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Gender Lens Investing: So unterstützt du mit Anlagen Gleichberechtigung

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Frauen und Geld

Wie du Gleichberechtigung mit deiner Finanzanlage unterstützen kannst

Anlagen in Firmen, welche Vielfalt und Gleichberechtigung aktiv leben und fördern, nehmen zu. Nur ein Hype, oder eine gute Möglichkeit? Wie funktionieren solche Anlagen und was du darüber wissen solltest.
12.03.2020, 14:2214.03.2020, 12:47
Olga Miler
Olga Miler
Olga Miler
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Am 8. März war Weltfrauentag – seit über einem Jahrhundert dient dieser Tag als Aufruf, um die Stellung von Frauen in der Gesellschaft und Wirtschaft zu stärken und sich für eine gleichberechtigte Welt einzusetzen.

«Es ist 2020, braucht es Aktionen wie den Weltfrauentag überhaupt noch?» – «Ja, für ca. 99,5 Jahre»

Gemäss dem Word Economic Forum Gender Gap Report wird es noch so lange dauern, bis wir in einer wirklich gleichberechtigten Welt leben werden.

Gleichberechtigung – ein paar Fakten:

Obwohl wir Fortschritte erzielen, gibt es noch viel zu tun:
Nur ca. ein Viertel aller Sitze in Parlamenten werden von Frauen gehalten.

Im Juni 2019 hatten 33 der Fortune 500 Unternehmen (die 500 grössten US-Unternehmen) eine Frau als CEO – das sind lediglich 6,6%.

Mehr Mädchen (15 Millionen) als Jungen (10 Millionen) im Grundschulalter gehen nicht zur Schule.

30% der weltweiten Forscher sind Frauen – aber bereits im Alter von 6 Jahren betrachten Mädchen Jungen eher für «wirklich, wirklich kluge» Tätigkeiten geeignet als ihr eigenes Geschlecht.

Jedes 5. Mädchen wird vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet und global hatten 190 Millionen Frauen im gebärfähigen Alter keinen Zugang zu Verhütungsmitteln (2019).

Weltweit erfahren 18% der Frauen Gewalt durch einen intimen Partner – aber weniger als 40% suchen Hilfe.

Der Lohnunterschied für Mädchen fängt bereits beim Taschengeld an – mit dem grössten «Pocket Money Gap» bei den 11-jährigen.

Wie sieht die Lage in der Schweiz aus?

Im jährlichen Gender Gap Report des Weltwirtschaftsforums haben wir 2020 vom 20. auf den 18. Rang zwei Plätze gutgemacht und liegen zwischen Südafrika und Kanada, dies vor allem wegen politischer Beteiligung, Bildung und Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen – Potenzial gibt es bei der wirtschaftlichen Beteiligung, z.B. beim Anteil von Frauen in der Geschäftsleitung – dieser ist zwar stark im Aufwind, liegt aber z.B. bei den 100 grössten Schweizer Arbeitgebern bei 10% – trotz Anstieg hat nur knapp über die Hälfte der Unternehmen Frauen in der Geschäftsleitung.

Welche wirtschaftlichen Vorteile hat Gleichberechtigung?

Dies belegen diverse Studien: so sollen Firmen mit einer überdurchschnittlichen Diversifizierung im Management fast doppelt so hohe Innovationserlöse haben wie Unternehmen mit einer unterdurchschnittlichen Führungsvielfalt. McKinsey (2018) hat in einer Studie an 1000 Unternehmen aus 12 Ländern eine mögliche positive Wechselwirkung zwischen Gleichstellung und finanziellen Resultaten festgestellt. Ähnliches zeigen auch Studien von verschiedenen Finanzanbietern wie UBS und Credit Suisse.

Schätzungen zeigen, dass solche Unternehmen eine sektorbereinigte Outperformance von 4% pro Jahr erzielen können (im Vergleich zu solchen mit unterdurchschnittlichen Werten). Ein ähnlicher Effekt entsteht auch bei Start-Ups – diverse oder von Frauen mitgegründete Startups erzielen eine Rendite von 78% pro investiertem Dollar (vs. 31% bei einseitigen Teams).

