Der Geruch weiblichen Urins lässt junge Mäusemänner schnell wachsen und Gewicht zulegen, berichtet die Wiener Verhaltensbiologin Sarah Zala mit Kollegen. Ihre Geschlechtsorgane gediehen bei der Aromatherapie aber nicht rasanter, ebenso wenig die Muskelmasse, so die Forscher.
Erkennbare Nachteile bringt der Duft des anderen Geschlechts nicht, jedenfalls wehrte ihr Immunsystem Krankheitserreger probat ab. Die Studie wurde im Fachjournal «Scientific Reports» veröffentlicht.
Die Forscher des Konrad-Lorenz-Instituts für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV) der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmed) Wien setzten drei Wochen junge männliche Hausmäuse (Mus musculus) fünfmal pro Woche «ein paar Tropfen weiblichen Urins aus», schreiben sie am Dienstag in einer Aussendung. Die Aromakur währte drei Monate. In dieser Zeit zeitigten Jungspunde beschleunigtes Körperwachstum, so die Forscher: «Die Exposition jugendlicher Männchen gegenüber männlichem Urin hatte keinerlei Einfluss auf ihr Wachstum.»
Die genaue Wirkungsweise des weiblichen Urins auf die Heranwachsenden ist noch unklar, erklären sie: «Eine endokrin (durch das Hormonsystem; Anm.) vermittelte Beschleunigung der Pubertät scheint jedoch denkbar.» Die Erkenntnisse sollten sich als nützlich erweisen, wenn man darauf abzielt, das Wachstum oder die sexuelle Entwicklung von männlichen Nutztieren mit natürlichen Methoden zu beeinflussen, meinen sie.
Zuvor war bekannt, dass sich die Geschlechtsentwicklung weiblicher Mäuse beschleunigt, wenn sie männlichem Uringeruch ausgesetzt werden, so die Vetmed-Forscher. Die stimulierende Wirkung von Urin des anderen Geschlechts sei demnach «keine Einbahnstrasse». (saw/sda/apa)