Der sozioökonomische Status beeinflusst das Krebsrisiko – zu diesem Schluss kommt zumindest ein deutsches Forschungsteam. In einer Studie wurden Bezirke in acht Bundesländern auf deren sozioökonomischen Status geprüft und mit der Anzahl an Krebs-Neuerkrankungen verglichen.
Die Bezirke wurden dabei je nach sozioökonomischem Status in fünf Quintile – also fünf Kategorien mit je der gleichen Anzahl an Einheiten – eingeteilt. Für die Berechnung dieses Status sind Faktoren wie Einkommen, Beschäftigungsquote, Ausbildung, Umwelt und Sicherheit entscheidend. Die höchste Kategorie ist dabei vor allem in Bayern präsent, während das schlechteste Quintil (Q5) im Saarland und im restlichen südlichen Westen Deutschlands prävalent ist. Die neuen Bundesländer (ehemals DDR) sowie Baden-Württemberg und Hessen waren mangels kompletter Datenlage nicht Teil der Untersuchung.
Die Krebs-Neuerkrankungen der Bezirke wurden anschliessend auf die passenden Quintile verteilt und miteinander verglichen.
Die gute Nachricht zuerst: In allen Quintilen nahm die Anzahl an Krebs-Neuerkrankungen ab. Allerdings ist der Rückgang nicht in allen gleich gross: Das bestgestellte Quintil hat die geringste Anzahl Krebserkrankungen. Diese Zahl nimmt dann mit jeder sozioökonomischen Kategorie ab – und das mit der Zeit immer stärker: Zwar beobachtete man die Entwicklung bereits 2007, aber 2018 haben sich die Unterschiede zwischen den sozioökonomischen Klassen sogar nochmals verstärkt.
2007 lag der Unterschied zwischen dem bestgestellten und dem tiefsten Quintil bei der totalen Anzahl an Krebs-Neuerkrankungen noch bei 6 Prozent, 2018 lag der Unterschied dann schon bei 22 Prozent.
Am extremsten sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen sozioökonomischen Klassen beim Lungenkrebs: Bereits 2007 gab es in den sozial schwächeren Regionen im Schnitt 44 Prozent mehr Fälle von Lungenkrebs. Diese Zahl hat sich bis 2018 aber fast verdoppelt und lag da bei 84 Prozent.
Anders als man vermuten würde, so die Autoren der Studie, liege der Grund für die Unterschiede nicht an einer medizinischen Unterversorgung. So seien in den sozial schwächeren Regionen gleich viele Ärztinnen und Ärzte sowie medizinische Einrichtungen vorhanden wie in den bessergestellten Regionen. Viel entscheidender sind laut der Studie andere Faktoren, wie mangelnde Bewegung, schlechte Essgewohnheiten und die stärkere Tendenz der sozial schlechter gestellten Bevölkerung zu rauchen.
Das Problem sei deshalb die mangelnde Bildung und Sensibilisierung rund um das Thema Krebs. Aus diesem Grund plädieren die Studienautoren für Interventionen, die einen gesünderen Lebensstil propagieren. Allgemein fordern sie zudem eine bessere Umsetzung von regelmässigen Screenings für alle Bevölkerungsgruppen.
(ear)