Die gelbe Frucht mit der charakteristischen Krümmung und der praktischen, von Mutter Natur mitgelieferten Verpackung haben viele von uns schon als Kleinkinder das erste Mal gegessen, in der Form von Bananenbrei. Heute gelangt die Banane, die botanisch zu den Beeren zählt, meist aus Ländern in Zentral- und Südamerika zu uns, namentlich aus Costa Rica, Panama, Nicaragua, Ecuador oder Kolumbien.
Die ursprüngliche Heimat der Bananengewächse (Musaceae) ist jedoch Südostasien, von wo sie über Indien in den arabischen Raum gelangte. Europäische Seefahrer brachten sie dann nach Amerika, wo die Nutzpflanze ideale Bedingungen vorfand – ein gleichmässiges, feuchtwarmes Tropenklima. Sie werden in der Regel in riesigen Plantagen angebaut; die weltweite Produktion belief sich 2020 auf 116 Millionen Tonnen. Der grösste Teil davon besteht aber aus Kochbananen, die hauptsächlich in den Produktionsländern konsumiert werden.
Auch in der Schweiz ist die Banane sehr beliebt: Unser Land importiert jährlich mehr als 100'000 Tonnen Bananen. Der Pro-Kopf-Konsum schwankte von 2010 bis 2022 von 10,1 Kilogramm bis 11,8 Kilogramm. Grund genug, die populäre Frucht genauer unter die Lupe zu nehmen.
Keine andere Bananenfrage wird so oft gestellt: Warum sind Bananen krumm? Nicht etwa, «weil keiner in den Urwald flog und die Banane gerade bog», wie es eine Nonsens-Antwort behauptet. Der Grund für die Krümmung der Banane hat damit zu tun, dass die Früchte in Büscheln aus einem Fruchtstand (Knospe) wachsen, der sich mit zunehmendem Gewicht nach unten biegt. Die kleinen Früchte wachsen zunächst seitlich aus dem Stängel heraus.
Im Laufe der Zeit wachsen sie aber immer mehr dem Sonnenlicht entgegen, da das Licht das Wachstum auf der oberen Seite der Banane stimuliert, was zu einer Krümmung weg vom Boden führt. Dieses Phänomen wird negative Geotropie (auch Gravitropismus) genannt. Die Variabilität des Sonnenlichts, dem Bananen während ihres Wachstums ausgesetzt sind, beeinflusst das Ausmass der Krümmung, aber auch weitere Faktoren sorgen für Unterschiede, so die Position der Banane am Fruchtstand oder genetische Variationen.
Gleich geht es weiter mit spannenden Fakten zu Bananen, aber vorab eine kurze Werbeunterbrechung:
Und nun zurück zur Story ...
Bananen wachsen auf Bananenbäumen – diese gar nicht so seltene Ansicht ist falsch. Die Früchte dieser immergrünen krautigen Pflanzen wachsen an Stauden, deren Stamm nicht aus Holz besteht, sondern aus massiven aufgerollten, verhärteten Blattscheiden – ein sogenannter Scheinstamm. Die Bananenstaude kann zwischen drei und neun Meter hoch werden. Unterirdisch bildet die Pflanze einen Wurzelstock (Rhizom), aus dem horizontale Ausläufer treiben.
Aus der Bibel kennen wir die Geschichte des Sündenfalls: Die ersten Menschen, Adam und Eva, wurden aus dem Paradies vertrieben, weil sie die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis gegessen hatten. Damit begann das ganze Unheil, das seither über das Menschengeschlecht gekommen ist. Obwohl die Bibel die Frucht gar nicht konkret beim Namen nennt, zeigen die meisten künstlerischen Darstellungen einen Apfel, mit dem Eva auf Geheiss der Schlange Adam verführt.
In Sri Lanka hingegen besagt eine uralte Legende, dass es sich bei der verbotenen Frucht im Paradies um eine Banane handelte. Ältere Bezeichnungen für die Banane im deutschen Sprachraum – «Paradiesfeige» oder «Adamsfeige» – verweisen wohl ebenfalls auf die verbotene Frucht in der Geschichte vom Sündenfall.
Eine Bananenknospe besteht aus etwa 14 Bananenbüscheln. Diese Bündel nennt man «Hand», und eine Hand hat rund 20 einzelne Bananen, die «Finger» genannt werden. Woher das Wort «Banane» ursprünglich kommt, ist umstritten: Eine Theorie behauptet, der Begriff sei vom arabischen Wort «banan» für «Finger» abgeleitet – was eher unwahrscheinlich ist; Redaktionskollegin Aya nennt ein Wort für «Finger», das komplett anders klingt: إصْبَعٌ (usba).
Wesentlich plausibler ist die Theorie, der Begriff stamme aus Westafrika, vermutlich aus dem Wolof, in dem die Frucht «banaana» genannt wird. Von dort sei er über das Spanische oder Portugiesische in den europäischen Sprachschatz gelangt.
