher aufgesprungen. Die Gen-Z kauft Luxusgüter drei bis fünf Jahre eher als Millennials es tun, nämlich schon mit 15 Jahren. Diese Generationen werden irgendwann die grössten Käufer sein, wird vermutet.

Das Problem mit den Luxusgütern ist aber, dass sich diese die Mittelklasse nicht so einfach leisten kann. Oftmals leben die Menschen so über ihren Verhältnissen, benutzen Angebote von Klarna und Co. und haben horrende Kreditkartenschulden. Das Motto dabei: «Kaufe jetzt, zahle später.»

Die richtige Verpackung

Die Marken vermitteln mit ihren Produkten die Flucht aus der Realität und stehen für Träume und Sehnsucht. Schon der Einkauf in den Edel-Boutiquen ist ein Erlebnis.

2018 sorgte eine Kampagne der Schuhkette Payless für Schlagzeilen, indem sie eine falsche Luxusboutique eröffnete und 30-Dollar-Schuhe für bis zu 650 Dollar verkaufte. Die Schuhe wurden in einem ehemaligen Armani-Shop schön drapiert und unter der Marke Palessi verkauft. Das Beispiel zeigt, wie schon die richtige Verpackung ein Gefühl von Exklusivität vermitteln kann.

«Altes Geld» versus «neues Geld»

Die Luxusbranche erkannte das Potenzial der neuen Käuferschaft und öffnete sich ihr. Neben Kunden mit «altem Geld» gab es nun auch diese mit «neuem Geld». Ein Beispiel ist «Wolf of Wallstreet» Jordan Belfort. Besonders gut ist die Bewegung bei Rappern wie Capital Bra, Cardi B oder Travis Scott zu erkennen.

Im Hiphop gehört es zum guten Ton, sich mit Markenlogos zuzupflastern. Bei diesem Trend eifern auch die Fans ihren Idolen nach und tragen Guccikappen, Logogürtel oder Bauchtasche mit signifikanten Mustern der Marken. Es geht nicht mehr darum, wofür die Marke steht, sondern es zählt nur noch, dass man eine teure Marke trägt. Dabei wichtig: Das Logo muss gut sichtbar sein.

Im Gegensatz dazu stehen die Vertreter des «alten Gelds», also Menschen, die bereits reich geboren wurden. Die Superreichen müssen keine auffälligen Markenklamotten tragen, um zu zeigen, dass sie es sich leisten können.

Doch auch die Superreichen kaufen weiterhin Luxusgüter. Nur nicht die, bei denen auf den ersten Blick zu sehen ist, dass es sich um eine Designermarke handelt. Demnach fahren die Modehäuser auch verschiedene Strategien, um die unterschiedlichen Kunden anzusprechen. Die auffälligen Markenlogos sind demnach den unteren Schichten vorbehalten.

«Luxury fatigue»

Die einfach zu erkennenden Markenprodukte werden aber immer unbeliebter. Die NZZ schreibt von einer «luxury fatigue», also Luxusmüdigkeit. Auch LVMH, Kering und Co. leiden darunter. Dazu kommt, dass viele Konsumenten lieber gefälschte Luxusartikel made in China oder aus der Türkei kaufen. Diese Produkte sind oftmals so gut gemacht, dass sie kaum mehr von originalen Produkten zu unterscheiden sind.

Ein anderer Grund für die Krise der Luxusindustrie stellt der genannte neue Käufer-Markt für Luxusgüter dar. Weil Luxusgüter eben von immer mehr Menschen gekauft werden, sind diese weniger exklusiv und anziehend. Wenn Luxus für alle zugänglich ist, ist es eben nicht mehr besonders. Doch genau dafür stand Luxus anfänglich.

«Quiet luxury» löst «Logomania» ab

Der Trend des Plakativen und Lauten wurde von der «Quiet luxury»-Bewegung abgelöst. Dabei zählen qualitativ hochwertige, zeitlose und stille Designs. Die trotzdem sehr teuren Produkte stehen für den einstigen Luxus, welcher in den vergangenen Jahren verloren gegangen ist.

Succession
Die HBO-Serie «Succession» steht für den «Quiet luxury»-Trend.Bild: succession/instagram

Den Trend ins Rollen brachte die Serie Succession. Die Familienmitglieder der reichen Familie, die an die Murdochs angelehnt ist, trugen darin schlichte, aber teure Markenkleidung von Max Mara, The Row und Co.

Wie lange sich der Trend hält, wird sich zeigen. Denn in der Mode kommt alles irgendwann wieder zurück.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Fashion Week 2024 – die schönsten und skurrilsten Looks
1 / 33
Fashion Week 2024 – die schönsten und skurrilsten Looks
Vom 23. September bis 1. Oktober findet in Paris die Fashion Week statt. Auch Heidi Klum ist dabei.
quelle: epa / andre pain
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Das ist von Chanel» – die besten Outfits vom Openair Frauenfeld 2024
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
157 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Ein Schelm
06.04.2025 15:38registriert Mai 2020
Ich denke der essentielle Satz für mich fiel im zweiten Absatz.

"Denn Luxus dient unter anderem genau dem: sich zu erhöhen und von anderen abzugrenzen."

Dieses Bedürfnis habe ich einfach nicht.
1397
Melden
Zum Kommentar
avatar
Neruda
06.04.2025 15:11registriert September 2016
Stylisch ist nicht das richtige Wort für sehr viele dieser Marken. Gewisse gestalten ihre Produkte so, dass man annehmen muss, sie machen sich über ihre eigenen Käufer lustig und schauen, wie weit sie mit hässlicher Mode gehen können, die ihre Kunden zu lächerlichen Figuren macht 😆
1254
Melden
Zum Kommentar
avatar
Küderli
06.04.2025 18:31registriert April 2021
Das sind dann die gleichen Kunden welche mit dem Mercedes AMG und Designerklamotten bei Conforama Möbel kaufen.
425
Melden
Zum Kommentar
157
    Nintendo Switch 2 pulverisiert alle Verkaufsrekorde
    Nintendo legt mit seiner neuen Konsole Switch 2 einen Traumstart hin.

    Der japanische Konsolenhersteller Nintendo reitet auf einer Erfolgswelle. Die neue Hybridkonsole Switch 2, die am 5. Juni 2025 weltweit in die Läden kam, verkauft sich schneller als alle bisherigen Spielkonsolen. Laut Nintendo wurden in den ersten vier Tagen mehr als 3,5 Millionen Switch 2 verkauft. Noch nie zuvor hatte sich eine neue Nintendo-Konsole in den ersten Tagen schneller verkauft. Zum Vergleich: Die Switch 1 ging in ihrer ersten Woche etwa 1,4 Millionen Mal über die Ladentheke.

    Die Switch 2 schlug auch den bisherigen Rekord der Playstation 5. Die Konsole von Sony wurde in den ersten vier Wochen 3,4 Millionen Mal verkauft. Nintendo übertraf nun diese Zahl in nur vier Tagen. Allerdings hatte die PS5 zum Start mit Lieferengpässen zu kämpfen, was bei der Switch 2 nicht der Fall ist.

    Zur Story