Das grosse Schweinebusiness einer kleinen Innerschweizer Firma
Vom Geschäftsdomizil in Bürglen, hoch über dem Lungernsee, bietet sich ein prächtiges Alpenpanorama. In den drei Chalets am Emmetiweg sind verschiedene Firmen untergebracht, so auch seit vier Jahren Emmeti, ein «vertrauenswürdiger Partner für massgeschneiderte Immobilienprojekte», wie es auf der Website heisst.
Aktuell ist Emmeti damit beschäftigt, den «Löwen» in Lungern mit dem Einbau von Appartements und Wohnungen zu «revitalisieren» und um zwei Neubauten zu ergänzen.
Als Sponsor beim «Lungern Seenachtsfest» hat sich die Firma auch im Ortsleben fest verankert. Dabei spielt ihre Musik ganz anderswo: in der industriellen Ferkelzucht und der Schweinemästerei Deutschlands.
Die Katastrophe bei Alt-Tellin
Rückblende. Am 30. März 2021 brach in der Schweinezuchtanlage Alt Tellin, einem Ort in den Ebenen von Mecklenburg-Vorpommern, ein verheerender Grossbrand aus. Bis zu 60'000 Sauen und Ferkel verbrannten jämmerlich. Lediglich 1300 Tiere konnte die Feuerwehr retten.
Erst nach zwei Tagen war das Feuer gelöscht, die Anlage wurde vollständig zerstört. Einen technischen Defekt haben die Ermittler mittlerweile ausgeschlossen; als mögliche Ursachen wären demnach noch fahrlässige oder vorsätzliche Brandstiftung möglich, berichtete etwa der Norddeutsche Rundfunk.
Der Zuchtbetrieb war Teil der Landwirtschaftlichen Ferkelzucht Deutschland (LFD) Holding. Diese stand bereits unter erhöhter Beobachtung, da gegen den Vorbesitzer ein Tierhaltungsverbot ausgesprochen worden war. Nur ein Jahr vor dem Brand war die Holding an eine unbekannte Terra Grundwerte verkauft worden – mit Sitz in Alpnach, Obwalden, Schweiz.
Der Branchenfremde Thomas Strehl, ein seit Jahren in der Zentralschweiz lebender Deutscher, hatte die Firma erst Monate zuvor gegründet. Als ihn Medienschaffende aufspürten, gab er an, nicht nur Verwaltungsrat, sondern auch Inhaber zu sein.
Strehl äusserte sich auch gegenüber CH Media betroffen über den Brand. Er versprach einen Wiederaufbau mit besseren Bedingungen für die Tiere, wenn sich die öffentliche Hand an der Finanzierung beteilige.
Alle Fäden führen in die Zentralschweiz
Kurz nach dem Brand wurde die LFD weiterverkauft. Die Aktienmehrheit (89 Prozent) landete bei einer weiteren Obwaldner Firma, die Evgenis Beteiligungs AG. Zwei Jahre später wurde eine deutsche Gesellschaft zwischen der Schweine-Holding und der Schweizer Gesellschaft geschoben, die Panos Beteiligungs GmbH.
Auch die Minderheit (11 Prozent) der Aktien liegt in der Schweiz, bei der Sirius Stern, einer weiteren Obwaldner Gesellschaft. Der einzige Verwaltungsrat, der Anwalt Othmar Gabriel, ist auch Domizilsgeber.
Gabriel, ein Zögling des legendären Strippenziehers Hans Hess, war international in die Schlagzeilen geraten, weil er 2002 jene 10 Millionen Franken an Katar überwiesen hatte, mit denen sich Deutschland mutmasslich die Austragung der Fussballweltmeisterschaften 2006 erkauft hatte.
Gegenüber der NZZ erzählte er vor zwei Jahren, keinen Grund gesehen zu haben, dem «Wunsch», die Transaktion über sein Treuhandkonto abzuwickeln, nicht zu entsprechen. An Details konnte er sich nicht mehr erinnern.
Dementierte Verbindung zur Lindhorst-Gruppe
Im Schweinezucht-Konzern ist es im Sommer 2025 zu weiteren Veränderungen gekommen. Zum einen hat Strehl die Mandate an die Anwältin Elisabeth Roth-Hauser übergeben. Zum anderen wurde die Firma Evgenis in die Emmetis einfusioniert, womit nun von Bürglen aus etwa die Schweinezucht Fahrbinde, die Sauenhaltung Thierbach oder die Reichertsweiler Ferkel GmbH geführt werden. Andere Zuchtbetriebe blieben bei der Terra Grundwerte.
Direktorin der Beteiligungen ist Julia Mielke – was auf die eigentlichen Besitzer der Gruppe hindeuten könnte. Denn Mielke gehört oder gehörte zum oberen Management der deutschen Lindhorst-Gruppe, einem familiengeführten Agrarkonzern, der mittlerweile auch in Solarenergie und Alterszentren investiert ist.
Die «Allgemeine Zeitung», eine Regionalzeitung aus der Altmark, fragte im Oktober bei Lindhorst nach den Verflechtungen. Die Antwort: Eine solche bestehe nicht und Mielke sei bereits im Mai bei Lindhorst ausgestiegen.
Faktisch werden seit dieser Anfrage die Verbindungsspuren im Internet – etwa auf Instagram – gelöscht. Die «Allgemeine Zeitung» hatte recherchiert, weil in ihrem Einzugsgebiet die zum Komplex gehörende Schweinezucht Binde angesiedelt ist. Diese liegt nach einem illegalen Bau eines Gebäudes mit den Behörden im Clinch.
Emmeti schweigt sich auf Anfragen aus
Mielke ist nicht das einzige Verbindungsglied. Beim Verkauf der LFD an die Terra Grundwerte räumte die Lindhorst-Gruppe ein, den Deal «beratend» zu begleiten. «Correctiv» hat zudem berichtet, ein Lindhorst-Kadermann sei bei vielen LFD-Gesellschaften als Prokurist eingeschrieben.
Die Lindhorst-Spur führt auch direkt in die Schweiz: Emmeti wurde 2021 von Jürgen Lindhorst persönlich gegründet. Im Verwaltungsrat wurde er von Anfang an von Anwältin Roth assistiert. Nach seinem Ausscheiden übernahm sie das Präsidium und ist nun einzige Verwaltungsrätin der Firma.
Auf Anfragen von CH Media über verschiedene Kanäle mochte Anwältin Roth nicht reagieren.
Quellen
- correctiv.org: Die Sonne, der Wald und das grosse Geld (2022)
(aargauerzeitung.ch)