Bananen enthalten viel Tryptophan: 18 Milligramm pro 100 Gramm; bedeutend mehr als Äpfel (2 mg) oder Orangen (7 mg) und auch mehr als Erdbeeren (15 mg). Tryptophan ist eine aromatische Aminosäure, die essenziell ist, also vom menschlichen Körper nicht selber gebildet werden kann. Der Körper benötigt Tryptophan, um Serotonin zu bilden. Dieser oft als «Glückshormon» apostrophierte Botenstoff beeinflusst unter anderem die Stimmung, die Schmerzwahrnehmung und den Schlaf-Wach-Rhythmus.
Bananen enthalten zwar ebenfalls Serotonin, aber es vermag die Blut-Hirn-Schranke nicht zu passieren und wird im Körper aufgespalten, kann also nicht an den Rezeptoren im Gehirn andocken. Neben dem Serotoninspiegel beeinflusst das Tryptophan auch den Melatoninpegel. Dieser Neurotransmitter spielt wie Serotonin eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Schlaf-Wach-Zyklus.
Tatsächlich strahlen die gelben Früchte ein kleines bisschen: Da Bananen reich an Kalium sind – sie enthalten 468 Milligramm pro 100 Gramm –, sind sie eine natürliche Strahlungsquelle. Kalium besteht nämlich zu einem sehr geringen Anteil – es geht um 0,0117 Prozent – aus dem radioaktiven Isotop Kalium-40. Allerdings ist die Strahlung so gering, dass sie komplett vernachlässigbar ist: Der Verzehr einer Banane belastet den Körper mit einer Dosis von ungefähr 0,1 Mikrosievert (μSv). Um an einer durch Bananen verursachten Strahlenbelastung zu sterben, müsste man also mehrere Millionen Bananen auf einmal essen.
Gleichwohl gibt es in der Wissenschaft die – allerdings nur halbwegs seriös gemeinte – Bananenäquivalentdosis, die 0,1 Mikrosievert entspricht, also der Strahlenbelastung durch eine Banane. Damit lassen sich andere Strahlenbelastungen in Bezug setzen: Ein Transatlantikflug entspricht so etwa der Strahlendosis, die der Verzehr von 800 Bananen dem Körper zumuten würde. Ohnehin ist Panik nicht angebracht: Der Körper scheidet überschüssiges Kalium innerhalb weniger Stunden wieder aus.
Bananen aus dem Supermarkt enthalten manchmal kleine schwarze Punkte, die wie Samen aussehen. Diese «Samen» sind jedoch unfruchtbar, und es ist vergebliche Liebesmüh, sie einzupflanzen – es wird keine neue Bananenstaude aus ihnen wachsen. Die meisten Bananen, die kommerziell vertrieben werden, sind von nur einer Sorte: Cavendish. Sie entwickelt die Samenanlagen in der Regel nicht; diese sind nur als leichte Verfärbungen im Querschnitt der Frucht zu sehen. Das liegt daran, dass die Cavendish triploid ist, das heisst, sie verfügt statt zweier Chromosomensätze (je einen von Vater und Mutter) über deren drei und ist daher steril.
Die meisten der rund 100 Wildbananen-Arten bilden dagegen harte Samen aus, die mit zwei bis drei Zentimeter Durchmesser ziemlich gross werden. Manche Sorten produzieren so grosse Samen, dass es schwierig wird, die Frucht zu essen. Wildbananen-Sorten werden nur selten kommerziell angebaut.
Die Bananen der Sorte Cavendish sind seit den 1950er-Jahren die mit Abstand wichtigste Handelssorte weltweit – in unserem Nachbarland Deutschland haben sie einen Marktanteil von rund 99 Prozent, in der Schweiz ist die Lage vergleichbar. Doch diese erfolgreiche Banane hat ein Problem: Sie ist anfällig für die sogenannte Panamakrankheit, den Befall durch den Pilz Fusarium oxysporum TR4, der ihre Stauden absterben lässt. Es liegt eine gewisse Ironie darin, dass die Cavendish ihre Vorgängerin Gros Michel als meistproduzierte Banane ablösen konnte, weil diese der Panamakrankheit zu leicht zum Opfer fiel. Mittlerweile zeigen sich die Nachteile einer Monokultur an der Cavendish selbst in aller Deutlichkeit.
Die Cavendish ist überdies ein Klon, der aus genetisch identischen Stecklingen gezogen wird – sie kann sich also nicht durch sexuelle Vermehrung an neue Gegebenheiten anpassen. Und da der Pilz Jahrzehnte im Boden überdauern kann, lässt sich eine befallene Plantage nicht mehr nutzen. Der beliebtesten Dessertbanane droht daher das Aus. Es sei denn, die gentechnisch aufgerüstete Variante QCAV-4, die in Australien entwickelt und dort sowie in Neuseeland im Februar 2024 für den Verzehr zugelassen wurde, ist die Rettung. Diese Banane – eine Cavendish, der das Resistenzgen RGA2 aus einer Wildbanane eingefügt wurde – ist in Feldversuchen getestet worden. In Supermärkten erhältlich ist sie aber noch nicht.
