Anfang Juli schien die Welt für On noch in Ordnung. Am Hauptsitz in Zürich weihten die drei Gründer der rasant wachsenden und erst 15 Jahre alten Schuhfirma ihre neueste Produktionswerkstätte ein. Dort sprayen vier Roboter innert weniger Sekunden das Schuhwerk auf die Sohle. Damit wollen Olivier Bernhard, Caspar Coppetti und David Allemann die Automatisierung vorantreiben, da – wie sie oft betonen – heute ein Schuh in der Produktion durch rund 250 Hände gehen muss. Die Eröffnung wurde mit Häppchen und Drinks gefeiert.
Doch wie vielen anderen Firmen auch macht ihnen nun Donald Trump einen Strich durch die Rechnung mit seiner Zollpolitik. Denn On lässt seine Treter in Vietnam und Indonesien herstellen. Dank der tiefen Produktionskosten vor Ort und dem Premium-Image im Verkauf kann die Firma, an der der Schweizer Tennis-Star Roger Federer beteiligt ist, fette Margen verbuchen.
Dies könnte sich mit den US-Zöllen ändern. Zwar sei ihre Industrie schon immer mit Zöllen konfrontiert gewesen, sagt On-Chef Martin Hoffmann im Gespräch mit Schweizer Journalisten im Rahmen der Bekanntgabe der Halbjahreszahlen. Doch nun seien Schuhe aus Indonesien plötzlich mit einem Zollsatz von 39 Prozent und solche aus Vietnam mit 40 Prozent belegt.
Bereits zuvor sah sich On gezwungen, die Preise in den USA anzuheben. Per Juli habe man «bei einer Auswahl von Produkten» die Preise um 10 Dollar angehoben, sagt Hoffmann. So koste nun ein Paar beispielsweise 130 statt 140 Dollar. Betroffen seien insbesondere Lifestyle-Schuhe, weniger hingegen Lauf- und Tennisschuhe. «Das hilft, die Zolleffekte aufzufangen.»
Auf die Frage, ob weitere Preiserhöhungen nötig werden, antwortet Hoffmann ausweichend. «Als schnell wachsende Premium-Marke haben wir eine Vielzahl an Möglichkeiten, um auf die Zölle zu reagieren.» Zudem sei es nicht die erste Herausforderung, mit der man konfrontiert sei. In der Vergangenheit seien beispielsweise die Frachtkosten durch die Decke gegangen, wobei sich diese später wieder normalisiert hätten. Und während der Coronapandemie sei die Lagerbewirtschaftung schwierig gewesen.
«Es gibt eine Reihe von Massnahmen, die wir anschauen werden», sagt Hoffmann. Es gäbe Produkte, die man teurer verkaufen könne. Und auf der Kostenseite habe man in Skaleneffekte in der Produktion investiert. Zudem sei man besser darin geworden, mit Frachtkosten umzugehen.
Entsprechend optimistisch zeigt sich Hoffmann bei der Prognose für das Gesamtjahr. Er erwartet einen Nettoumsatz von mindestens 2,91 Milliarden Franken – nach 2,32 Milliarden Franken im Vorjahr. Die Profitabilität soll weiter gesteigert werden. Bei der Bruttomarge wird ein Wert von rund 61 Prozent angepeilt.
Im ersten Halbjahr zeigten denn auch keine Bremsspuren an den On-Sohlen. Im Gegenteil: Zuletzt resultierte umsatzmässig ein weiteres Rekordquartal mit einem Plus von 32 Prozent. Deutlich stärker als das Schuhgeschäft wuchs dabei das Modegeschäft, in dem On mit athletischen Shorts und Shirts zunehmend Fuss fasst. Am kräftigsten legte die Verkaufsregion Asien zu, wo der Umsatz mehr als verdoppelt werden konnte.
Allerdings vermiest der Franken On das Schlussresultat. Denn der Vorjahresquartalsgewinn von 30,8 Millionen Franken schrumpfte um 232,7 Prozent, womit unter dem Strich ein Verlust von 40,9 Millionen Franken steht. Das sei ein reines Buchhaltungsthema, versichert Hoffmann. «Der Schweizer Franken hat unglaublich an Stärke gewonnen gegenüber dem US-Dollar.» Und viel Inventar und Bargeld der Firma sei nun mal in Dollar bewertet. Wenn sich das wieder ändere, komme auch der Gewinn wieder zurück.
Und was ist mit den neuen, von Robotern hergestellten Spray-Schuhen aus Zürich, die plötzlich mit dem Schweizer Zolltarif von 39 Prozent belegt sind? «Die Beziehung Schweiz-USA hat für uns aufgrund des Produktions- und Warenflusses für uns keine Bedeutung», sagt Hoffmann. Die Exporte aus der Schweiz seien für On wirtschaftlich vernachlässigbar.
Dennoch stehe das Projekt in Zürich für das Vorhaben, mehr Geld in die Automatisierung zu investieren, was künftig auch die Verlegung von Produktionsstätten einfacher machen werde. «Das wird passieren», sagt Hoffmann. «Gerade sind wir daran, in Asien eine Produktionsstätte aufzubauen für mehr Volumen als die vier Roboter in Zürich.» Sprich: Zürich bleibt in erster Linie der Bürohauptsitz der Schuhfirma, die Produktion geschieht auch in Zukunft im Ausland – egal, ob von Menschen- oder Roboterhand. Ob dabei auch die USA infrage kommen, um Donald Trump zu hofieren, liess Hoffmann unbeantwortet.
Man muss schon sehr tiefe Ansprüche haben, wenn man für 3 Sekunden Schäumen 400.- Eier ausgibt. Da muss man aus Prinzip Nein sagen.
Unser Roger freuts..