Wer drei Monate nach einer Corona-Infektion Beschwerden oder Krankheitssymptome hat, ist vermutlich von Post-Covid-19 betroffen. So definiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Krankheit, die gemeinhin als Long Covid bekannt ist. Für die Wissenschaft zeigt sich zunehmend, wie viele die Folgekrankheit tatsächlich entwickeln. Wir haben ausgerechnet, was das für die Schweiz heisst.
Klar ist: Das Risiko, nach einer Infektion Langzeitfolgen zu entwickeln, sinkt mit der Impfung. Genau gesagt, ist es um 50 bis 70 Prozent kleiner. Die Mehrheit der wissenschaftlichen Studien geht davon aus, dass jeder zehnte ungeimpfte Patient, der sich mit Covid-19 infiziert, Long Covid entwickelt. Bei Geimpften liegt das Risiko noch zwischen drei und fünf Prozent.
Wenn wir nun davon ausgehen, dass zehn Prozent der Ungeimpften und drei bis fünf Prozent der Geimpften längerfristig mit den Folgen von Covid-19 zu kämpfen haben und dass sich früher oder später die gesamte Bevölkerung mit dem Coronavirus anstecken wird, hätten insgesamt knapp sechs Prozent der Bevölkerung Long Covid. In absoluten Zahlen wären das in der Schweiz aktuell über 520'000 Betroffene. Das entspricht der Einwohnerzahl des Kantons St.Gallen.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) geht derweil von einem deutlich schlimmeren Szenario aus. Es vermutet, dass 20 Prozent der Infizierten Long Covid entwickeln. Das entspräche über 1,7 Millionen Betroffenen und damit mehr Personen, als im Kanton Zürich leben. Auf die höhere Quote kommt das BAG, weil sie sich auf eine andere Studie beziehen, nämlich der von Milo Puhan, Direktor des Instituts für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich. Ob geimpft oder ungeimpft unterscheidet das BAG in seiner Berechnung nicht.
Was die Schätzungen rund um Long Covid erschweren, ist, dass die Krankheit in unterschiedlichen Schweregraden auftritt. Die eine Betroffene kann den Tag gut bewältigen, indem sie Medikamenten nimmt. Ein anderer wiederum ist wegen der Symptome nicht mehr arbeitsfähig. Das macht die Krankheit schwer greifbar.
Eine Zürcher Kohortenstudie mit über 1550 Personen hat ergeben, wie viele Personen wie stark an Long Covid erkranken. Der führende Forscher der Untersuchung, Milo Puhan, erklärt: Sechs Monate nach der Corona-Infektion fühlten sich 25 von 100 Personen nicht vollständig erholt. Von diesen 25 sind 4 mittelschwer beeinträchtigt, können beispielsweise nicht mehr voll arbeiten, und 3 sind stark beeinträchtigt.
Was bedeutet das nun? Die deutsche Long-Covid-Ärztin Jördis Frommhold spricht von einer neuen Volkskrankheit. Unsere Berechnung zeigt: Die These dürfte stimmen. Gehen wir davon aus, dass sechs Prozent der Bevölkerung in irgend einem Schweregrad Long Covid entwickelt, wird Long Covid eine der drei häufigsten Volkskrankheiten in der Schweiz. Vor ihr kämen nur noch Bluthochdruck und ein zu hoher Cholesterin-Spiegel, was beides zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann.
Will man die Gesundheitskosten abschätzen, ist der Schweregrad von Long Covid entscheidend. Die Fragen stellen sich: Welche und wie viele Medikamente brauchen Betroffene, um die Symptome zu lindern? Wie viele Therapien beanspruchen sie? Fallen die Person sogar bei der Arbeit aus? Bislang weiss man, dass sich in der Schweiz 1700 Personen wegen Long Covid für die IV angemeldet haben. Man kann davon ausgehen, dass das nur die richtig schweren Fälle sind und bloss die Spitze des Eisberges ausmachen.
Die Versicherer und Krankenkassen können aktuell nicht sagen, welche Kosten sie im Zusammenhang mit Long Covid erwarten. Fakt ist: Sie wissen nicht einmal, welche Kosten bisher entstanden sind.
Der Grund: Long-Covid werde den Kassen nicht als Diagnose gemeldet und deshalb werden diese Patienten nicht von anderen unterschieden, sagt Sabine Betschart von der Krankenversicherung CSS. Grundsätzlich deckt die Grundversicherungen Behandlungen, die wegen der Folgen einer Krankheit nötig werden. Das ist bei Long Covid nicht anders.
Es werden demzufolge alle im selben Rahmen mit ärztlichen Behandlungen versorgt und therapiert. Im stationären Bereich wäre eine Aussage möglich, wenn es zu Rehabilitationen kommt, so Betschart. «Aber auch da können wir aufgrund der aktuellen bestehenden Datenlage leider noch keinen klaren Bezug schaffen.»
Wie viele Menschen in der Schweiz wie stark von Long Covid betroffen sind, kann auch das BAG nicht sagen. Um die Fälle via Meldestelle oder in einem Register zu erfassen, sei es noch zu früh, sagt das Simone Buchmann vom BAG. «Das Krankheitsbild Covid-19-Langzeitfolgen und die damit einhergehende Symptomatik ist noch nicht hinreichend erforscht und definiert.» Es brauche noch mehr Forschung, so Buchmann.
Das BAG klärt zurzeit ab, welche Form von Datensammlung sinnvoll wäre. Die Spitäler und Universitätskliniken erfassen die Fälle bereits. Zusätzlich erhebt das BAG im Rahmen des Sentinella-Programms monatlich die geschätzte Anzahl Konsultationen von Patienten mit Langzeitsymptomen in der Grundversorgung, sprich beim Hausarzt oder -ärztin. Diese Zahlen sind bislang nicht öffentlich.
Magnum
Die hohen Todeszahlen unter Betagten in Hong Kong wegen der vermeintlich harmlosen Omicron-Variante ist ein weiterer Mosaikstein im Bild, das denkbar schlecht zu den unfundierten Behauptungen der Impfskeptiker passt. Denn gerade bei alten Menschen war die Impfquote in Hong Kong auch nach zwei Jahren Pandemie (ohne "l") noch immer viel zu niedrig.
Bäretätzli
Maurmer
Oder was noch schlimmer wäre darf man nicht aussprechen was man meint weil der Druck durch Politik und Wirtschaftsverbände zu gross ist.
Ich bleibe bei meiner FFP2 Maske bis die Abwasserdaten eine erträgliche Inzidenz anzeigen. 3% Risiko für schwere Langzeitschäden nehme ich in keiner anderen Lebenssituationen auf mich! PS: bei der Impfung ist das Risiko über 1000 mal kleiner…