Mit dem Hit «I'm gonna live forever» stürmte Irene Cara in den 80er-Jahren die Charts. Im Song «It's my life» von Jon Bon Jovi hingegen heisst es «I ain't gonna live forever». Ewiges Leben kommt nicht nur oft in Liedern vor, das Thema ist eines der ältesten Utopien der Menschheit.
Ist die Unsterblichkeit aber tatsächlich ein Hirngespinst? Hat die Lebenszeit des Menschen eine Obergrenze? Oder können Menschen irgendwann dank medizinischen Fortschritten ewig leben?
Der Mensch kann ein bestimmtes Alter nicht überschreiten, das fand nun ein internationales Wissenschafts-Team heraus. Wenn die Kombination aus Glück und Genetik stimmt, könne ein Mensch eine maximale Zeitspanne von etwa 150 Jahren erreichen.
Die Forscher analysierten die Blutproben von über einer halben Million Menschen aus den USA, Grossbritannien und Russland. Über 1000 der Teilnehmer:innen im Alter von 30-90 Jahren mussten innerhalb von mehr als drei Jahren fast monatlich zum Bluttest antraben. Bei knapp 5000 Personen sind zusätzlich Schrittzählungsdaten ausgewertet worden, um die Geschwindigkeit des Rückgangs der körperlichen Fitness zu messen.
Aus diesen Bluttests ermittelten sie dann mithilfe eines Computermodells den sogenannten Dynamic Organism State Indicator (DOSI). Dieser Wert zeigt, wie gut sich eine Person von einer Belastung wie Krankheit oder Verletzung erholen würde.
«Unter der Annahme, dass wir im Laufe unseres Lebens Krankheiten oder Katastrophen vermeiden können, ist DOSI eine zuverlässige Methode, um zu zeigen, wann diese Widerstandsfähigkeit vollständig nachlässt», sagen die Forscher.
Basierend auf diesen Auswertungen, die im Fachmagazin Nature Communications erschienen sind, soll irgendwann zwischen 120 und 150 Jahren diese Resilienz dahin sein. Sprich: Eine Person soll nach 150 Jahren nicht mehr überlebensfähig sein, da der Körper sich von Stress nicht mehr erholen kann.
Je älter die Teilnehmer:innen der Studie waren, desto schlechter konnte sich der Körper nach einem Problem erholen und die Blutkörperchen sowie den Gang in ein stabiles Niveau zurückzubringen.
«Genauso wie die Haare einer Person mit zunehmendem Alter grauer werden, so steigen auch die Werte der roten und weissen Blutkörperchen», erklärt Dr. Marc J. Kahn, gegenüber «Live Science». Wissenschaftler nennen diesen Prozess Biomarker des Alterns.
Von einem Durchbruch spricht Wissenschaftler Andrei Gudkov, der bei der Untersuchung beteiligt war. Die Resultate zeigten auf, dass die effektive Prävention und Behandlung von Altersproblemen nur den Durchschnitt, nicht aber die maximale Lebenspanne verlängern könne.
Andere Wissenschaftler sind eher skeptisch. «Solche Studien sind von Natur aus ungenau», findet die Wissenschaftlerin Judith Campisi, die nicht an der Studie beteiligt war, gegenüber «Live Science».
Die Datensätze, die in der Studie verwendet wurden, seien zwar umfangreich, stammen aber nur aus einigen wenigen Ländern. Es würde sich also mehr um einen Durchschnittswert für die Menschen als Population handeln. Wichtige Faktoren wie Ernährung, verschiedene Lebensweisen oder die Lebensqualität im Alter würden fehlen.
«Auch wenn die Studie nahelegt, dass ein Mensch bis zu 150 Jahre alt werden könne, sagt dies nichts über die Lebensqualität im Alter aus». Die Gesundheit im Alter habe nicht nur Auswirkungen auf das Leben der Menschen, sondern würde auch enorme Kosten verursachen, unter anderem in Form von Zeit, Geld und medizinischen Ressourcen.
Obgleich sich die grundlegende Biologie des Menschen nicht verändert, gibt es eine Sache, die sicher ist: «Mit Sicherheit werden wir alle sterben», sagt Campisi.