Die folgenden Landkarten erzählen davon, wie verschiedene Wörter unserer alltäglichen Sprache in ganz Europa klingen – und woher sie stammen.
Deutschschweizer trinken Tee, Franzosen Thé und in England wird am Tea genippt. Im Norden schreiben die Norweger Te und im Süden verwenden die Spanier mit Té fasst die selbe Schreibweise. In allen gelb gefärbten Ländern hat sich die chinesische Herkunft Te aus dem Amoy-Dialekt durchgesetzt.
In Portugal (Chá) und Osteuropa (Čai) ist hingegen die Verwandschaft mit dem kantonesischen Wort Chá offensichtlich. Kantonesisch ist ein chinesischer Dialekt und wird vor allem in Südchina gesprochen. Kantonesisch ist also quasi das Pendant zu Schwäbisch oder Bayerisch in Süddeutschland.
Nur in Polen (Herbata), Weissrussland (Harbáta) und Litauen (Arbata) findet sich der Ursprung des Wortes im lateinischen Begriff Herba Thea.
Die Etymologie, also der Ursprung des heutigen Wortes Bier, bleibt ein Mysterium. Der Name könnte ursprünglich aus der indogermanischen Sprache (auch: Proto-Indoeuropäisch, kurz: PIE) kommen und sich von bher, bhreu (wallen, sieden) ableiten.
Als gesichert gilt nur, dass die Menschen im Althochdeutschen (von 750 bis 1050 n. Chr.) Bior sagten, aus dem später das heutige Wort Bier wurde.
Auf jeden Fall weisst du nun, was du in den verschiedenen Ländern Europas sagen musst, wenn du ein Bierchen bestellen möchtest. Etwa ein Öl in Schweden, ein Olut in Finnland oder Sör in Ungarn. In Osteuropa wird dich der Kellner verstehen, wenn du Pivo oder Piva sagst. Die Vorsilbe Pi steht übrigens nicht nur in zahlreichen osteuropäischen Ländern im Wort Bier, sondern findet sich auch im chinesischen Begriff für Bier (Píjiǔ).
Auch die norwegische Agurk, polnische Ogórek und russische Oguréc haben einen griechischen Ursprung, während sich die englischen und französischen Wörter Cucumber und Concombre wohl aus dem lateinischen Cucumerem ableiten.
Interessant ist, dass sich auch slavische (etwa Krastavac in Kroatien) und persische Wurzeln (Xiyar) in Europa finden lassen. Der Begriff Gurke ist somit sprachlich äusserst vielfältig.
Das frühere Berǒ (braun, glänzend) dürfte auf das Fell des Tieres Bezug genommen haben. In der althochdeutschen Sprache (von 750 bis 1050 n. Chr.) schrieben unsere Vorfahren nicht Bär, sondern Përo. Im Mittelhochdeutschen (von etwa 1050 bis 1350 n. Chr.) wandelte sich das Wort zu Bër.
Im Urslavischen hiess Medvêd wörtlich übersetzt Honig-Esser. Von diesem Wortstamm wurden alle in Grün gefärbten Länder Osteuropas beeinflusst.
Eine Ausnahme bildet das Baskenland. Dort sagt man dem Bären Hartz. Der Begriff ist dem keltischen Artos entlehnt.
Ob Norweger, Engländer, Franzose oder Schweizer, alle schreiben Rose. In Spanien und Italien sind es Rosa und in Russland Róza. Isländer sagen Rós und Finnen verschenken Ruusu. Der griechische Ursprung findet nur noch in Albanien, dem Kosovo, Rumänien, Moldawien und der Ukraine Verwendung.
In der Deutschschweiz und in allen anderen lila gefärbten Ländern stammt das Wort Kirche vom griechischen Kyriakon ab, das so viel wie «Das Haus Gottes» bedeutet. In den grün gefärbten Ländern liegen die Wurzeln des Wortes Kirche ebenfalls im Griechischen (Ekklesia). In der griechischen Antike wurde damit eine Volksversammlung bezeichnet.
Nur in Polen (Kościół), Tschechien (Kostel) und der Slowakei (Kostol) hat sich der lateinische Begriff Castellum (Kastell, Fort) als Begriff für Kirche durchgesetzt.
Isländer sagen Epli, Schweden Äpple und Russen Jabloko. Der lateinische Ursprung Poma (Frucht) konnte sich nur in Frankreich (Pomme), kleinen Teilen Spaniens (Poma) und auf Sizilien (Pumu) durchsetzen.
Eine Ausnahme bilden Finnland (Omena) und Estland (Õun), die das Wort Apfel vermutlich aus der indoiranischen Sprache entlehnt haben.
Das Wort Ananas entstammt dem Begriff Naná (Frucht) in der Guaraní-Sprache, eine der indigenen Sprachen Südamerikas, wo eben auch die Ananas herkommt. Guaraní wird bis heute von noch geschätzt vier bis fünf Millionen Menschen in Paraguay, im nordöstlichen Argentinien, Teilen Boliviens und im südwestlichen Brasilien gesprochen. Obwohl die Sprache wenig verbreitet ist, hat sich das Wort Ananas in fast allen europäischen Sprachen etabliert: Ob Isländer, Franzosen, Serben oder Türken, fast alle sagen Ananas.
Nur die Spanier beziehen ihr Wort für Ananas (Piña) aus dem Lateinischen und die englische Pineapple geht auf das Urgermanische zurück.
Die Orange stammt aus China oder Südostasien, wo sie aus einer Kreuzung von Mandarine und Pampelmuse entstanden ist. In Skandinavien, den baltischen Ländern und Russland bedeutet die Frucht denn auch «Apfel aus China». Norweger sagen Appelsin und in Norddeutschland ist nebst Orange auch der Begriff Apfelsine zu hören.
Von Portugal bis Ungarn entstammt der Begriff Orange dem altindischen Wort Nāraṅga, was so viel wie Bitterorangenbaum heisst. So sagen Spanier Naranja, Kroaten Naranča und Ungarn Narancs.
Eine Ausnahme bildet eine Region in Südrussland am kaspischen Meer, wo die heutige autonome Republik Kalmückien liegt: Dort sagt man Zürj, wenn man von einer Orange spricht.
Übrigens: Das Wort Schwester aus der Karte ganz oben stammt bei uns aus der indogermanischen Sprache (Su̯esor) und geht auf das 8. Jahrhundert oder früher zurück. In der althochdeutschen Sprache (von 750 bis 1050 n. Chr.) veränderte sich die Schreibweise zu Swester.
Eine Ausnahme bilden wie so oft das Finnische, Estnische und Ungarische, die anders als die meisten europäischen Sprachen nicht zur indogermanischen Sprachfamilie gehören. Finnen sagen daher Sisko, Esten Ôde und Ungarn ganz einfach Lánytestvér.
(oli via business insider)
Also spricht man im Thurgau althochdeutsch?
"öl" klingt ja ähnlich wie das im Englischen nach wie vor gebräuchliche "ale".
Und "bhreu" wird wohl die Urform von "Bräu", "brauen" sein, wie wir es heute verwenden.
Sind aber nur Vermutungen meinerseits. Kann sie jemand bestätigen?
Genau deswegen liebe ich Sprachen: Beim genaueren Hinschauen zeigen sie uns, wie verwandt unsere Sprachen (und somit auch wir als Erdenvolk) doch alle sind.