Die Firmengiganten Google, Facebook und Twitter wollen ihre Mitarbeitenden noch bis ins Jahr 2021 im Homeoffice arbeiten lassen. Für viele ist diese Vorstellung ein Graus. Denn der Drang nach Normalität ist zu gross. In Schweizer Unternehmen kehren Angestellte deshalb schrittweise wieder an den Arbeitsplatz zurück – stets mit den nach wie vor strengen Abstands- und Hygieneregeln des Bundes im Hinterkopf.
>> Coronavirus: Alle News im Liveticker
Um die Rückkehr ins Büro mindestens einem Teil der Belegschaft zu ermöglichen, treffen die Konzerne erweiterte Schutz- und Hygienemassnahmen. Der vorgeschriebene Abstand von zwei Metern soll nicht nur zwischen den Mitarbeitenden, sondern auch im Kontakt mit Kunden oder Passagieren stets gewährleistet werden. So empfehlen etwa viele Firmen das Tragen einer Hygienemaske.
Seit Beginn der Coronakrise werden zudem Sitzungen wenn immer möglich per Videotelefonie abgehalten und Geschäftsreisen sind momentan wegen der erschwerten Reisebedingungen sowieso ein Ding der Unmöglichkeit. Die Umfrage bei zwölf grossen Schweizer Konzernen zeigt: Der Alltag, wie wir ihn vor dem Coronavirus kannten, liegt in weiter Ferne. Nach wie vor herrscht Ausnahmezustand.
Bei der Credit Suisse arbeitet die Mehrheit der Mitarbeitenden weiterhin im Homeoffice. Laut Mediensprecher Ronnie Petermann wird aber in enger Abstimmung mit den Empfehlungen des Bundes an der schrittweisen Rückkehr ins Büro gearbeitet. Dafür werden die Hygienemassnahmen unter anderem mit Desinfektionsgel oder Masken sowie weitere Schutzvorkehrungen an den Standorten verstärkt.
In einem Interview mit der Schweizer Illustrierten sagte CEO Thomas Gottstein: «Vieles, was alltäglich war, wie häufige Auslandreisen, wird zur Debatte stehen. Homeoffice und digitales Arbeiten wird sich weiter etablieren.»
Bei der UBS arbeiten 80 Prozent der Belegschaft weltweit nach wie vor im Homeoffice, wie eine UBS-Sprecherin mitteilt. Auch die anfänglich eingeführten Sicherheitsvorkehrungen wie Social Distancing, virtuelle Meetings, Reiseverbote und Split Operations – das räumliche Auftrennen von Teams – werden weiterhin angewendet.
Laut der UBS habe sich das Homeoffice bewährt und bleibe deshalb bis auf weiteres der verfolgte Ansatz. Dadurch sei die Grossbank in der «komfortablen Lage», den Betrieb von zu Hause aus aufrecht zu erhalten und nach und nach Anpassungen vorzunehmen, ohne etwas zu überstürzen oder unnötige Risiken einzugehen.
In den nächsten Wochen werden verschiedene europäische Länder ihre Einreisebestimmungen wieder lockern. Weil dadurch die Nachfrage nach Reisen wieder steigt, nimmt die Swiss bis zu 20 Prozent ihres ursprünglichen Angebots wieder auf. Das entspricht rund 180 Flügen pro Woche.
Damit die Sicherheit und Gesundheit der Passagiere sowie des Bordpersonals gewährleistet sind, empfiehlt die Swiss seit anfangs Mai das Tragen einer Maske, wie Mediensprecher Marco Lipp mitteilt. Zudem werden die Abläufe an Bord angepasst und das Reinigungspaket erweitert. So werden etwa alle Bereiche, mit denen eine Person in Kontakt kommen könnte – beispielsweise die Anschnallgurte – intensiver mit einem speziellen Mittel gereinigt.
Laut Lipp befindet sich ein Grossteil der Bodenmitarbeitenden weiterhin in Kurzarbeit. Deshalb gelte bis auf weiteres auch der Grundsatz, im Homeoffice zu arbeiten.
Nachdem die SBB ihr Angebot wegen des Coronavirus massiv eingeschränkt haben, wird der Fahrplan nun seit dem 27. April wieder schrittweise hochgefahren. Die Kundenbegleiterinnen und -begleiter werden mit Desinfektionsmittel und Hygienemasken ausgestattet, die sie bei Kundenkontakt zu tragen haben, falls der Abstand von zwei Metern nicht eingehalten werden kann.
