Der neuste Zollhammer von US-Präsident Donald Trump traf die Schweiz ausgerechnet am 1. August – dem Nationalfeiertag. Während wichtige europäische Börsen bereits am Freitag mit Kursverlusten auf die überraschend angekündigten 39 Prozent Strafzölle auf Schweizer Exportgüter reagierten, blieb die Schweizer Börse aufgrund des Feiertags zunächst geschlossen.
Am Montagmorgen folgte dann der verzögerte Schock an der Zürcher Börse: Der Swiss Market Index (SMI) eröffnete mit deutlichen Verlusten und sackte in der Spitze um bis zu 1,9 Prozent ab. Im weiteren Verlauf des Vormittags setzte allerdings eine leichte Erholung ein. Zu Börsenschluss um 17 Uhr lag der Index nur noch knapp (-0,3 Prozent) im Minus.
Sämtliche SMI-Titel gaben nach der Eröffnung teils deutlich nach – einzige Ausnahme war Swisscom, deren Kurs sich weitgehend stabil hielt. Zu den grössten Verlierern des heutigen Tages gehört auch Barry Callebaut, der grösste Schokoladenhersteller der Welt. Doch auch der Schweizer Labortechnik-Hersteller Tecan und der Personaldienstleister Adecco mussten Federn lassen.
Besonders betroffen waren zudem die Luxusgüterkonzerne Richemont und Swatch, die einen erheblichen Teil ihrer Umsätze auf dem US-Markt erzielen – und somit besonders exponiert gegenüber den neu eingeführten Strafzöllen sind. Beide Titel verzeichneten bei Börsenstart Verluste von über 3 Prozent in der ersten Handelsstunde. Mittlerweile haben sich beide wieder etwas erholt, die Verluste stehen aktuell zwischen 1,5 und 2 Prozent.
Auch wenn die Pharmaindustrie zunächst offiziell von den US-Zöllen ausgenommen wurde, gerieten die Schwergewichte Roche und Novartis deutlich unter Druck. Roche verlor in der Spitze 2,2 Prozent, Novartis rund 1,2 Prozent.
Am Nachmittag rutschte der Kurs der Novartis-Aktie aber gar wieder ins Plus, die EMS-Chemie, Sandoz und Roche blieben aber im Minus. Analysten verweisen zudem auf das Risiko, dass weitere regulatorische Massnahmen oder «Sektor-spezifische» Zollschritte folgen könnten.
Welche Schweizer Unternehmen am stärksten vom Exportgeschäft in die USA abhängen, erfährst du hier:
Seit Januar 2022 stammt fast ein Viertel des Wertes des Schweizer Gesamtexportes vom Export von Pharmaprodukten. Ein Drittel dieser Einnahmen stammt aus den USA. 42 Prozent des Schweizer Handels mit den USA in diesem Zeitraum geht auf diese Branche zurück. Die Pharmafirmen sind in der Schweiz also die mit Abstand am stärksten betroffenen Unternehmen.
Doch Donald Trump hat Novartis, Roche und Co. etwas mehr Aufschub gewährt als anderen Firmen. Denn die 39 Prozent Strafzölle gelten vorerst nicht für die hiesige Pharmaindustrie. Denn diese nimmt der US-Präsident einzeln ins Visier. Vor wenigen Tagen drohte er gar mit 200 Prozent Zöllen, sollten sich die Medikamentenpreise nicht verringern. Bis am 29. September will Trump «bindende Verpflichtungen» sehen.
Der zweite grosse Schweizer Exportschlager in die USA sind Uhrmacherwaren. Hier bewegen wir uns im Vergleich zur Pharmabranche aber in anderen Dimensionen: etwa 6 bis 7 Prozent des Wertes des Schweizer Gesamtexportes seit Januar 2022 gehen auf diese Branche zurück. Dennoch gehen fast 17 Prozent der Exporte in die USA.
Im verwandten Bereich der Präzisionsinstrumente ist die Abhängigkeit von den USA sogar noch etwas grösser: Über 21 Prozent des Exportwertes dieser Branche wurden seit Januar 2022 in den USA erzielt. Immerhin fast 5 Prozent des Schweizer Gesamtexportes werden in dieser Branche erwirtschaftet.
Für den Schweizer Gesamtmarkt wichtiger ist hier die Chemie-Industrie. Über 10 Prozent des Gesamtexportes gehen auf diese Branche zurück. Doch nur etwas mehr als 5 Prozent des Absatzes stammt aus den USA. Dennoch schwächeln Titel von Chemie-Konzernen wie Alcon am Montagmorgen an der Börse.
Wer vom Schweizer Export spricht, muss auch auf die Schokolade verweisen. Tatsächlich macht der Export von Kakao und Zubereitungen aus Kakao nur gerade 0,36 Prozent des Wertes des Schweizer Gesamtexportes aus. Doch auch hier besteht eine gewisse Abhängigkeit von den USA: 8 Prozent des Wertes in den letzten Jahren kam von hier.
Wie den Nachrichten zu vernehmen war, ist das Handelsdefizit von 40 Milliarden fast ausschliesslich darauf zurückzuführen.
Eine Ergänzung diesbezüglich wäre cool... :)