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Migros-Eistee wird 40: Warum ist das Produkt eigentlich so ikonisch?

Le bâtiment de la cooperative Migros Zurich se pare d'une tenue Ice Tea pendant les travaux, en 2022. La bâche fait 40 mètres de de haut.
Ein Bild, das mehr sagt, als tausend Worte. In Zürich, 2022.Image: watson

Der Migros-Eistee wird 40. Darum ist er Kult

Der berühmte Migros-Eistee feiert dieses Jahr sein 40-jähriges Bestehen. Er ist ein Star in den sozialen Medien und profitiert von einem wiedererkennbaren Image, einem attraktiven Preis und einer emotionalen Bindung, die der Orange Riese klug kultiviert.
10.06.2024, 16:5011.06.2024, 09:56
Alberto Silini
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Seine Beliebtheit bei den Schweizerinnen und Schweizern hat ihn zu einer Art nationalem Symbol gemacht, fast gleichwertig mit Uhren oder dem Matterhorn. Sowohl im Alltag als auch in den sozialen Medien, wo er Gegenstand unzähliger Memes ist und im Grunde Legendenstatus erlangt hat.

Die Rede ist vom Migros-Eistee, der dieses Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiert. Im Jahr 1984 wurde die Produktion von Ice Tea (so der offizielle Name) aufgenommen. Eine «Weltneuheit», rühmte sich der Orange Riese und behauptet, es sei sogar «der erste industriell hergestellte kalte Tee der Welt» gewesen.

Le désign d'origine du thé froid Migros, en 1984
Das Ursprungsdesign des Migros-Eistees, 1984bild: Migros

Die Version mit dem Zitronengeschmack war die erste, zwei Jahre später folgte der Pfirsich-Eistee. Mittlerweile gibt es acht verschiedene Geschmacksrichtungen. Doch die ursprüngliche Variante ist laut Migros immer noch die beliebteste. Eine wahre Erfolgsgeschichte, die die Frage aufwirft: Warum gerade er?

Preis und Nostalgie

Alberto Gomez, Gründer der Kommunikationsagentur Antistatique, erklärt die Gründe für diese Eistee-Passion. «Es ist ein sehr zugängliches Produkt», erklärt er. «Und das sowohl in Bezug auf den Preis – es kostet weniger als eine Cola – als auch auf die Platzierung in den Geschäften.»

«Man findet den Eistee an verschiedenen Stellen, z.B. am Eingang oder in der Nähe der Kasse.»
Alberto Gomez, Antistatique

Umso mehr, weil der Eistee «einen hohen Wiedererkennungswert hat», fährt er fort. Und das aus gutem Grund: «Es ist eines der einzigen von der Migros verkauften Getränke, dessen Farbcode sich nie geändert hat.»

Auch der «besondere Geschmack» könne eine Rolle spielen, fügt der Fachmann hinzu. Ein Punkt, der auch von den von uns befragten jungen Leuten angesprochen wurde: «Ich fühle mich, als würde ich nur Wasser mit ein wenig Zitrone trinken», sagt einer. Und noch ein weiteres Element wird erwähnt: Nostalgie. «Bei den 30- bis 40-Jährigen gibt es sicherlich einen Nostalgieeffekt», bestätigt Alberto Gomez.

«Die Verpackung aus Karton ist mit Kindheitserinnerungen verbunden. Ausserdem spricht man von der ‹Migros-Generation›, einer Gruppe von Personen, die aus emotionalen Gründen sehr eng mit dem Detailhändler verbunden sind.»
Alberto Gomez, Antistatique

Nicht zu vernachlässigen: Marketing und Kommunikation. «Neben seinem anfänglichen Erfolg ist der kalte Tee Gegenstand einer Marketing-Aktion der Migros, die ihn für ihre Kommunikationskampagnen einsetzt», sagt der Gründer von Antistatique. «Er ist immer dabei, wenn die Migros ein Produkt bewerben will.»

Das beweist ein Blick auf den Social-Media-Auftritt des Orangen Riesen, wo der Eistee allgegenwärtig ist. Das Gleiche gilt für die Sozialen Medien im Allgemeinen. Tatsächlich ist das Migros-Getränk zu einem echten «Social-Media-Star» geworden, was auch zu seinem Erfolg beigetragen hat, sagt Alberto Gomez.