Diejenigen Mitarbeiter, die von zu Hause aus arbeiten können, kehren nun laut Meier schrittweise in ihre Büros zurück. Leute mit Tätigkeiten nahe am Bahnbetrieb arbeiten noch ab dieser Woche wieder in den Betriebsgebäuden. Die nächsten Erhöhungen in den Büros seien voraussichtlich ab dem 8. Juni geplant.
Das Coronavirus bescherte der Post einen Päckli-Rekord: Der Höchstwert betrug im April 900'000 Pakete pro Tag. Die Anforderungen an die Post seien während der Coronazeit enorm, sagt Mediensprecher Oliver Flüeler. «Die grosse Menge ist erklärbar, waren doch viele Geschäfte geschlossen und wir Menschen haben von zu Hause aus bestellt.»
Um diese gewaltige Paketflut trotz beschränktem Personalbestand wegen der Schutzmassnahmen meistern zu können, hätten Mitarbeitende in den Briefsortierzentren ausgeholfen. «Täglich haben sie rund 130'000 Päckli von Hand sortiert», sagt Flüeler. Jetzt, mit der Lockerung der Massnahmen, erwartet Flüeler eine minimale Entspannung der Lage. Trotzdem bleibe die Zusammenarbeit von Post- und Briefzentren bestehen. Die Erfahrungen hätten bereits vorher gezeigt, dass immer weniger Briefe verschickt werden. Ab Januar 2021 wird die Paket- und Briefverarbeitung bei der Post als Einheit zusammengenommen.
Nach wie vor arbeiten laut Flüeler rund 9000 Büromitarbeitende im Homeoffice. «Sie werden ab Juni etappenweise an ihren gewohnten Arbeitsplatz zurückkehren.» Damit die Empfehlungen des BAG betreffend Schutz- und Abstandmassnahmen weiterhin eingehalten werden können, bleiben vorerst auch die Plexiglasscheiben an den Poststellen sowie die Markierungen am Boden bestehen.
Wegen der strengen Massnahmen des Bundes war das Non-Food-Sortiment der Migros wochenlang abgesperrt. Mittlerweile ist seit Montag alles wieder kaufbar. «Durch die Schliessung zahlreicher Formate war die Migros enorm vom Coronavirus betroffen», sagt Medienspecher Marcel Schlatter.
Jene Mitarbeitende, für die Kurzarbeit beantragt werden musste, erhalten jedoch bis auf weiteres trotzdem den vollen Lohn. Die Migros hat laut Mediensprecher Marcel Schlatter bereits vor der Coronakrise Homeoffice gefördert. Die Mitarbeitenden arbeiten deshalb, wo möglich, weiterhin von zu Hause aus.
Wie die Migros darf auch Konkurrentin Coop seit letzten Montag wieder Non-Food-Produkte verkaufen. Die Freude darüber ist beim Unternehmen gross, wie Sprecherin Marilena Baiatu mitteilt. Für die Mitarbeitenden in der Administration seien seit Mitte März flexible Arbeitszeiten eingeführt worden. Dazu gehöre unter anderem, dass zwei Drittel aller Mitarbeitenden der Administration im Homeoffice arbeiten können. Laut Baiatu besteht diese Regelung auch weiterhin.
Sofern die Anwesenheit am Arbeitsplatz nicht erforderlich ist, empfiehlt Nestlé ihren Mitarbeitenden, weiterhin im Homeoffice zu arbeiten, wie Mediensprecherin Nina Kruchten auf Anfrage mitteilt. Dies gelte insbesondere für Mitarbeitende, die zur Risikogruppe gehören.
«Es gibt aber Mitarbeitende, die wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren wollen», sagt Kruchten. Dafür seien an jedem Standort erweiterte Hygiene- und Abstandsmassnahmen eingeführt worden. Sie sollen die bestmöglichen Bedingungen gewährleisten, um gesund und sicher arbeiten zu können. Kruchten hält fest, dass Nestlé den Mitarbeitenden auch unabhängig vom Coronavirus seit Jahren ein flexibles Arbeitsumfeld mit Homeoffice oder Teilzeitarbeit ermögliche.
