Am 11. Juni um 9.44 Uhr ist wieder Vollmond. Was diesen speziell macht: Er wird besonders tief am Horizont stehen – so tief wie seit 2007 nicht mehr. Nur alle 18,6 Jahre bewegt sich der Vollmond so knapp über dem Horizont; das nächste Mal wird dies also erst im Jahr 2043 der Fall sein. Es handelt sich allerdings nicht um einen sogenannten Supermond (siehe unten), da er nicht nah genug an die Erde herankommt.
Dennoch wird er aufgrund von atmosphärischen Effekten spektakulär wirken: Da der Weg des Mondlichts nahe am Horizont durch die Atmosphäre länger ist, wird kurzwelliges blaues Licht stärker gestreut, weshalb der Mond in goldenen bis orange-rötlichen Farbtönen erscheint. Zugleich verstärkt die sogenannte Mondillusion das Spektakel. Es handelt sich dabei um eine optische Täuschung, die dafür sorgt, dass der Mond in Horizontnähe grösser wirkt.
Ausserdem ist der Juni-Vollmond ein sogenannter Erdbeermond. Was das ist und was hinter all den vielen Bezeichnungen für spezielle Monde steckt, erfährst du in dieser Übersicht. Bevor wir aber den Blick auf die Liste von Erdbeermond bis Supermond richten, folgt zuerst eine kurze Erklärung, welche Himmelsmechanik überhaupt dazu führt, dass der Mond als Vollmond, Halbmond oder Neumond in Erscheinung tritt.
Im All dreht sich eine ganze Menge. Die Erde dreht sich um sich selbst, zugleich umkreist sie die Sonne, während sie selbst vom Mond umkreist wird. Dieses komplexe Zusammenspiel von Drehungen bestimmt, welcher Himmelskörper wann und wo vom Licht der Sonne beschienen wird. Der Mond leuchtet selber nicht; was wir als Mondschein wahrnehmen, ist reflektiertes Sonnenlicht. Wenn die Erde besonders nahe an der Sonne steht und sich der Mond zugleich an seinem erdnächsten Punkt befindet, ist der Vollmond etwa 22 Prozent heller als im umgekehrten Fall. Selbst dann ist sein Licht immer noch etwa 400'000-mal weniger hell als das Sonnenlicht.
Der Mond umkreist die Erde auf einer Bahn, die nicht genau auf der gleichen Ebene wie die Erdumlaufbahn (Ekliptik) liegt, sondern ihr gegenüber um etwa 5,1 Grad geneigt ist. Deshalb kommt es nur selten dazu, dass die Erde ihren Trabanten mit ihrem Kernschatten vollständig verdunkelt – dann liegt jeweils eine Mondfinsternis vor. Der Phasenwechsel von Vollmond zu Neumond und zurück entsteht dadurch, dass die Mondkugel stets nur auf einer Seite von der Sonne angestrahlt wird.
Diese beleuchtete Halbkugel erscheint von der Erde aus – abhängig vom Winkel zu Sonne und Mond – als Vollmond, als Mondsichel, als Halbmond oder als Neumond. So sehen wir einen Vollmond, wenn der Mond der Sonne genau gegenübersteht (Opposition), wenn also Sonne, Erde und Mond auf einer Linie stehen. Halbmond ist dann, wenn der Mond im rechten Winkel zur Sonne steht, und Neumond dann, wenn er sich zwischen Sonne und Erde befindet (Konjunktion). Der Vollmond befindet sich daher auf der Nachtseite der Erdkugel, während Neumond immer tagsüber ist. Der abnehmende Mond steht gegen Morgen am Himmel, der zunehmende am frühen Abend.
Der Erdbeermond hat nichts mit Astronomie zu tun. Der Name für den Juni-Vollmond geht nicht auf irgendeine rötliche Färbung zurück, sondern auf eine jahreszeitliche Koinzidenz. Bei den Algonkin, einem Stamm nordamerikanischer Ureinwohner, war der Juni die Zeit der Erdbeerernte, weshalb der entsprechende Vollmond diese Bezeichnung erhielt. Wie beim Blue Moon (siehe unten) handelt es sich hier um eine modische Übernahme aus dem angloamerikanischen Kulturraum.
Auch die Bezeichnung «Honigmond» stammt wohl aus Nordamerika. Sie dürfte im Gegensatz zum Erdbeermond tatsächlich etwas mit der Farbe unseres Trabanten zu tun haben: Da der Vollmond um die Zeit der Sommersonnenwende am 21. Juni relativ niedrig über dem Horizont steht, kann er etwas gelblich wirken – was in Nordamerika offenbar an Honig erinnerte. Der Begriff «Honeymoon» für die Hochzeitsreise dürfte ebenfalls damit zu tun haben, denn die Monate Juni und Juli sind beliebt für Hochzeiten. Ebenfalls auf indigene Völker Nordamerikas geht der Name «Pink Moon» zurück. Sie haben den April-Vollmond, den ersten Vollmond im Frühjahr, nach der Farbe einer rosa blühenden Pflanze benannt, dem Phlox (Flammenblumen).
