Bis zu 4500 Meter dick ist das antarktische Eisschild. Doch wie sieht es eigentlich unter der mächtigen Eisplatte der Antarktis aus? Welche Landschaft erstreckt sich unter den Millionen von Kubikkilometern Eis? Diesen Fragen gehen Forschende unter der Leitung des British Antarctic Survey (BAS) seit sechs Jahrzehnten nach. Letzte Woche präsentierten sie nun die bislang genaueste Karte der antarktischen Landmasse.
Für die Karte mit dem Namen Bedmap3 wurden Vermessungsdaten aus mehr als 60 Jahren ausgewertet – Informationen, die von Flugzeugen, Satelliten, Schiffen und sogar per Hundeschlitten gesammelt wurden.
Die Karte enthüllt die Antarktis als stark zerklüfteten Kontinent mit Bergen und Canyons. Westantarktika würde in drei grosse Teile zerfallen: die Antarktische Halbinsel, das Marie-Byrd-Land und das Vinson-Massiv. Ostantarktika bestünde aus einer Landmasse mit riesigen Buchten und Fjorden und wäre übersät mit vielen Seen und Binnenmeeren.
Die Forscherinnen und Forscher stellten weitere, neue Erkenntnisse fest: So galt als Ort mit der dicksten Eisschicht bislang das Astrolabe-Becken im Adélie-Land. Doch die neuen Daten zeigen nun, dass ein noch namenloser Canyon mit einer 57 Meter dickeren Eisschicht überzogen ist. Konkret türmt sich das Eis hier 4757 Meter hoch – damit übertrifft die Eisschicht sogar die Höhe der Dufourspitze, die mit 4634 Metern der höchste Berg der Schweiz ist.
Ausserdem fanden die Wissenschaftler heraus, dass der Eisschild dicker ist als bisher angenommen, vor allem am Rand des Kontinents, wo das Eis Kontakt zum Ozean hat.
Weiter enthüllte Bedmap3, dass das komplette Antarktis-Eis mit dem schwimmenden Schelfeis ein Volumen von 27,17 Millionen Kubikkilometern hat – das entspricht mehr als sechsmal dem Inhalt des Mittelmeeres. Durchschnittlich ist das Eis in der Antarktis 1948 Meter dick. Schmilzt alles weg, würde der Wasserspiegel auf der Welt um rund 58 Meter steigen.
Aktuell liegen 46,7 Prozent der gesamten Fläche des antarktischen Kontinents unterhalb des Meeresspiegels, wie Bedmap3 verrät. Das würde beim Schmelzen des Eises trotz des Anstiegs des Meeresspiegels aber nicht so bleiben.
Denn drückt das Eis nicht mehr auf die darunterliegende Erdkruste, beginnt sich diese langsam wieder zu heben. Wohl um mehrere hundert Meter, allerdings würde sich dieser Prozess über mehrere Tausend Jahre hinziehen. Einen Eindruck, wie die Antarktis nach der sogenannten isostatischen Landhebung aussehen könnte, lieferten Forschende bereits 2022:
(pre)