Am 8. März war Weltfrauentag – seit über einem Jahrhundert dient dieser Tag als Aufruf, um die Stellung von Frauen in der Gesellschaft und Wirtschaft zu stärken und sich für eine gleichberechtigte Welt einzusetzen.
Gemäss dem Word Economic Forum Gender Gap Report wird es noch so lange dauern, bis wir in einer wirklich gleichberechtigten Welt leben werden.
Im jährlichen Gender Gap Report des Weltwirtschaftsforums haben wir 2020 vom 20. auf den 18. Rang zwei Plätze gutgemacht und liegen zwischen Südafrika und Kanada, dies vor allem wegen politischer Beteiligung, Bildung und Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen – Potenzial gibt es bei der wirtschaftlichen Beteiligung, z.B. beim Anteil von Frauen in der Geschäftsleitung – dieser ist zwar stark im Aufwind, liegt aber z.B. bei den 100 grössten Schweizer Arbeitgebern bei 10% – trotz Anstieg hat nur knapp über die Hälfte der Unternehmen Frauen in der Geschäftsleitung.
Dies belegen diverse Studien: so sollen Firmen mit einer überdurchschnittlichen Diversifizierung im Management fast doppelt so hohe Innovationserlöse haben wie Unternehmen mit einer unterdurchschnittlichen Führungsvielfalt. McKinsey (2018) hat in einer Studie an 1000 Unternehmen aus 12 Ländern eine mögliche positive Wechselwirkung zwischen Gleichstellung und finanziellen Resultaten festgestellt. Ähnliches zeigen auch Studien von verschiedenen Finanzanbietern wie UBS und Credit Suisse.
Schätzungen zeigen, dass solche Unternehmen eine sektorbereinigte Outperformance von 4% pro Jahr erzielen können (im Vergleich zu solchen mit unterdurchschnittlichen Werten). Ein ähnlicher Effekt entsteht auch bei Start-Ups – diverse oder von Frauen mitgegründete Startups erzielen eine Rendite von 78% pro investiertem Dollar (vs. 31% bei einseitigen Teams).
Weitere Vorteile sind bessere Entscheidungsfindung und besseres Risikomanagement – beides Punkte, die sich positiv auf die Ergebnisse auswirken können. Allerdings setzt dieser positive Effekt erst voll ein, wenn ca. 20- 30% oder mehr Frauen präsent sind.
Diese Vorteile werden auch vermehrt bei Geldanlagen genutzt.
Bei dieser Anlageform investierst du bewusst in Firmen, die sich nachhaltig für Vielfalt und Gleichberechtigung einsetzen. Um dies messbar zu machen, werden Kriterien angewendet, z.B. die 19 Kriterien von Equileap, einer gemeinnützigen Organisation, welche solche Daten zur Verfügung stellt:
Das Konzept von Gender Lens Investing ist nicht wirklich neu, verschiedene Anlageformen gibt es bereits seit 15 Jahren. Die gesamte Kategorie ist im Vergleich zu anderen Anlagen immer noch eher ein Nischenmarkt, aber durch den gestiegenen Fokus auf Gleichberechtigung nehmen die Investitionen und die Produktvielfalt zu.
Bei den Finanzprodukten gibt es noch nicht wirklich eine sehr transparente Übersicht. Weiterführende Informationen für Interessierte: Global Gender-Smart Investing Summit, oder die Zusammenstellung des Global Impact Investing Network für Gender-Lens-Investing.
Egal für was man sich entscheidet, ähnlich wie bei der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien ist der Einbezug von Kriterien, die bewusst die Vielfalt und Gleichberechtigung einbeziehen, bei Geldanlagen ein möglicher Weg, neben Rendite auch eine positive Signalwirkung zu erzielen.
Ob man dafür mit einer «Gender Brille» investiert oder sich anders und für verschiedene Formen der Vielfalt engagiert – es braucht uns alle, damit es nicht noch mehrere Generationen dauert, bis unsere Kinder wirklich in einer gleichberechtigten Welt leben können.