Die Fluggesellschaft Swiss steckt im Jahr 2021 nach neun Monaten noch immer tief in den roten Zahlen. Allerdings hat sich die Lage für die Lufthansa-Tochter im Vergleich zum ersten Halbjahr deutlich entspannt. Im dritten Quartal erzielte sie operativ gar einen kleinen Gewinn.
Nachdem die Swiss im Winter wegen erneuter Coronaeinschränkungen beim Reisen äusserst verhalten ins Jahr gestartet war, hat sich die Geschäftslage im weiteren Jahresverlauf stetig verbessert. Bereits im Frühjahr habe eine leichte Nachfrageerholung eingesetzt, die sich in den Sommermonaten noch verstärkte, schreibt die Swiss am Mittwoch in einem Communiqué.
Im dritten Quartal nahm die Reisetätigkeit weiter signifikant zu: Im Juli verzeichnete die Swiss einen Passagierzuwachs von 88 Prozent, im August von 124 Prozent und im September hat sich die Passagierzahl gegenüber dem Vorjahr sogar verdreifacht. Die Vergleichszahlen sind allerdings sehr niedrig, weil die Schweiz und die Welt vor einem Jahr vor einer weiteren, schweren Coronawelle standen.
Die Lust der Schweizerinnen und Schweizer nach Strandferien im Herbst schlug positiv auf die Ergebnisse der Swiss durch. Im saisonal traditionell starken dritten Quartal kletterte der Umsatz der Swiss um 91 Prozent auf 707.8 Millionen Franken in die Höhe. Und operativ resultierte gar ein kleiner Gewinn von 6.7 Millionen.
Es ist das erste positive Betriebsergebnis für die Swiss seit Ausbruch der Coronakrise. In den Sommermonaten sei es gelungen, die erhöhte Kapazität am Markt abzusetzen und die Kosten weiter zu senken, wird Finanzchef Markus Binkert in der Mitteilung zitiert. Zugleich blieb die Frachtnachfrage sehr stark.
Die Swiss baute im Sommer ihr Angebot für Flugpassagiere auf 55 Prozent der Kapazität aus der Vor-Corona-Zeit aus. Gleichzeitig seien die Massnahmen des Restrukturierungsprogramms «reach» eingeleitet worden. So wurde etwa die Langstreckenflotte verkleinert und fünf Airbus A330 Maschinen temporär in den Langzeitparkmodus überführt. Und auch die Verkleinerung der Kurzstreckenflotte habe man an die Hand genommen.
Mit dem «reach»-Programm will die Swiss dauerhaft rund 500 Millionen Franken einsparen. Von der niedrigen Kostenbasis verspricht sich Swiss-Chef Dieter Vranckx mehr Flexibilität bei der Ertragssteuerung. Und zudem werde die Swiss voraussichtlich nicht mehr als die Hälfte ihres Bankenkredits von 1.5 Milliarden Franken in Anspruch nehmen und diesen vor Ablauf der Laufzeit zurückzahlen.
Der Weg zurück zu Normalität im Flugverkehr ist aber noch weit. In den ersten neun Monaten beförderte die Swiss 3.7 Millionen Passagiere. Das sind 15 Prozent weniger als im Vorjahr. Ebenso stark sank die Zahl der durchgeführten Flüge.
Der Umsatz der Swiss fiel in den Monaten Januar bis September um 11 Prozent auf 1.37 Milliarden Franken zurück. Das ist immer noch deutlich weniger als vor der Coronakrise 2019, als sie in derselben Periode einen Umsatz von gut 4 Milliarden eingeflogen hatte.
Auf operativer Ebene verblieb nach neun Monaten ein betrieblicher Verlust von 391 Millionen Franken nach 415 Millionen im vergangenen Jahr.
Auch im Gesamtjahr 2021 rechnet Finanzchef Binkert mit einem «beträchtlichen Verlust». Im laufenden vierten Quartal werde es für die Swiss saisonbedingt nicht möglich sein, an die positiven Zahlen des dritten Jahresabschnitts anzuknüpfen, gibt er zu bedenken.
Viel verspricht sich die Fluggesellschaft von der angekündigten Öffnung des Reisemarkts USA. «Wir gehen davon aus, dass wir unser Angebot im kommenden Jahr auf mindestens 70 Prozent von vor der Krise erhöhen können», ist Binkert optimistisch.
Nicht nur bei der Swiss, sondern auch bei der Muttergesellschaft Lufthansa läuft es besser. Auch die Lufthansa hat im dritten Quartal erstmals seit Beginn der Coronakrise wieder einen operativen Gewinn geschrieben.
Das bereinigte Betriebsergebnis EBIT der deutschen Luftfahrtgruppe lag in dem Quartal bei 272 Millionen Euro vor Restrukturierungskosten, wie die Lufthansa gleichentags mitteilte. In den ersten neun Monaten ist die Lufthansa jedoch ebenfalls tief in den roten Zahlen mit einem bereinigten Betriebsverlust von 1.6 Milliarden Euro. (aeg/sda/awp)