«Ich sehe wunderbare Dinge!», rief der britische Archäologe Howard Carter aus, als er am 4. November 1922 KV62 betrat – das Grab des Tutanchamun im Tal der Könige in West-Theben. Allein schon in der Vorkammer wurde er geblendet von all dem glänzenden Gold, das den Thron, die Streitwagen und die tierköpfigen Ritualbetten zierte, darunter lagen seltsame, eierförmige Gipsschalen voll mit konserviertem Rinderrund und Gänsefleisch. Der Pharao sollte auf seiner Reise durchs Jenseits nicht verhungern.
Nicht ganz so wunderbare Dinge sieht nun, 103 Jahre später, an einem Morgen Ende Februar, der britische Archäologe Piers Litherland, als er die Grabkammer C4 betritt, die 2,4 Kilometer westlich des Tals der Könige liegt. Doch als sein Blick zur Decke schweift, weiss er, dass er sich in einem Pharaonengrab befindet: Sie ist blau bemalt und von ihr herunter funkeln gelbe Sterne. Es ist das Grab von Thutmosis II., der vor 3500 Jahren lebte, ein Abkömmling der 18. Dynastie, wie Tutanchamun einer war, nur regierte er rund 160 Jahre vor diesem, von 1493 v. Chr. bis 1497 v. Chr.
Er war der Halbbruder von Hatschepsut, die nun, nach dem Tod ihres Vaters und Pharaos Thutmosis I., mit ihm verheiratet wurde, um seine Position zu stärken. Denn eigentlich war der etwas kränkliche Junge für den Thron gar nicht vorgesehen, aber die eigentlichen Anwärter, seine Halbbrüder, waren beide früh gestorben. Hatschepsut hingegen hatte die Regierungsgeschäfte ihres Vaters mitverfolgen dürfen, sie hatte ihn auch auf dessen Kriegszügen begleitet, die dem ägyptischen Reich die grösste territoriale Ausdehnung in seiner Historie bescherte. Und sie bekam von ihm den Priesterinnen-Titel «Gottesgemahlin des Amun». Tutore studierten mit ihr die Skripte über den Schöpfer- und Fruchtbarkeitsgott und die Rituale zu dessen Anrufung.
Thutmosis II. starb nach nur ca. vier Jahren Regierungszeit. Und weil er keinen männlichen Nachkommen mit seiner Gemahlin hatte, ging die Macht auf den Sohn über, den er mit einer Nebenfrau gezeugt hatte: Thutmosis III. aber war noch ein Kleinkind, und so übernahm die etwa 16-jährige Hatschepsut die Regierungsgeschäfte für ihren Stiefsohn.
Sie wird als zweite Pharaonin in die Geschichte eingehen. Als die Königin, die sich mit männlichen Körpermerkmalen und traditionell männlicher Kleidung wie Widderhörnern und einem falschen Bart darstellen liess. Als die leibhaftige Tochter des Gottes Amun-von-Karnak, wie eine Inschrift in ihrem Totentempel verrät. Auf diese Weise legitimierte sie ihre Herrschaft als weiblicher Pharao.
Als Piers Litherland aus der Grabstätte herauskommt und seine wartende Frau sieht, bricht er in Tränen aus. Er und sein Team hatten Monate damit zugebracht, die Treppe zum Grab von den Trümmern zu befreien, das Werk einer übergeschwemmten Wassermasse. Und all die Zeit waren sie davon ausgegangen, dass es sich um die Ruhestätte einer königlichen Gemahlin handelte. Nachdem sie aber «durch einen zehn Meter langen Gang gekrochen waren, der oben eine kleine vierzig Zentimeter breite Lücke hatte», war endlich klar: Sie standen im letzten unentdeckten Königsgrab der 18. Dynastie.
Thutmosis II. selbst liegt aber schon lange nicht mehr darin. Nach der Flut, die wohl kurz nach seiner Bestattung gewütet hatte, brachte man die Mumie und mit ihr auch viele der Grabbeigaben durch einen Nebenkorridor hinaus an einen anderen Ort.
Gefunden wurden die sterblichen Überreste des Pharaos bereits 1881 zusammen mit mehr als vierzig anderen königlichen Mumien in einem Depot, wo man sie vor Grabräubern versteckt hielt. Heute sind sie im National Museum of Egyptian Civilization in Kairo zu sehen.
Deshalb war das Grab, das Litherland betrat, ziemlich leer. Auf den Brocken der zerbröselten Wände fanden er und sein Team jedoch Szenen und Passagen aus dem Amduat, einem Text, der allein verstorbenen Königen vorbehalten und ihnen als Orientierung im Jenseits dienen sollte. Das Durchsieben von tonnenweise zerbrochenem Kalkstein förderte dann auch ein paar Fragmente von Alabastergefässen mit Inschriften zutage, die Thutmosis II. als «verstorbener König» nennen und Hatschepsut als seine königliche Gemahlin ausweisen.
Wo aber ist der Rest der Grabbeigaben hingebracht worden? Existiert ein zweites, womöglich sogar intaktes Grab? Die Möglichkeit besteht. Und Litherland und sein Team haben auch schon eine ungefähre Vorstellung davon, wo es sich befinden könnte.
(rof)
Bitte genauer recherchieren: Vor 32'000 Jahren war das Jungpaläolithikum. Thutmosis herrschte jedoch in der Spätbronzezeit, zehntausende Jahre später.
Die einzigen, die von komplexen Hochkulturen schon vor zehntausenden von Jahren reden (vor allem ja in Zusammenhang mit Pyramiden), sind ja Anhänger von so Pseudoarchäologen wie Graham Hancock, die aktuell durch Netflix noch Aufwind bekommen...