Social-Media-Star

Social Media hat eindeutig dazu beigetragen, einen Mythos um dieses Produkt aufzubauen, erklärt er. «Auf Instagram nutzen ihn mehrere Accounts, um Memes zu erstellen, in denen es oft um die Rivalität zwischen Pfirsich- und Zitronenkalttee geht, oder zwischen denen von Migros und Coop, usw.».

Ein Beispiel:

Les mèmes sur le thé froid Migros pullulent sur les réseaux sociaux.
Auf Deutsch: Das Rezept des Eistees: ...

Auf Social Media wimmelt es nur so von Memes über Migros-Eistee.
bild: Instagram/swissromande

«Man könnte es mit Cola vergleichen, denn es ruft die gleiche Dynamik ins Leben», fährt Alberto Gomez fort.

«Man ist entweder Team Cola oder Pepsi. Entweder man mag es oder man mag es nicht. Und wenn wir es mögen, ziehen wir bestimmte Varianten anderen vor, wie Cola Zero oder Classic.»
Alberto Gomez, Antistatique

Doch einen grossen Unterschied gibt es: «Im Vergleich zum amerikanischen Riesen unternimmt die Migros einen viel kleineren Marketingaufwand, um ihr Getränk zu bewerben.»

Die Generation Z erobern

Sein Erfolg auf Social Media macht den Eistee jedoch nicht unbedingt zu einem Must-Have-Produkt für die jüngere Generation, meint Alberto Gomez. «Die Generation Z hat nicht dieselbe Zuneigung zur Migros wie ihre Vorgängerin», erklärt er. «Heutzutage gehen junge Leute vorsichtig mit ihrem Geldbeutel um und entscheiden sich oft für das billigste Angebot – unabhängig von der Marke oder dem Einzelhändler.»

«Für sie sind Migros und Coop in erster Linie Geschäfte, in denen man Produkte kaufen kann, genauso wie Aldi oder Lidl.»
Alberto Gomez, Antistatique

Der Einzelhändler scheint sich dessen bewusst zu sein, so der Spezialist: «Die Migros bemüht sich, die Generation Z anzusprechen. Um dieses Ziel zu erreichen, nutzt sie ihre ikonischsten Produkte». Dazu gehört natürlich auch der Eistee.

Ein Beispiel dafür ist die 2022 von der Migros Waadt und dem Designer Sébastian Strappazzon lancierte Kleiderkollektion, die sich speziell an junge Menschen richtet und den ikonischen hellblauen Karton zeigt.

Der Karton des Eistees ist neben anderen Kultprodukten auf einem von Sébastian Strappazzon entworfenen T-Shirt zu sehen.
Der Karton des Eistees ist neben anderen Kultprodukten auf einem von Sébastian Strappazzon entworfenen T-Shirt zu sehen.bild: calypso mahieu

Eine letzte Tatsache könnte schliesslich bedeutend dazu beitragen, den Erfolg des Getränks zu erklären: Nach Angaben der Migros trinkt der durchschnittliche Schweizer 30 Liter Eistee pro Jahr. Damit ist die Schweiz in diesem Bereich «Europameisterin».

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66 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pinhead
10.06.2024 17:23registriert Oktober 2016
Wurde auch Kult wegen den verschiedenen Tetrapak-Grössen. Die kleine Version mit Röhrli für Kinder, da gab es noch 0.5l-Grösse (war beliebt bei Lehrlingen). Die 2l-Version war das ultimative Kiffergetränk, nichts war besser für ausgetrocknete Kehlen nach einem grossen Joint.
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FromB
10.06.2024 16:53registriert Oktober 2020
Nicht zu vergessen der eine oder andere kleine Eistee-Flaschen-Skandal...
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JasCar
10.06.2024 18:58registriert Juli 2015
Ich lebe seit bald zehn Jahren nicht mehr in der Schweiz. Ich vermisse ehrlich gesagt nur weniges:
Freunde und Familie, das Gesundheitssystem und die soziale Sicherheit, Zweifel Paprikachips und Migros Eistee.
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66
    In diesem Punkt ist die Schweiz die Nummer 1 der Welt
    Die Schweiz ist einer Studie zufolge neu das wettbewerbsfähigste Land der Welt.

    Sie verdrängte im neusten World Competitiveness Ranking des Lausanner Wirtschaftsinstituts IMD Singapur und Hongkong auf die Plätze zwei und drei.

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