In einer Zeit starker Preissteigerungen kann sich die Schweiz kaum beklagen: Mit um 3,3 Prozent höheren Preisen im Januar (im Vergleich zum Januar 2022) liegt die Inflation hierzulande weit unter dem europäischen Durchschnitt.
Wie der Schweizer Online-Vergleichsdienst Comparis in Zusammenarbeit mit der KOF (Konjunkturforschungsstelle der ETH) zeigt, ist «Inflation» allerdings nicht immer gleich Inflation. Der gefühlte Preisanstieg, der demnach näher am gelebten Alltag von Schweizerinnen und Schweizern liegen soll, liegt nämlich höher.
Im Januar stiegen die Preise in der Schweiz gemäss Bundesamt für Statistik um 3,3 Prozent, im Vergleich zum Vorjahresmonat. Diese Zahl liegt am oberen Rand dessen, wovon Ökonomen im Vorfeld ausgingen. Der relativ starke Anstieg, insbesondere für Schweizer Verhältnisse, ist vor allem auf die Strompreise zurückzuführen: Der Preis für Elektrizität nahm sprunghaft um rund einen Viertel zu. Dies, weil die Strompreise in der Schweiz nur einmal pro Jahr angepasst werden – jeweils im Januar.
Die gefühlte Inflation liegt allerdings höher als der offiziell ausgewiesene Landesindex der Konsumentenpreise (LIK), wie Comparis schreibt – und zwar bei 3,8 Prozent. Das sind immerhin 15 Prozent mehr.
Der LIK misst Preisveränderungen anhand eines repräsentativen Warenkorbs von über 1000 Waren und Dienstleistungen. Der Index umfasst 12 Hauptkategorien, darunter befinden sich auch langfristige Investitionen und Wohnungsmieten.
Im Comparis-Index wurde hingegen ausschliesslich die Preisentwicklung von regelmässig konsumierten Gütern wie zum Beispiel Lebensmitteln, Medikamenten oder Kleidung berücksichtigt. Demnach wurde die Teuerungsrate um inflationsdämpfende Faktoren wie Mieten oder andere dauerhafte Güter bereinigt. So soll der alltägliche Konsum – und dadurch die «gefühlte Inflation» – besser abgebildet werden.
Auf Anfrage erklärt Comparis dazu: «Im Vordergrund bei der Konstruktion vom Comparis-Konsumentenpreisindex zur ‹gefühlten› Inflation steht die Annahme, dass Preise von häufig gekauften Gütern stärker wahrgenommen werden als bei Mieten und dauerhaften Gütern.» Diese würden deshalb aus dem Index ausgeschlossen.
Comparis verknüpft die LIK-Daten unter anderem mit der Haushaltsbudgeterhebung (HABE), die einen detaillierten Einblick in die Einnahmen und Ausgaben der Schweizer Wohnbevölkerung ermöglicht. So kann die Studie zusätzlich Aussagen über verschiedene Einkommensklassen oder Haushaltstypen machen.
Demgemäss hat sich das Leben im Vergleich zum Vorjahr für die tiefste Einkommensklasse am stärksten verteuert. Der Konsumentenpreisindex ist für diese Klasse um 3,9 Prozent gestiegen – bei mittleren bis hohen Einkommen um 3,7 Prozent.
Nach Haushaltstyp sind es Paare ab 65 Jahren ohne Kinder, die aktuell mit einer Teuerungsrate von 4,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr die Inflation am stärksten spüren. Ausserdem zeigte sich, dass die Preissteigerung in der italienischen Schweiz etwas stärker ausfiel als in den restlichen Gebieten.
Unter den Produkten hat sich gemäss Comparis-Analyse keines so stark verteuert wie das Fliegen: Der Preis stieg um fast 40 Prozent. Rang 2 in der Teuerungsliste belegt die Energie zum Heizen (Gas, Heizöl, Brennholz und Fernwärme). Der obengenannte Preisanstieg für Elektrizität (plus 25,5 Prozent) war der drittstärkste.
«Mit der starken Erhöhung der Strompreise ist die Inflation bei einem grossen Teil der Bevölkerung noch stärker ins Bewusstsein gerückt. Auch wenn sich die Teuerung im Jahresverlauf wieder leicht zurückbilden sollte, wird sie uns noch eine ganze Zeit beschäftigen», schätzt Michael Kuhn, Finanzexperte bei Comparis, die Ergebnisse ein.
Tatsächlich dauerte es primär wegen der späten Preisanpassungen beim Strom in der Schweiz länger, bis der Höhepunkt der Inflation erreicht wurde – respektive wird, sollte es in diesem Monat noch weiter nach oben gehen.
In der Eurozone hingegen ist die Inflation bereits wieder am sinken: Gemäss Eurostat wird für Januar 2023 eine Inflationsrate von 8,5 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahresmonat erwartet. Sie liegt damit um 0,7 Prozentpunkte tiefer als noch im Dezember (9,2 Prozent).
(lak)
Mineralwasser? im Wasserschloss Europas?
Luftverkehr sogar billiger? stimmt… Kerosin produzieren wir ja selber… 😂
Ich verstehe vieles nicht in der Tabelle…. Inflation scheint der Selbstbedienungsladen der Wirtschaft zu sein, der Arbeitssklave zahlt die Zeche…
Das Problem ist doch, dass einige Kosten nicht in die Berechnung der Inflation einfliessen, weshalb ein völlig falsches Bild entsteht und Arbeitgeber zu wenig Teuerungsausgleich bezahlen, selbst wenn sie die volle, offizielle Inflation ausgleichen würden…
Fakt ist: Viele Schweizer haben netto weniger auf dem Konto!!!