Für europäische Begriffe einigermassen exotisch sind Speisen und Getränke, die in anderen Weltgegenden mit Bananen zubereitet werden. Auf den Philippinen ist beispielsweise eine Ketchup-Variante beliebt, die aus Bananen hergestellt wird. Ursprung des Bananenketchups soll eine Knappheit an Tomaten gewesen sein, was die US-Soldaten – die Philippinen waren damals eine amerikanische Kolonie – betrübte, die Ketchup liebten. Da es gleichzeitig einen Überschuss an Bananen gab, entwickelte die Lebensmitteltechnikerin Maria Orosa ein Ketchup aus Bananen.
Orosa verwendete für das Bananenketchup Zutaten, wie sie für dessen aus Tomaten hergestellten Verwandten üblich sind: Essig, Zucker und Gewürze. Bananenketchup, das etwas süsser als Tomatenketchup schmeckt, ist allerdings von bräunlicher Farbe, weshalb oft noch rote Lebensmittelfarbe hinzugefügt wird.
In einigen Ländern Ostafrikas ist Pombe populär. Es handelt sich um Biersorten, von denen einige aus eigens dafür angebauten grossen Bananen mit dicker Schale hergestellt werden. Aber auch in Europa wird Bananenbier nach afrikanischer Rezeptur gebraut: Die belgische Brouwerij Huyghe stellt das Mongozo Banana Bier her.
Bananen kommen in einer praktischen Verpackung: Ihre Schale ist ein natürlicher Schutz für das weiche Fruchtfleisch. Die Schale ist obendrein auch noch essbar: Sie enthält viel Vitamin C sowie Vitamin B6, Vitamin K, Folsäure und – besonders interessant für Veganer – sogar Vitamin B12, das sonst fast nur in Lebensmitteln tierischer Herkunft vorkommt. Daneben enthält sie Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium und Phosphor und ist reich an Ballaststoffen. Essen sollte man freilich nur Bananenschalen aus biologischem Anbau, und es empfiehlt sich, sie vor dem Verzehr gründlich zu waschen.
Daneben soll sich die Bananenschale auch für einige Lifehacks eignen: So kann man etwa Lederschuhe mit der Innenseite der Schale einreiben und dann mit einem weichen Tuch polieren. Und Enzyme vom Inneren der Schalen sollen den Juckreiz lindern, der nach Insektenstichen auftritt. Auch als natürliches Wundpflaster kann die Schale dienen – so wird sie zumindest in einigen Länder des Globalen Südens verwendet. Tatsächlich haben Wissenschaftler rund 70 verschiedene Inhaltsstoffe identifiziert, die bei der Wundheilung nützlich sein können; einige davon wirken antibakteriell, andere antioxidativ oder adstringierend (d. h., sie verändern Eiweisse auf der Haut und erzeugen eine oberflächliche Schutzschicht).
Ob die Schalen sich auch dazu eignen, die Zähne zu bleichen, ist umstritten. Das Fachportal für den Dentalmarkt ZWP Online empfiehlt etwa, die Zähne mit der Innenseite einer reifen Bananenschale gut einzureiben und zehn Minuten einwirken zu lassen, danach mit einer trockenen Zahnbürste die Paste einzubürsten und die Zähne nach dem Ausspülen mit einer konventionellen Zahnpasta zu putzen. Das Portal räumt allerdings ein, dass es für die Wirksamkeit dieser Methode bisher keinen wissenschaftlichen Beweis gebe.
Der Ausrutscher auf einer Bananenschale gehört zum festen Inventar von Slapstick-Szenen von Komikern. Möglicherweise liegt das daran, dass Bananenschalen Ende des 19. Jahrhunderts in den USA in den Ruch einer Gefahr für die Allgemeinheit kamen. Die aus Panama importierte Frucht wurde rasch populär als Streetfood, und da die Leute ihren Abfall auf die Strasse warfen und die Müllabfuhr noch nicht heutigen Standards entsprach, häuften sich verfaulende Bananenschalen in den Strassen. Sie waren durch ihre schleimige Konsistenz eine Gefahr; um 1880 warnte «Harper's Weekly» deshalb vor gebrochenen Gliedmassen.
Die Sendung «Mythbusters» nahm sich des Phänomens 2009 an und kam zum Schluss, dass eine einzelne Bananenschale nicht zu einem Ausrutscher führt. Auf einer mit unzähligen Schalen bedeckten Betonfläche hingegen kam es zu mehreren Stürzen.
2012 erschien eine japanische Studie zur Rutschgefahr, die von Bananenschalen ausgeht. Die Wissenschaftler ermittelten den Rutschkoeffizienten zwischen einer Bananenschale und einem Linoleumboden. Sie fixierten zu diesem Zweck einen Kräftewandler unter dem Linoleumboden und massen die Reibungs- und Druckkraft, während eine auf die Schale gedrückte Schuhsohle hin und her geschoben wurde. Tatsächlich erwies sich der Reibungskoeffizient mit 0,07 als niedriger im Vergleich zu anderen Fruchtschalen. Die Schmierwirkung führten die Forscher auf ein zuckerhaltiges Gel in der Schale zurück, das sich unter Druck verändere. Die Arbeit erhielt einen satirischen Ig-Nobelpreis.
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Wieder was gelernt - danke für den aufschlussreichen Artikel!