Wissen
Gleichstellung

Gleichberechtigung: Studie über Statusdruck der Männer

Studie zeigt: Männer in gleichberechtigten Ländern stehen unter Statusdruck

23.04.2025, 15:1623.04.2025, 15:16
Mehr «Wissen»

Westliche Länder wie die Schweiz oder Schweden finden sich meist weit oben in den Ranglisten, wenn es um Geschlechtergerechtigkeit geht. Eine Studie der Universität Bern zeigt nun aber, dass gerade in solchen Ländern Männer unter hohem Statusdruck stehen.

«Interessanterweise bestehen in den relativ geschlechtergerechten Ländern Schweiz und Schweden besonders starke soziale Normen für Männer, die sie auffordern, den höheren sozialen Status ihrer Geschlechtergruppe aufrechtzuerhalten», erklärt Christa Nater vom Institut für Psychologie der Universität Bern laut Mitteilung vom Mittwoch.

In Ländern mit relativ geringer Geschlechtergerechtigkeit (USA, Indien, Türkei, Ghana, Iran), in denen Frauen weniger Chancengleichheit haben, sähen sich Männer mit weniger starken Statusnormen konfrontiert, so die Forscherin weiter.

Sie hat zusammen mit Sabine Sczesny die Statusnormen für Frauen und Männer in sieben Ländern mit teilweise sehr unterschiedlicher Ausprägung der Chancengleichheit untersucht. Die Studie mit 4327 Teilnehmenden wurde unter der Leitung der Universität Bern in internationaler Zusammenarbeit erstellt und in der Fachzeitschrift «Psychology of Women Quarterly» veröffentlicht.

Starke Männer

In einem ersten Schritt identifizierten die Forschenden Geschlechterregeln, die in den untersuchten Ländern gelten. Diese Regeln bestimmen, wie Frauen und Männer zu sein haben. In einem zweiten Schritt wurde definiert, wie sehr diese Eigenschaften von hohem oder niedrigem sozialen Status sind.

Konkret wurde in allen sieben Ländern gefunden, dass Männer entsprechend der Statusnormen keine Eigenschaften zeigen sollen, die mit Schwäche und tiefem sozialem Status verbunden werden

Bei Frauen fiel das Resultat differenzierter aus. In Ländern mit höherer Geschlechtergerechtigkeit werden Frauen keine solchen Geschlechterregeln auferlegt. In weniger geschlechtergerechten Ländern hingegen sollen Frauen kein dominantes Verhalten zeigen, das von hohem sozialem Status ist.

Verstärkter Wettbewerb

In Ländern mit relativ geringer Geschlechtergerechtigkeit, etwa den USA, Indien, Türkei, Ghana oder Iran, in denen Frauen weniger Chancengleichheit haben, sähen sich Männer mit weniger starken Statusnormen konfrontiert, so die beiden Forscherinnen weiter.

Gesellschaftliche Geschlechtergerechtigkeit werde allgemein als fair empfunden. Die grössere Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern rüttle jedoch an der traditionellen Geschlechterhierarchie und verstärke den Wettbewerb zwischen den Geschlechtergruppen um statushohe Positionen, Macht und Ressourcen, kommen die Forscherinnen zum Schluss.

Laut Nater untergräbt der Statusdruck in verborgener Weise das Erreichen von Geschlechtergerechtigkeit. «Unsere Studie zeigt, wie wichtig es ist, die vielfältigen und teilweise verborgenen Hindernisse auf dem Weg zur tatsächlichen Chancengleichheit zu kennen, um soziale Ungleichheiten effektiv abbauen zu können», wird Nater weiter zitiert. (sda/les)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
16 Vorurteile, von denen Männer langsam genug haben
1 / 18
16 Vorurteile, von denen Männer langsam genug haben
bild: watson/reddit
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Hast du heute Männer im Rock gesehen? Das hat es damit auf sich
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
245 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
El_Chorche
23.04.2025 15:53registriert März 2021
"USA, Indien, Türkei, Ghana, Iran"

Make America great again!

🤣👍
15810
Melden
Zum Kommentar
avatar
Swen Goldpreis
23.04.2025 16:15registriert April 2019
Ich denke, das Problem ist, dass der Feminismus es geschafft hat, auf Ungleichbehandlungen von Frauen sensibel zu machen, was absolut eine Errungenschaft ist.

Leider hat der Feminismus es versäumt, sich auch nur ansatzweise für die Benachteilung von Männer einzusetzen. Im Gegenteil: Wer heute auf faktische Benachteilungen von Männern hinweist, wird verspottet.

Deswegen ist wichtig, dass wir den Feminismus als eine Frühform des Kampfs für Gleichbereichtigung überwinden und uns endlich für eine echte benachteilungsfreie Gesellschaft einsetzen. Für Frauen, für Männer und für alles dazwischen.
17461
Melden
Zum Kommentar
avatar
Macca_the_Alpacca
23.04.2025 15:26registriert Oktober 2021
....keine Eigenschaften zeigen sollen, die mit Schwäche und tiefem sozialem Status verbunden werden.

Und wer hat diese Regel gemacht?

Die Fantastischen Vier haben es auf den Punkt gebracht:
Denn hast du kein Auto und hast du kein Haus
dann hast du keine Frau - und so siehts aus.
11333
Melden
Zum Kommentar
245
    Fast die Hälfte der Gen Z glaubt, dass KI in 20 Jahren die Weltherrschaft übernimmt

    Als die US-Software-Firma OpenAI den Chatbot ChatGPT vorstellte, löste sie damit einen wahren Hype um Künstliche Intelligenz (KI) aus. Das war im November 2022. Jetzt, zweieinhalb Jahre später, erfahren wir, dass das neue ChatGPT-Modell o3 zum ersten Mal den norwegischen Aufnahmetest des Mensa-Vereins bestanden hat. Um in diesen elitären Hochbegabten-Club aufgenommen zu werden, muss man im IQ-Test mindestens den Wert 130 erreichen. ChatGPT o3 schaffte 136 – mehr als 98 Prozent aller Menschen.

    Zur Story