Diejenigen Mitarbeitenden, deren Anwesenheit am Arbeitsplatz nicht notwendig sei, arbeiten bis mindestens 8. Juni im Homeoffice. Laut Mediensprecherin Sabrina Hubacher betrifft dies rund 90 Prozent der Mitarbeitenden. «Die Taskforce erarbeitet derzeit Konzepte, wie eine vorsichtige, stufenweise Rückkehr aussehen könnte», sagt Hubacher. Die Swisscom unterstütz das mobile Arbeiten bereits seit Jahren. Ob Mitarbeitende künftig vermehrt Homeoffice machen, ist laut Hubacher noch offen. «Wir wissen aber, dass ein grosser Teil unserer Mitarbeitenden den persönlichen Austausch im Team und mit Arbeitskollegen vermisst.»
Seit anfangs letzter Woche haben alle Swisscom Shops wieder zu den normalen Öffnungszeiten geöffnet.Laut Hubacher sind über die Hälfte der Shops während rund sechs Wochen geschlossen geblieben. Nach wie vor ist aber aufgrund der Vorschriften des Bundes die Anzahl Kunden beschränkt. Desinfektionsmittel, Plexiglasscheiben und das Einhalten der Distanzregeln in den Shops sind laut Hubacher selbstverständlich.
Rund 90 Prozent der Belegschaft haben in den vergangenen Wochen laut Mediensprecher Daniel Zehnder von zu Hause aus gearbeitet. Seit Montag können sie auf Wunsch wieder vermehrt in ihre Büros zurückkehren. «Von gesamthaft rund 10'000 Mitarbeitenden auf dem Novartis Campus arbeiten wieder 1500 auf dem Areal», sagt Zehnder. «Wir empfehlen aber weiterhin Homeoffice. Dadurch wird der öffentliche Raum entlastet.»
Wer wieder an seinen gewohnten Arbeitsplatz zurückkehrt, erhalte ein sogenanntes «Welcome Package» mit Hinweisen zu den Schutzmassnahmen, einem Handdesinfektionsmittel und Masken. Letztere seien vor allem für den Gebrauch von öffentlichen Verkehrsmitteln gedacht. Innerhalb des Unternehmens gebe es keine Maskentragpflicht. Poster und Markierungen am Boden sollen auf den vorgeschriebenen Abstand sowie weitere Verhaltensrichtlinien hinweisen.
Der Pharmakonzern fördere bereits seit Jahren das flexible Arbeiten. «Das grossflächige Einführen von Homeoffice hat uns vor keine besonderen Schwierigkeiten gestellt, da wir technisch dafür ausgerüstet sind», sagt Zehnder.
Die Rückkehr zur Normalität erfolgt auch bei SRF langsam und stufenweise. Seit letzten Montag sind laut SRF-Sprecher Daniel Knoll gegen 20 Prozent wieder zurück an den Standorten. Wann die nächste Stufe erfolge, also wann maximal 40 Prozent der Mitarbeitenden an ihre Arbeitsplätze zurückkehren, sei derzeit noch offen. «Vor Mitte Juni wird es diesbezüglich sicher keine Änderungen geben», sagt Knoll.
Weiterhin uneingeschränkt gelten die vom BAG empfohlenen Hygienevorschriften. Wo der Mindestabstand von zwei Metern nicht eingehalten werden könne – etwa an Schnittplätzen – gelte Maskentragpflicht. SRF werte derzeit zusammen mit den übrigen SRG die Erkenntnisse zum langfristigen Umgang mit Homeoffice aus. «Die Einstellung hat sich in den letzten neun Wochen sicher nachhaltig verändert», sagt Knoll. Homeoffice dürfte folglich bei der SRG künftig vermehrt zur Arbeitsrealität gehören.
Wie alle Medienhäuser spüre auch SRF den starken Ertragsrückgang bei der Werbung, sagt Knoll weiter. SRG-weit dürften Einnahmen in einem hohen zweistelligen Millionenbetrag ausbleiben. Aufgrund des Coronavirus sei innerhalb der gesamten SRG Kurzarbeit für gewisse Bereiche angemeldet worden.
Finde es super, das es bei uns so geregelt wird. Kenne auch einige Unternehmen, bei denen es möglich wäre, aber nicht umgesetzt wird.