Wirtschaft
Schweiz

US-Zollhammer setzt Schweizer Tech-Branche stark unter Druck

US-Zollhammer setzt Schweizer Tech-Branche stark unter Druck

26.08.2025, 14:5026.08.2025, 14:50
Mehr «Wirtschaft»

Die Schweizer Tech-Industrie kämpft bereits seit gut zwei Jahren mit schrumpfenden Umsätzen. Nun droht mit dem US-Zollhammer von Donald Trump ein wichtiger Absatzmarkt wegzubrechen. Der Branchenverband Swissmem schlägt entsprechend Alarm.

«Die Tech-Branche lebt von einem florierenden Geschäft im Ausland, schliesslich erwirtschaftet sie rund 80 Prozent der Umsätze mit Exporten», sagte Swissmem-Präsident Martin Hirzel am Dienstag vor den Medien. Für die Mitgliedsfirmen seien die USA nach der EU der zweitwichtigste Exportmarkt.

Mit den Anfang Monat in den USA eingeführten Zöllen von 39 Prozent auf den Import von Schweizer Gütern habe sich der Druck auf die hiesige Industrie «massiv erhöht». Schliesslich erwirtschafte rund die Hälfte der Swissmem-Firmen mindestens 10 Prozent ihres gesamten Umsatzes in den USA, erklärte Hirzel.

Martin Hirzel, Praesident Swissmem, spricht an einer Medienkonferenz ueber die Auswirkungen der US-Zoelle, am Dienstag, 26. August 2025, in Bern..(KEYSTONE/Peter Schneider
Swissmem-Präsident Martin Hirzel.Bild: keystone

US-Aufträge werden storniert

Aus Gesprächen mit Firmenchefs sei hervorgegangen, dass von US-Kunden seit Monatsbeginn Aufträge storniert worden seien und sich das US-Geschäft stark rückläufig entwickle. «Erste solche Anzeichen haben sich bereits im zweiten Quartal gezeigt», sagte der Verbandspräsident.

Im ersten Halbjahr verlief der Handel der Tech-Branche in den USA unterschiedlich. Während die Exporte im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr noch um 5,3 Prozent gestiegen waren, sanken sie im zweiten Quartal im Zuge der Zollandrohungen von US-Präsident Donald Trump von Anfang April um 3,1 Prozent.

Weitere Stellenverluste

«Unsere Firmen wollen das US-Geschäft nicht aufgeben», betonte Hirzel. Sie würden daher Massnahmen wie Produktionsverlagerungen in die EU, wo ein tieferer US-Zoll von 15 Prozent gilt, oder in die USA prüfen. Der Auf- oder Ausbau einer US-Produktion rechne sich jedoch für viele Firmen nicht, vor allem nicht für KMU.

Der Jobabbau in der Schweizer Industrie droht sich somit zu beschleunigen. Allein im zweiten Quartal sank die Zahl der Beschäftigten in der Branche um 3100 auf noch auf 324'600. Ende 2024 waren sogar noch knapp 330'000 Personen beschäftigt.

Neue Märkte erschliessen

Noch hofft Hirzel, dass die Schweizer Regierung in den Zollverhandlungen mit den USA eine Lösung erzielen kann. «Doch auch wenn es gelingt, die Zölle zu senken, wird der Welthandel weiterhin von Rechtsunsicherheit geprägt bleiben. Darauf müssen sich die Firmen einstellen», warnte er.

Die Industrie müsse ihre Exporttätigkeit globaler ausrichten und brauche dazu die Unterstützung der Politik. Die Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten, Thailand und Malaysia seien rasch zu ratifizieren und bestehende Abkommen mit China, Japan oder Mexiko zu verbessern. Zudem müssten die Verhandlungen mit der EU zu den bilateralen Verträgen vorangetrieben werden.

Der Wegfall grosser Exportvolumen in die USA lasse sich aber mit Geschäft in anderen Märkten kaum kompensieren, konstatierte Hirzel. Schliesslich habe die Tech-Branche im vergangenen Jahr Güter im Umfang von 10 Milliarden Franken in die USA exportiert. Grosse Teile davon stünden mit dem Zollhammer nun auf der Kippe. (rbu/sda/awp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
3 Kommentare
Dein Kommentar
YouTube Link
0 / 600
Hier gehts zu den Kommentarregeln.
3
Viele Schweizer KMU leiden bereits unter Trump-Zöllen – die Sonntagsnews
Venezuela fordert vom Rüstungskonzern Ruag eine Rückzahlung von 35 Millionen Euro und die Zürcher Staatsanwaltschaft will Anklage gegen die Anführer der rechtsextremen Gruppierung Junge Tat erheben: Das findet sich in den Sonntagszeitungen.
Die Angebotsmieten dürften laut Angaben des Bundes um drei bis zu fünf Prozent pro Jahr steigen. «Die Nachfrage nach Wohnraum ist nach wie vor grösser als das Angebot», sagte Martin Tschirren, Direktor des Bundesamtes für Wohnungswesen (BWO), der «NZZ am Sonntag». Sollte es also zu keinem wirtschaftlichen Einbruch kommen, müsse mit einer Erhöhung gerechnet werden. Betroffen seien Haushalte, die neu auf den Wohnungsmarkt kämen oder umziehen müssten. Das Wohnthema werde stark politisiert, so Tschirren. Dies führe zunehmend zu Spannungen zwischen Mieter- und Vermieterorganisationen. Eine Ursache sei, dass der Wohnungsmarkt vermehrt als Kapitalanlage diene. Hinzu komme, dass Bauland knapp geworden sei. Früher habe man das Problem der steigenden Nachfrage durch Einzonungen lösen können. Das sei heute nicht mehr möglich, erklärte Tschirren.
Zur Story