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Vegan ernährte Hunde sind am gesündesten – sagt eine Studie

Hund mit Rüebli, veganer Hund (Symbolbild)
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Vegan ernährte Hunde sind am gesündesten – sagt eine Studie

30.04.2022, 09:07
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Vegane Ernährung liegt im Trend. Immer mehr Leute ernähren sich vegan und verzichten völlig auf tierische Produkte, sei es aus gesundheitlichen, ökologischen oder ethischen Gründen. Es liegt auf der Hand, dass vegan lebende Hundebesitzer sich auch Gedanken darüber machen, ob es denn ethisch vertretbar oder gesund ist, wenn sie ihren Vierbeiner mit Produkten der Fleischindustrie ernähren, oder wie gross der ökologische «Pfotenabdruck» ihres Lieblings ist.

So gibt es auch immer mehr Hundebesitzer – und sogar Katzenhalter –, die ihre Haustiere vegan ernähren. Führt schon die Frage, wie man sich als Mensch ernährt, zu oft höchst emotionalen Diskussionen, ist dies bei Tieren womöglich noch mehr der Fall.

Wie karnivor sind Hunde?

Hunde (Canis lupus familiaris) stammen vom Wolf (Canis lupus) ab; sie sind eine domestizierte Unterart dieses Raubtiers. Wölfe fressen Fleisch. Ein erwachsenes Tier frisst drei bis vier Kilogramm pro Tag, oft Rotwild oder Hasen. Gleichwohl sind Wölfe nicht ausschliesslich karnivor, sondern können ihre Ernährung innerhalb bestimmte Grenzen an das Futterangebot anpassen. Sie fressen daher auch pflanzliche Nahrung, etwa Wurzeln, Blätter, Gräser oder Früchte.

Dies gilt auch für Hunde, wobei diese sich in den tausenden Jahren des Zusammenlebens mit dem Menschen an dessen Ernährung angepasst haben und Fleisch- und Allesfresser (carni-omnivor) geworden sind. Tatsächlich ist es daher möglich, Hunde vegetarisch oder sogar vegan zu ernähren. Die Frage ist allerdings: Ist das auch gesund für das Tier?

Geteilte Meinungen

Die Meinungen dazu gehen auseinander. Ein Kommentar im britischen Tierärzte-Fachblatt «Vet Record» vom Februar 2020 stellt fest:

«Es ist ziemlich klar, dass eine vegane Ernährung eines Hundes nicht empfohlen wird.»

Anders sieht es gemäss dem Deutschen Tierschutzbund bei der vegetarischen Ernährung aus:

«Wenn ein erwachsener Hund nicht ganz spezielles Futter benötigt, kann man für ihn eine abwechslungsreiche Ernährung aus Milch- und Eiprodukten, Gemüse, Reis und Teigwaren zusammenstellen. Aus wissenschaftlichen Feldstudien lässt sich ableiten, dass es grundsätzlich möglich ist, einen Hund vegetarisch zu ernähren.»

Grossangelegte Studie

Nun ist jedoch im Wissenschaftsmagazin PLOS ONE eine Studie erschienen, deren Ergebnisse just für eine vegane Ernährung als gesündeste Variante für die Vierbeiner sprechen. Andrew Knight, Professor an der Fakultät für Gesundheit und Wohlbefinden der Universität Winchester, hat mit seinem Team eine der ersten grossangelegten Untersuchungen zu den gesundheitlichen Folgen von fleischbasierter oder veganer Hunde-Ernährung durchgeführt.

Die Wissenschaftler befragten 2639 Hundebesitzer, deren Hunde mindestens ein Jahr lang entweder herkömmliche Fleischnahrung, rohes Fleisch (BARF) oder veganes Futter – also ohne Zusatz von tierischen Produkten – erhalten hatten. Konventionelles Futter bekamen laut Auskunft ihrer Besitzer 54 Prozent der Hunde, rohes Fleisch 33 Prozent; vegan ernährt wurden 13 Prozent.

Die Besitzer mussten zusätzliche Fragen beantworten, so etwa, wie oft sie im vergangenen Jahr hatten zum Tierarzt gehen müssen oder ob dem Hund Medikamente verabreicht worden waren. Sie wurden zudem gefragt, wie sie selbst die Gesundheit ihres Hundes beurteilten und wie ihr Tierarzt diese ihrer Ansicht nach einschätzte. Die Wissenschaftler richteten ihr Augenmerk dabei auf 22 der häufigsten Hundekrankheiten und sieben allgemeine Indikatoren für gesundheitliche Probleme bei Hunden; unter anderem ungewöhnlich häufige Tierarztbesuche oder Medikamentenabgabe.

Weniger gesundheitliche Probleme

Die Auswertung der Fragebögen ergab, dass vegan oder mit rohem Fleisch ernährte Hunde weniger gesundheitliche Probleme aufwiesen als solche, die traditionelles Futter erhalten hatten. Sie litten seltener an Krankheiten, mussten seltener zum Tierarzt gebracht werden und wurden von ihren Besitzern – und laut deren Angaben auch vom Tierarzt – als gesünder eingestuft.