Weitere Vorteile sind bessere Entscheidungsfindung und besseres Risikomanagement – beides Punkte, die sich positiv auf die Ergebnisse auswirken können. Allerdings setzt dieser positive Effekt erst voll ein, wenn ca. 20- 30% oder mehr Frauen präsent sind.

Diese Vorteile werden auch vermehrt bei Geldanlagen genutzt.

Was ist «Gender-Lens Investing»?

Bei dieser Anlageform investierst du bewusst in Firmen, die sich nachhaltig für Vielfalt und Gleichberechtigung einsetzen. Um dies messbar zu machen, werden Kriterien angewendet, z.B. die 19 Kriterien von Equileap, einer gemeinnützigen Organisation, welche solche Daten zur Verfügung stellt:

  1. Ausgewogenheit der Geschlechter in Führung und Belegschaft
  2. Gleiche Vergütung & Work-Life-Balance
  3. Geschäftspolitik zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter
  4. Verpflichtung zu Transparenz und Rechenschaftspflicht

Das Konzept von Gender Lens Investing ist nicht wirklich neu, verschiedene Anlageformen gibt es bereits seit 15 Jahren. Die gesamte Kategorie ist im Vergleich zu anderen Anlagen immer noch eher ein Nischenmarkt, aber durch den gestiegenen Fokus auf Gleichberechtigung nehmen die Investitionen und die Produktvielfalt zu.

Bei den Finanzprodukten gibt es noch nicht wirklich eine sehr transparente Übersicht. Weiterführende Informationen für Interessierte: Global Gender-Smart Investing Summit, oder die Zusammenstellung des Global Impact Investing Network für Gender-Lens-Investing.

Wie kannst Du mit einer «Gender-Lens» Geld anlegen?

  • Investitionen in Firmen, welche sich aktiv und messbar für die Gleichberechtigung einsetzen. Hier helfen verschiedene Indizes und Rankings wie z.B. Equileap, Bloomberg Gender Equality Index oder Indikatoren z.B. Daten zur Lohngleichheit, Frauenanteile in der Geschäftsleitung und der Organisation. Verschiedene Finanzanbieter bieten Gender-Lens ETFs an.
  • Bei Unterstützung von Startups auf vielfältige Teams achten, z.B. als Anregung diese Liste von Schweizer Frauen Startups
  • Anlagen in Unternehmen, welche Produkte und Dienstleistungen für die wachsende «Female Economy» entwickeln, z.B. im Gesundheitsbereich oder soziale Herausforderungen lösen die Frauen betreffen (UN Nachhaltigkeistziel 5) .
  • Ähnlich wie bei nachhaltigen Anlagen kann man auch Firmen mit schlechten oder ungenügenden Praktiken vom eigenen Anlageportfolio auszuschliessen.

Egal für was man sich entscheidet, ähnlich wie bei der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien ist der Einbezug von Kriterien, die bewusst die Vielfalt und Gleichberechtigung einbeziehen, bei Geldanlagen ein möglicher Weg, neben Rendite auch eine positive Signalwirkung zu erzielen.

Ob man dafür mit einer «Gender Brille» investiert oder sich anders und für verschiedene Formen der Vielfalt engagiert – es braucht uns alle, damit es nicht noch mehrere Generationen dauert, bis unsere Kinder wirklich in einer gleichberechtigten Welt leben können.

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Olga Miler ...
... war über zehn Jahre in verschiedenen Funktionen bei der UBS tätig, unter anderem hat sie dort das Frauenförderungsprogramm Unique aufgebaut. Jüngst gründete sie das Start-up SmartPurse, eine Plattform, auf der sie digitale Kurse, Workshops und Coachings zum Thema Finanzen für Frauen anbietet. Ab dem 27. Januar wird uns Miler im watson-Blog «Frauen und Geld» an ihrer Expertise teilhaben lassen.
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