Ein Blutmond – manchmal auch Kupfermond genannt – ist im Gegensatz zum Erdbeermond ein astronomisches Phänomen. Es tritt während einer totalen Mondfinsternis auf. Der Mond befindet sich dann zwar vollständig im Erdschatten, bleibt aber sichtbar, da das Streulicht der Sonne durch die Erdatmosphäre in den Schattenkegel hinein gebrochen wird. Der Mond nimmt dann aber eine dunklere Färbung – von dunkelgelb über orange bis rötlich-braun – an. Dies liegt daran, dass die Moleküle in der Erdatmosphäre die kurzwelligen blauen Anteile des Lichts stärker filtern, sodass vornehmlich langwelliges rotes Licht den Mond erreicht und beleuchtet.
Ein sogenannter Blue Moon («Blauer Mond») hat wiederum keinerlei astronomische Bedeutung, sondern ist ein rein kalendarisches Ereignis: Es handelt sich um die Bezeichnung für einen zweiten Vollmond innerhalb eines Monats im heute gebräuchlichen gregorianischen Kalender. Ursprünglich war tatsächlich ein Mond so genannt worden, der wegen Vulkanausbrüchen oder ähnlicher Einflüsse bläulich erschien. Mit der Zeit verschob sich die Bedeutung aber zu der heute üblichen.
Ein Blue Moon tritt im Durchschnitt rund alle 2,72 Jahre auf. Betroffen sind naturgemäss häufiger Monate mit 31 Tagen, während im Februar kein Blue Moon möglich ist, da er mit 28 Tagen (oder 29 in einem Schaltjahr) kürzer ist als die Zeit zwischen zwei Vollmonden. Analog zum Blue Moon gibt es auch den Black Moon oder Schwarzmond – dies ist ein zweiter Neumond in einem Kalendermonat. Im aktuellen Jahr 2025 gibt es übrigens keinen Blue Moon; der nächste findet am 31. Mai 2026 statt.
Blue Moon kann sich auch auf den dritten Vollmond in einer der vier Jahreszeiten beziehen, wenn diese vier Vollmonde hat. Zur Abgrenzung vom monatlichen Blue Moon wird ein solcher Blue Moon mit dem Adjektiv «jahreszeitlich» versehen. Analog gilt dies auch für den Black Moon.
Auch der Blumenmond hat keine astronomische Bedeutung. Es ist schlicht eine Bezeichnung für den Vollmond im Mai, wenn – zumindest auf der Nordhalbkugel – viele Blumen ihre Blütezeit haben. Angelehnt an den Begriff «Wonnemonat» für den Mai ist manchmal auch von «Wonnemond» die Rede. Beim Wortbestandteil «Wonne» denken wir natürlich an die Freuden des Frühlings, doch der Wonnemonat könnte statt auf das althochdeutsche wunni («Freude») auch auf den althochdeutschen wunnimanod zurückgehen, was «Weidemonat» bedeutet. In diesem Monat wurde das Vieh auf die Weide (wunne) getrieben.
Der Blumen- oder Wonnemond ist eine der vielen Mondbezeichnungen, die parallel mit den entsprechenden alten Monatsnamen aus landwirtschaftlichen, saisonalen Gegebenheiten hervorgegangen sind. So nannte man früher den Januar-Vollmond auch «Eismond», «Hartung» oder «Hartmond», Letztere wohl aufgrund des harten, gefrorenen Bodens im Januar. Der Vollmond im Februar hiess «Taumond» oder «Schmelzmond», aber auch «Hungermond» – im Februar gingen die Vorräte allmählich zur Neige, und nicht selten mussten die Leute hungern.
Weitere traditionelle Namen für Vollmonde:
«Supermond» ist ein geläufiger Ausdruck in den Medien, wird aber – wie sein Gegenteil «Minimond» – in der astronomischen Fachsprache kaum verwendet. Gleichwohl verbergen sich astronomische Realitäten hinter den beiden Begriffen, und sowohl der Super- wie der Minimond beeinflussen aufgrund ihres unterschiedlichen Abstands zur Erde die Gezeiten unterschiedlich.
Die unterschiedliche Entfernung unseres Trabanten zur Erde verdankt sich der Tatsache, dass die Umlaufbahn des Mondes keinen perfekten Kreis bildet, sondern eine Ellipse. Wenn er sich zum Zeitpunkt eines Vollmonds besonders nah an der Erde befindet, im sogenannten Perigäum, erscheint er uns etwas grösser und heller als sonst und wird daher als «Supermond» bezeichnet. Umgekehrt ist von einem «Minimond» die Rede, wenn der Trabant am weitesten von unserem Planeten entfernt ist (Apogäum). Die beiden Distanzen betragen im Schnitt 356'410 sowie 406'740 Kilometer.
Der Unterschied in der Grösse der sichtbaren Mondscheibe zwischen Super- und Minimond beträgt 14 Prozent. Das klingt beeindruckend, doch dieser Unterschied ist mit blossem Auge nicht zu erkennen – oder wäre es nur dann, wenn man die beiden Mondscheiben gleichzeitig direkt nebeneinander am Nachthimmel vergleichen könnte.