Herzrasen, Atemnot, ein Druck- und Engegefühl in der Brust – solche Symptome können ein Anzeichen für Vorhofflimmern sein. Die häufigste Herzrhythmusstörung – in der Schweiz ist etwa ein Prozent der Bevölkerung betroffen, mit zunehmendem Alter aber deutlich mehr – kann aber auch ganz ohne Symptome auftreten. Unentdeckt und unbehandelt ist Vorhofflimmern nicht harmlos; es kann ernste Folgen wie etwa einen Schlaganfall oder Herzschwäche nach sich ziehen.
Es handelt sich um die häufigste Form der Herzrhythmusstörungen. Die elektrischen Signale, die zur Kontraktion der Herz-Muskulatur führen, breiten sich nicht mehr richtig im Herzen aus. Der normale Herzschlag (60 bis 100 Schläge pro Minute) entsteht, wenn der natürliche Schrittmacher, der Sinusknoten in der Wand des rechten Vorhofs, die elektrischen Impulse erzeugt. Diese breiten sich dann wie eine Welle durch die beiden Vorhöfe aus und lassen sie schlagen. Dann werden die Impulse über den AV-Knoten – er liegt am Übergang der Vorhöfe zu den Herzkammern – zur Muskulatur der Herzkammern weitergeleitet.
Beim Vorhofflimmern ist der normale Herzrhythmus gestört; die Herzvorhöfe schlagen nicht mehr regelmässig, sondern zu schnell, unregelmässig und unkoordiniert. Die elektrischen Signale kreisen in den Vorhöfen, die mit einer Frequenz von 350 bis 600 Mal pro Minute erregt werden – sie zittern oder flimmern. Bei diesem «elektrischen Gewitter» wird die Funktion des Sinusknotens übersteuert, und der AV-Knoten gibt die arhythmischen Signale an die Herzkammern weiter.
Die Vorhöfe erbringen keine ausreichende Pumpleistung mehr und helfen nicht mehr dabei, die Herzkammern mit Blut zu füllen – deren Schlagvolumen sinkt daher um rund ein Fünftel. Sie pumpen allerdings weiterhin Blut in den Kreislauf, jedoch unregelmässiger.
Vorhofflimmern beginnt in der Regel mit seltenen, kurzen Episoden. Mit der Zeit kann es zu längeren Episoden kommen, oder es stellt sich sogar ein permanentes Vorhofflimmern ein. Je nach Dauer unterscheidet man vier Typen:
Vorhofflimmern kann sich in verschiedenen Symptomen zeigen: Das häufigste Anzeichen ist Herzklopfen, das man in der Brust oder im Hals spürt. Meist schlägt das Herz dann schneller und unregelmässiger als normal – statt einem Ruhepuls von etwa 60 bis 90 Herzschlägen pro Minute beträgt die Frequenz 120 bis 160 Mal pro Minute; bei manchen Patienten sogar bis zu 200 Mal.
Weitere mögliche Symptome sind ein Enge- und Druckgefühl in der Brust, ein Schwächegefühl, schnelle Erschöpfung und Benommenheit oder gar Schwindel. Mehr als ein Drittel bis etwa die Hälfte der Betroffenen verspürt jedoch keinerlei Beschwerden, zumindest zu Beginn der Erkrankung. Sie bleibt daher oft lange unerkannt und unbehandelt – manchmal kommt dann ein Arzt dem Leiden zufällig im Rahmen einer anderen Untersuchung auf die Spur.
Es gibt verschiedene Ursachen für das Vorhofflimmern. Häufig tritt es als Folge des Alterns und bei Bluthochdruck auf. Bestehende Herzkrankheiten können ebenfalls zu einem Vorhofflimmern führen; etwa Herzklappenfehler, Herzinsuffizienz, Herzmuskelentzündung oder koronare Herzkrankheit (KHK), bei der die Herzkranzgefässe verengt sind.
Begünstigende Faktoren sind ausserdem Übergewicht, Diabetes, eine Überfunktion der Schilddrüse sowie hoher Konsum von Alkohol oder Kokain. Allerdings kann Vorhofflimmern auch ohne ersichtlichen Grund bei Herzgesunden auftreten.
In den allermeisten Fällen bedeutet Vorhofflimmern keine akute Lebensgefahr; es ist nicht lebensbedrohlich durch die Arrhythmie an sich. Langfristig kann es aber verschiedene Folgeerkrankungen auslösen. Besonders gefährlich ist das erhöhte Risiko eines Schlaganfalls wegen eines verschleppten Blutgerinnsels. Da die Vorhöfe nicht mehr ausreichend pumpen, kann sich dort das Blut stauen – besonders in einem Bereich des linken Vorhofs, dem sogenannten Vorhofohr – und leichter Gerinnsel bilden. Wenn sich ein Gerinnsel ablöst und mit dem Blutstrom ins Gehirn geschwemmt wird, kann es dort ein Gefäss verschliessen und einen Schlaganfall auslösen.
Vorhofflimmern ist für 20 bis 30 Prozent der durch Gefässverschlüsse entstehenden Schlaganfälle verantwortlich. Das Risiko ist noch höher, wenn bereits Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder eine koronare Herzkrankheit bestehen. Besonders hoch ist es dann, wenn es bereits zuvor zu einer Durchblutungsstörung des Gehirns gekommen ist.
