Ja, du hast richtig gelesen: Der Mond schrumpft – wenn auch nur sehr, sehr langsam. Das hat 2019 bereits eine Analyse von Mond-Aufnahmen der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA belegt. Innerhalb von 100 Millionen Jahren hat der Erdtrabant 45 Meter seines Umfangs verloren. Mit blossem Auge ist diese Veränderung zwar nicht zu erkennen, dennoch hat sie Auswirkungen auf künftige Mondlandungen. Eine neue Studie, die im Fachmagazin Planetary Science Journal veröffentlicht wurde, schafft dazu neue Erkenntnisse. Hier erfährst du welche.
Natürlich schrumpft der Mond nicht einfach aus einer Laune heraus: Die Temperatur des Mondes war bei der Entstehung vor knapp 4,5 Milliarden Jahren noch deutlich höher. Grund für das Schrumpfen ist der Kern des Mondes, welcher sich stetig abkühlt, wodurch der Himmelskörper «zusammenschrumpelt». Fast wie eine Weintraube, die langsam zu einer Rosine wird. Dabei entstehen unter anderem Falten in der Oberfläche. Im Gegensatz zur Weintraube ist die Mondoberfläche fest und bricht, sodass es zu Verschiebungen der tektonischen Platten kommen kann. Durch das Schrumpfen des Mondes und die dadurch entstehenden «Falten», kommt es dort immer wieder zu heftigen Mondbeben.
Bereits die Astronauten der Apollo-Missionen in den 1960er- und 1970er-Jahren konnten solche Mondbeben messen. Sie gingen davon aus, dass die Beben nur selten an der Oberfläche passieren, sondern tief unter dem Mondstaub. Neue Entdeckungen zeigen aber, dass Mondbeben in der Nähe der Mondoberfläche auftreten, nur etwa hundert Kilometer unter der Kruste.
Die neue Studie der University of Maryland und des Center for Earth and Planetary Studies zeigt, dass zukünftige Landungen besonders auf dem Südpol des Mondes gefährlich werden könnten. In dieser Region ist Wissenschaftler/-innen auch die Schrumpfung aufgefallen. Die Forscherinnen und Forscher haben dort die gebogenen Steilstufen (mögliche Schrumpfungsfalten) auf der Mondkruste untersucht. Diese Steilstufen wären bis zu 150 Meter hoch und würden zu den jüngsten Landschaftsformen des Mondes gehören, so die Forschenden.
Während Erdbeben auf der Erde in der Regel nur wenige Sekunden oder Minuten andauern, können flache Mondbeben über Stunden oder gar einen ganzen Tag anhalten. Diese Erschütterungen könnten rein theoretisch ganze menschliche Siedlungen auf dem Mond zerstören.
Die künftigen Mondlandungen und Mondstationen sind durch solche Mondbeben doppelt gefährdet. Zum einen wegen der oft langen und extrem starken Erschütterungen und zum anderen aber auch wegen der Bodenrutsch-Gefahr und den Felsstürzen, die sich an steilen Kraterrändern durch solche Beben lösen könnten.
Seit den 1970er-Jahren gab es keine bemannte Mondlandung mehr. Die Nasa-Mission «Artemis 3», die erst kürzlich auf das Jahr 2026 verschoben wurde, soll erstmals wieder Menschen auf den Mond befördern. Doch das ist nicht die einzige geplante Mondmission: In Zukunft sind verschiedene Forschungsstationen auf dem Mond geplant. Unter anderem die Station Mondorbit («Gateway»).
Nach heutigem Stand will die NASA die geplante Mission «Artemis 3» trotz der Gefahren durchführen. Bis 2026 wollen die Forscherinnen und Forscher weitere Untersuchungen mit Messstationen vornehmen, um das Risiko weitestgehend zu minimieren. Wegen vermuteter Eisvorkommen und anderen potenziell nützlichen Rohstoffen in der Südpolregion ist die Mission «Artemis 3» von besonderem Interesse. Die Forscherinnen und Forscher erhoffen sich zudem neue Erkenntnisse für die Errichtung von zukünftigen Mondstationen.