Manche Zusammenhänge sind erst aus einer gewissen Distanz als solche erkennbar. Wie bei Claude Monets Seerosen gilt: Je weiter weg der Betrachter, desto einfacher lassen sich die Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Und was eignet sich besser zur Übersicht, als ein Blick aus dem All?
In der Pandemie haben Satellitenbilder so manches Geheimnis gelüftet – von verlassenen Autobahnen bis hin zur verbesserten Luftqualität. Eine neue Studie, die auf der Preprint-Seite der Universität Harvard publiziert wurde, deutet darauf hin, dass die Corona-Pandemie in Wuhan bereits im Herbst 2019 kursiert haben könnte.
Das fünfköpfige Forschungsteam hat mehr als 100 Satellitenbilder aus Wuhan aus dem Zeitraum 9. Januar 2018 bis 30. April 2020 ausgewertet. Ihre Ergebnisse zeigen, dass die Anzahl der parkenden Autos in Wuhan in dieser Zeit zunahm. Folgendes ist zu sehen:
Wieso ist das aufsehenerregend? Die Anzahl der Autos ist der Studie zufolge ab August 2019 deutlich angestiegen; der Höhepunkt sei im Dezember 2019 erreicht worden. Im selben Zeitraum wurden vermehrt die Schlagworte «Durchfall» und «Husten» in der chinesischen Suchmaschine Baidu eingetippt. Das könnte darauf hin deuten, dass sich das neuartige Coronavirus nicht wie angenommen im November sondern bereits früher im Herbst 2019 in Wuhan verbreitet hat.
Zwar räumen die Forschenden ein, dass der Begriff «Husten» jahreszeitlichen Schwankungen unterliegt, doch einen Anstieg des Suchbegriffs «Durchfall» hätten sie nur gegen Ende des Jahres 2019 beobachten können. Der Erreger Sars-CoV-2 kann beide genannten Symptome auslösen.
Die Analyse nährt den bestehenden Verdacht, China habe den Ausbruch der Corona-Epidemie zu spät mit der Weltgemeinschaft kommuniziert. Die chinesische Regierung hat am 31. Dezember 2019 über den Ausbruch einer neuartigen Lungenkrankheit informiert.
Am 5. Januar 2020 meldete die Volksrepublik bereits 59 Fälle. Zeitgleich wurden die ersten Fälle ausserhalb Chinas bekannt. Gemäss Johns Hopkins Universität haben sich bis zum heutigen Zeitpunkt fast 7.3 Millionen Menschen offiziell mit dem Virus infiziert, rund 412'000 Menschen sind in Verbindung mit Covid-19 gestorben.
Zwei Punkte mahnen zur Vorsicht bei der Interpretation der Ergebnisse: Erstens ist die Analyse bisher nur auf dem Preprint-Server der Harvard-Universität publiziert worden und durchlief somit den sogenannte Peer-Review-Prozess noch nicht, der einer unabhängigen Qualitätssicherung dienlich ist.
Zweitens stellt die Anzahl von Fahrzeugen allein noch keinen direkten Bezug zur Situation vor Ort her. Weshalb die Fahrzeuge zu einem gewissen Zeitpunkt dort parkierten, ist nicht ersichtlich und limitiert deshalb die Untersuchung. Dasselbe gilt für die beiden Suchbegriffe, die ebenfalls individuellen Interessen und Schwankungen unterliegen.
Die Untersuchung liefert folglich keine Beweise, dass sich das Coronavirus bereits im Herbst 2019 in Wuhan ausgebreitet haben könnte – wohl aber Indizien. Zuletzt wurde die offizielle Version immer wieder angezweifelt, wonach sich der Erreger Ende 2019 ausgehend von einem Tiermarkt in Wuhan verbreitet haben könnte. Eine andere Studie deutet daraufhin, dass auch die 100 Kilometer von Wuhan entfernt liegende Stadt Guangdong als Virus-Geburtsstätte in Frage käme.
(adi)
Die Geheimdienste der Big Fives und auch der BND warnten ihre Regierungen bereits Anfang November 2019.
https://abcnews.go.com/Politics/intelligence-report-warned-coronavirus-crisis-early-november-sources/story?id=70031273
Es ist also etwas vermessen, jetzt die Chinesen für ihr mehrmonatiges Totschweigen verantwortlich zu machen. Auch viele westliche Regierungen wollten es lange nicht wahrhaben, selbst nachdem die WHO längst die Pandemie ausgerufen hat.