In gewissen Teilen Asiens, Afrikas, Süd- und Zentralamerikas stehen Insekten schon lange auf dem Speiseplan. Ob Larven, Heuschrecken, Würmer, Spinnen oder Termiten – für rund zwei Milliarden Menschen sind sie nicht eklig, sondern wichtig, ja gar schmackhaft.
Dass sich Insekten in unseren Breitengraden noch nicht als Lebensmittel durchgesetzt haben, liegt vor allem an einem Argument: dem Ekel. Den Schweizern sind Würmer und Heuschrecken als Lebensmittel nicht geläufig, und deshalb reagieren sie im ersten Moment ablehnend. Oftmals isst man das am liebsten, was einem vertraut ist und schon immer geschmeckt hat. Doch weshalb ist eine Heuschrecke eklig – aber eine Crevette ist es nicht?
Auch wir Schweizer täten gut daran, Insekten in Zukunft wenigstens ab und an auf unsere Einkaufsliste zu schreiben. Es gibt nämlich mehrere gute Gründe dafür.
Insekten sind eine hervorragende Proteinquelle. Grillen enthalten je nach Art zwischen acht und 25 Gramm Protein pro 100 Gramm Frischgewicht. Bei Mehlwürmern sind es zwischen 14 und 25 Gramm. Damit kommen die Krabbeltiere auf ähnliche Werte wie beispielsweise Rindfleisch oder Fisch. Auch die biologische Wertigkeit ist mit anderen tierischen Proteinen vergleichbar.
Gleich geht's weiter mit den Fakten rund ums Thema Insekten essen, vorher ein kurzer Hinweis:
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Der Fettgehalt von Insekten variiert je nach Art. So enthalten Mehlwürmer im Rohzustand rund 5,2 Gramm Fett pro 100 Gramm, bei Heuschrecken sind es 11,7 Gramm. Ähneln Insekten im Proteingehalt eher anderen Tieren, so sind sie beim Fettgehalt eher mit Nüssen vergleichbar. Einen wesentlichen Teil des Fetts machen einfach ungesättigte und mehrfach ungesättigte Fettsäuren aus – also die sogenannten «guten Fette».
Des Weiteren enthalten Insekten unter anderem Vitamin A, Vitamin E, die Vitamine B2, B3, B5, B6, B9 und B12 und Mineralstoffe wie Eisen, Kalzium, Magnesium, Phosphor und Zink.
Insekten als Nahrungsmittel sind eine umweltschonende Alternative zu Fleisch oder Fisch. So sind beispielsweise Heuschrecken viel effizienter in der Nahrungsaufnahme als andere Tiere. Für ein Kilo essbare Heuschrecken braucht es 1,7 Kilogramm Futter. Für dieselbe Menge essbares Rindfleisch werden zehn Kilogramm Futter benötigt.
Während bei Insekten rund 80 Prozent des Körpers essbar sind, wird bei Lamm oder Rind rund die Hälfte des Tieres nicht weiterverwendet. Auch Hühner (65% essbar) und Schweine (70% essbar) produzieren mehr Abfall.
Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) gibt es noch keine gesicherten Untersuchungen darüber, wie hoch der Wasserverbrauch in der Insektenzucht ist. Es deutet aber vieles daraufhin, dass er um ein Vielfaches niedriger ist als bei der Produktion von herkömmlichem Fleisch. Denn für ein Kilogramm Rindfleisch braucht es laut der FAO zwischen 22'000 und 43'000 Litern Wasser.
Des Weiteren entstehen bei der Insektenzucht weniger Emissionen. Die FAO schreibt in einem Bericht, dass bei der Produktion von Insekten rund 100 Mal weniger Treibhausgase anfallen als bei gewöhnlicher Viehzucht.
Auch aus wirtschaftlicher Sicht haben die Zucht und der Konsum von Insekten grosse Vorteile. Insekten treten in der Natur in grossen Schwärmen auf. Massentierhaltung auf engen Räumen ist ihnen also durchaus zumutbar.
Das hat zur Folge, dass für die Produktion keine grossen Landflächen benötigt werden. Das heisst, sie ist auch in urbanen Gebieten problemlos möglich. Teure Geräte oder Technik werden ebenfalls nicht benötigt und der Futterverbrauch ist wie bereits erwähnt klein, was wiederum bedeutet, dass die Kosten in der Insektenzucht deutlich geringer sind als in der gewöhnlichen Viehzucht.
Und dann ist da auch noch der Geschmack. Glaubt man den Herstellern, haben Mehlwürmer einen Geschmack, der an Haselnuss erinnert. Heuschrecken sollen nach Geflügel und Grillen eher nach Popcorn schmecken.
Natürlich werden Insekten in den nächsten Jahren kaum das herkömmliche Fleisch ersetzen können. Und man soll auch nicht auf Steaks, Ragouts und Würste verzichten müssen. Viel mehr sind Insekten eine sinnvolle Ergänzung für unseren Speiseplan.