Immer wieder kam es zuletzt in der Nähe von Neapel zu Erdbeben. Erdstösse der Stärke 4,2 und 4,0 und 2,6 erschütterten die Region. Epizentrum: die Phlegräischen Felder. Bei den Beben habe es laut dem italienischen Zivilschutz keine Schäden oder Verletzten gegeben, die Erschütterungen haben aber für Panik unter den Bewohner:innen gesorgt.
Auch wenn sich «Phlegräische Felder» erst einmal nicht bedrohlich anhört: Sie gelten als die grösste Bedrohung Europas. Denn es handelt sich um eine riesige aktive Vulkanregion westlich des Vesuvs.
Was ein Vulkanausbruch der Phlegräischen Felder anrichten würde, welche verheerenden Folgen das hätte, das zeigt auch eine Computer-Animation.
Schon 2011 veröffentlichte das Nationale Geophysikalische und Vulkanologische Institut (INGV) das Video, in dem ein Vulkan-Ausbruch simuliert wird. Zu sehen ist, wie sich Massen an Glutlawinen, die zum Beispiel aus Aschepartikeln und Gasen bestehen, ihren Weg durch die umliegende Umgebung bahnen.
Die im Video dargestellten äusseren Flächen erreichen dabei Temperaturen von 100 Grad, innen soll das Gemisch eine Temperatur von 350 Grad erreichen. Für die Menschen, die in der Umgebung des Supervulkans leben, wäre das eine Katastrophe. Die Sorge vor einem Ausbruch ist dementsprechend gross. Eine halbe Million Menschen leben heute in der Region.
Für die Campi Flegrei, wie das Gebiet auf Italienisch heisst, sind die Evakuierungspläne nur unzureichend. Immer wieder wird das von Expert:innen kritisiert. Doch nun soll immerhin daran gearbeitet werden.
Das Gebiet der Phlegräischen Felder wird seit geraumer Zeit von vielen kleinen Erdbeben heimgesucht. Allein im August wurden rund um Europas grössten aktiven Supervulkan 1118 Erdstösse registriert.
Meistens handelt es sich allerdings um kleine und kaum spürbare Erschütterungen, die die Erdkruste über den Phlegräischen Feldern schwächen. Immer wieder warnen Forscher:innen vor diesem Phänomen. Seit elf Jahren gilt für das Gebiet daher die Alarmstufe gelb, die zur Vorsicht aufruft.
Ein internationales Team aus Forscher:innen hat errechnet, dass ein erneuter Ausbruch kurz bevorstehen könnte. Für die Berechnung wurde ein neuartiges Modell genutzt, das Muster in den Erdbebenvorkommen und das Anheben des Untergrunds analysiert.
Bereits 2018 fanden Forscher:innen der ETH Zürich Hinweise darauf, dass die nächste Eruption ein grosser, eine Caldera bildender Ausbruch werden könnte.
Der letzte grössere Ausbruch fand im Jahr 1538 statt. Die Eruption dauerte acht Tage. Aus dem ausgeworfenen Material entstand ein neuer Berg, der Monte Nuovo. Zudem wurde der angrenzende See – der Lago d'Averno, ein mit Wasser gefüllter Vulkankrater – vom Meer abgeschnitten.
Die gewaltigste bekannte Eruption vor rund 39'000 Jahren jagte zwischen 430 und 680 Kubikkilometer Tephra – vulkanisches Material – in die Luft, deutlich mehr als beim Ausbruch des Tambora 1815. Ein weiterer Ausbruch vor 29'000 Jahren, dessen Ablagerungen in einem Gebiet von etwa 150'000 Quadratkilometern gefunden wurden, zestörte weite Landstriche und führte zum Absinken der globalen Durchschnitts-Temperaturen. Diese Eruption könnte zum Aussterben der Neandertaler beigetragen haben.
(and/dhr, mit Material von dpa und AFP)