Jene Hunde, die mit rohem Fleisch gefüttert wurden, waren gemäss der Studie gesundheitlich sogar noch in leicht besserer Form als ihre vegan ernährten Artgenossen, allerdings nicht in statistisch signifikantem Ausmass. Es lag zudem vornehmlich daran, dass sie im Schnitt jünger waren als die vegan ernährten Hunde und deshalb zu erwarten war, dass sie weniger gesundheitliche Probleme aufwiesen. Sobald die Ergebnisse nach Alter korrigiert wurden, verschwand der Vorteil der Ernährung mit rohem Fleisch gänzlich.

Bei den durch die Umfrage erfassten gesundheitlichen Problemen – darunter Probleme mit der Haut oder dem Fell, allergische Dermatitis und Arthritis – lag der Prozentsatz der betroffenen Hunde bei 49 Prozent in der Gruppe der konventionell gefütterten Hunde, bei 43 Prozent bei jenen, die rohes Fleisch erhielten, und bei 36 Prozent der vegan ernährten.

Krankheitserreger im rohen Fleisch

Frühere Untersuchungen hatten bereits gezeigt, dass die Verfütterung von rohem Fleisch häufig mit erhöhten gesundheitlichen Risiken einhergeht; so sind Krankheitserreger wie Bakterien oder Parasiten bei solchen Hunden – und auch deren Haltern – häufiger zu finden. Dies ist zugleich ein Hinweis darauf, dass Menschen, die in ihrem Haushalt mit Hunden zusammenleben, hier ein etwas höheres gesundheitliches Risiko eingehen.

Knight fasste das Ergebnis der Studie in einer Mitteilung der Universität Winchester wie folgt zusammen:

«Die bisherigen Ergebnisse unserer Studie und anderer Studien auf diesem Gebiet deuten darauf hin, dass von den konventionellen, rohen und veganen Ernährungsformen eine ernährungswissenschaftlich fundierte vegane Ernährung die gesündeste und am wenigsten schädliche Ernährungsweise für Hunde ist.»

Unabhängig von der Ernährungsweise sollte das Futter jedoch immer so zusammengesetzt sein, dass es vollständig und ausgewogen sei, fügte Knight hinzu. Andernfalls seien sehr wohl nachteilige Auswirkungen auf die Gesundheit zu erwarten.

Methodologische Schwächen

Die Studie weist allerdings eine methodologische Schwäche auf, wie auch ihre Autoren zugeben: Die Befragung der Hundebesitzer enthält notgedrungen ein starkes subjektives Element. Die Wissenschaftler räumen ein, dass sie statt der Einschätzung des Gesundheitszustandes durch den Besitzer lieber die Beurteilung direkt durch den Tierarzt und obendrein auch Blut- und Harnuntersuchungen an den Tieren einbezogen hätten. Dies sei jedoch aufgrund der hohen Zahl der berücksichtigten Hunde zu teuer gewesen.

Die Studie steht damit auf etwas wackligem Fundament, da sie einzig auf der Befragung der Hundebesitzer basiert, die wiederum in ihrer Einschätzung des Gesundheitszustands ihrer Lieblinge womöglich befangen sind. Auch ist es durchaus fraglich, ob es zulässig ist, einen kausalen Zusammenhang zwischen der Art der Ernährung und der Häufigkeit von Tierarztbesuchen herzustellen.

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Genau austarierte Ernährung

Wie dem auch sei: Wer seinen Hund vegan füttern möchte, muss auf eine exakt bilanzierte Ernährung achten und sollte einen auf Tierernährung spezialisierten Tierarzt beiziehen, der die Rationen für den Vierbeiner individuell berechnet. Zudem gibt es Hunde, die man weder vegetarisch noch vegan füttern sollte, nämlich trächtige und säugende Hündinnen, Welpen, chronisch kranke oder auch sehr alte Hunde. Sie alle weisen einen erhöhten Nährstoff- und Proteinbedarf auf, der durch eine vegetarische und mehr noch durch eine vegane Ernährung nur schwierig zu decken ist. (dhr)

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78 Kommentare
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Homelander
30.04.2022 09:51registriert Oktober 2014
Das ist doch keine Studie, das ist bestenfalls eine Umfrage.
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AdiB
30.04.2022 09:56registriert August 2014
Wo ist hier der wissenschaftliche fakt?
Es wurden fragebögen, desen wahrheitsgehalt auch angezweifelt werden kann, ausgewertet. Keiner der hundebesitzer wird zugeben dass er seinen hund falsch ernährt oder etwas falsches tut. Jeder sieht sich als das beste herrchen. Deshalb sagt die studie nichts aus.
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HeidiW
30.04.2022 13:08registriert Juni 2018
Eine grossangelegte Studie, die mittels Befragung der Hundehalter durchgeführt wurde.

Das sagt alles über die Qualität der Studie aus. Gut für den Mülleimer!
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