Eine weitere Folgeerkrankung des Vorhofflimmerns ist die Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Da die Vorhöfe nicht mehr richtig pumpen, muss der Rest des Herzens mehr leisten, um den Körper ausreichend mit Blut, Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Auf die Dauer kann dies das Herz überfordern und schwächen. Eine bereits bestehende Herzschwäche kann sich durch das Vorhofflimmern verschlechtern.
Bis zu einem gewissen Grad kann dem Vorhofflimmern durch einen gesunden Lebensstil vorgebeugt werden. Dazu gehört eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten. Bei Bluthochdruck ist eine salzarme Kost vorteilhaft. Wichtig ist auch Bewegung: Ideal ist etwa eine halbe Stunde moderate körperliche Aktivität an jedem Tag der Woche.
Da Übergewicht ein Risikofaktor ist, sollte man auf ein gesundes Gewicht achten und bei Übergewicht versuchen, es zu reduzieren. Weitere Risikofaktoren, die vermeidbar sind, sind Rauchen und hoher Alkoholkonsum. So haben Patienten, die an Vorhofflimmern leiden, seltener eine Episode, wenn sie weitgehend auf Alkohol verzichten.
Wird Vorhofflimmern frühzeitig erkannt und behandelt, kommt es seltener zu ernsten Folgen oder gar Todesfällen. Die Behandlung zielt zum einen darauf, Beschwerden durch den gestörten Herzschlag zu beseitigen oder wenigstens zu lindern. Zum andern soll sie einem Schlaganfall vorbeugen. Als mögliche Therapien stehen Medikamente und – in schwerwiegenderen Fällen – chirurgische Eingriffe zur Verfügung.
Medikamente können beispielsweise lediglich die Herzfrequenz kontrollieren, also den beschleunigten Puls senken und so das Herz entlasten. Dies geschieht meist mit einem Betablocker. Wenn diese Frequenzkontrolle nicht ausreicht, soll der normale Herzrhythmus mithilfe von Medikamenten (Antiarrhythmika) oder mittels eines elektrischen Impulses wiederhergestellt werden (Rhythmuskontrolle). Die wichtigste Therapie bei Patienten mit Vorhofflimmern, die zusätzliche Risikofaktoren aufweisen, ist eine zuverlässige Blutverdünnung.
Wenn medikamentöse Therapien keinen Erfolg bringen, kann eine dauerhafte Rhythmuskontrolle über eine sogenannte Katheter-Ablation erreicht werden. Der Kardiologe dringt über den Zugang in der Leiste zum linken Vorhof des Herzens vor. Dort verödet er die Mündungsbereiche der Pulmonalvenen, entweder durch Vereisung oder Hochfrequenzstrom. Damit unterbricht er die Leitungspfade, die das elektrische Gewitter in den Vorhöfen ermöglichen.
Neben der herkömmlichen Katheter-Ablation gibt es auch das neuere Verfahren der thoraskopischen Ablation, das ebenfalls bei therapieresistenten Herzrhythmusstörungen zur Anwendung kommt. Bei dieser minimalinvasiven Operation, die etwa 90 Minuten dauert, werden Kamera und Instrumente durch kleine Schnitte an der Brustwand eingeführt. Im Gegensatz zum Zugang über die Leiste steht dem Kardiologen bei diesem Verfahren mehr Energie (bipolarer Strom) zur Verfügung, um im linken Vorhof das Areal zu vernarben, von dem die Fehlzündungen ausgehen.
«Die damit erzeugte Narbe, die die Fehlzündungen und damit die Auslöser des Vorhofflimmerns unterbricht, ist dadurch nachhaltiger», stellt der Herzchirurg Sacha Salzberg fest, der diese spezielle Technik beherrscht und im vergangenen Jahr in Zürich ein Behandlungszentrum eröffnet hat (siehe Infobox). Während des Eingriffs wird zusätzlich das linke Herzohr – eine kleine Ausstülpung im linken Vorhof – mit einem Clip verschlossen. Dies senkt das Risiko eines Hirnschlags massiv, da sich im linken Herzohr oft Blutgerinnsel bilden, die in den Blutstrom gelangen können. «Die Medikamente können darum deutlich reduziert und die Blutverdünner, die den Hirnschlag bis dato verhindert hatten, sogar vollständig und für immer abgesetzt werden», erklärt Salzberg.
Quellen:
• www.usz.ch/krankheit/vorhofflimmern
• www.gesundheitsinformation.de/vorhofflimmern.html
• www.swiss-ablation.com
• flexikon.doccheck.com/de/Vorhofflimmern
• de.wikipedia.org/wiki/Vorhofflimmern
(dhr)
Ich: Haben Sie irgendwelche Herzerkrankungen?
P: Ich habe ein Kammerflimmern.
I: Sie meinen ein Vorhofflimmern.
P: Nein, Kammerflimmern!
I: Wenn Sie ein Kammerflimmern hätten, würden Sie jetzt reanimiert werden oder wären tot.
P: Ach sooo.