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Meinung: Brunch ist doof

Kommentar

Sagt mal, bin ich hier der Einzige, der Brunch doof findet?

Grumpy Old Man meldet sich wieder mit einer unpopulären Meinung: Brunch ist weder fun noch fein noch fancy.
23.06.2019, 08:1725.06.2019, 11:08
Oliver Baroni
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Ich hab's über Jahrzehnte versucht: Zu verstehen, was genau am Ding «Brunch» so total geil sein soll, dass Menschen solches immer wieder organisieren oder dazu abmachen. Ich weiss nur, dass Brunch hierzulande total beliebt ist.

Und? Magst du Brunch?
«Mmmmh ich liebe Brönch!»

Okay ... weshalb eigentlich?

«Einfach weil ... halt viel Essen. Und gemütlich, weisch.»

Das kann ich nachvollziehen. Mittagessen oder Abendessen mit Freunden beinhalten ja meistens «viel Essen» und «gemütlich». Brunch, aber? Sicherlich nicht «gemütlich».

Lasst mich kurz ausholen – zunächst mal die Variante «Brunch-Einladung privat»:

Nennt mich ruhig asozial (obwohl ich die Bezeichnung «kein Morgenmensch» bevorzuge), aber ich hab' nun mal keine Lust, um 10 oder 11 Uhr morgens bereits freundlich sein zu müssen. Konversation zu machen. Gwunderig zu sein, wie es dem Kindli der Kollegin geht, mit der ich nicht sonderlich befreundet bin, nun aber Konversation machen muss, weil sich die Sitzordnung so ergeben hat.

WENN die Konversation klappen würde! Tut sie nämlich NICHT, denn Brunch bedeutet vor allem eines: Ständige Unterbrechung. Nein, ich darf keinen gepflegten Smalltalk mit der Tischnachbarin machen, ohne dass es von quer über den Tisch heisst «HEY CHÖNNTISCH MIR D'GONFI GEH?» oder «WETTED IHR AU NO CHLI ZOPF?» und «WETSCH NO CHLI KAFFI? GÄLL ES ESPRESSO SCHWARZ FÜR DICH, ODER?» und ... ach komm, liebe Tischnachbarin, plaudern wir ein ander Mal.

brunch hipster zmorge frühstück essen food smoothie valentinstag
Uff das wär's ja noch: Den selbstgepressten Orangensaft in Einmachgläsern zuprosten und «gäll, debii enand immer schön id Auge luege»! Kill me now. Bild: shutterstock

Diese Form von Unterbrechung ist durch die kommunale Natur der Speisen bedingt. Würde man zu Mittagessen abmachen, bekäme jeder Gast einen Teller vorgesetzt und gut ist. Doch Leute, die Brunch mögen, scheinen gerade die Umständlichkeit des Herumreichens und Anbietens von Geschirr zu lieben. Wohl verwechseln sie es mit Geselligkeit.

Auch verwechseln sie Brot und Konfitüre oder irgendwelche Körnchen-Müesli mit uhfeinem Essen. Auch ich mag Brot und Gonfi. Aber als Motivation, aufzustehen, sich frisch zu machen und irgendwo hinzugehen, genügt mir das nicht.

Und, ach ja, sich besaufen klappt auch nicht wirklich, weil Menschen, die Brunch-Einladungen machen, aus irgend einem mir schleierhaften Grund nie wissen, wie man einen Prosecco halbwegs kühlt.

Bliebe noch die Variante «Brunch auswärts in einem Restaurant»:

Eine Restaurant-Frühstücks-Kultur, wie das die Angelsachsen pflegen mit ihren all day breakfasts und ihren eggs any style, haben wir hierzulande nicht. Das ist auch okay so, denn nationale und regionale Unterschiede sind willkommen. Dafür bieten in der Schweiz viele Etablissements explizit einen Brunch an. In Zürich etwa soll das im Bebek fein sein, erzählt man mir. Oder das Bubbles. Und etliche andere.

william hogarth gemälde restaurant essen food 18. jahrhundert https://en.wikipedia.org/wiki/File:William_Hogarth_028.jpg 
An Election Entertainment
Painting by William Hogarth, ca. 1755.
From the seri ...
«Gmüetlich go brönsche.»Bild: wikicommons

Blöd nur, dass sie allesamt GENAU NIE Platz haben. In Zürich spontan Brunch essen gehen? Forget it. Alles ausgebucht. Am Montag für den nächsten Sonntag einen Vierertisch zum Brunch reservieren? Viel Glück damit. Dementsprechend hektisch und überfüllt sind die Lokale auch, schafft man es all Schaltjahr doch mal, einen Tisch zu ergattern.

Ergo werde ich weiterhin am Wochenende zu einer von mir frei gewählten Zeit aufstehen und alleine oder mit der Liebsten gemütlich frühstücken. Mit einem Kaffee, der kein Nespresso ist. Und mit Eiern auf irgend eine geile Art, vielleicht etwas Toast oder Tortillas und hey, wieso nicht eine Avocado mit etwas Chili und Limette ... egal was – einfach nicht Brönsch!

Ihr kommt ja bei euren Brunch-Einladungen ohne mich bestens klar. Wir sehen uns dann zum Znacht. 😘

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141 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Frank Eugster
23.06.2019 08:37registriert Januar 2018
Was ist mit der Variante Brunch zuhause für sich und die Familie? Top einmal Sauerei, zwei Mahlzeiten absolviert. Jeder macht seinen Kaffe selbst und statt Prosecco gibts Bier. Warum, weil ich das so mag. Die Kinder sind happy, mutti und vati auch. Schöne sunntig..
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plaga versus
23.06.2019 08:27registriert November 2015
Oje, Oli. Die einen mögen sich jedes Weekend mit Alk und dergleichen volllaufen und schlafen sonntsgs bis nachmittags aus. Andere treffen sich mehr oder weniger ausgeruht zum Brunch, geniessen die Zeit so zusammen und haben am Nachmittag noch Zeit für anderes.

Jedemdas seine. 😊
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Sutterli
23.06.2019 08:28registriert August 2018
Hä? Was im Artikel am Ende gefeiert wird mit Tortilla und so, ist doch viel eher Brunch als das „reich mir mal den Zopf“ Zeugs am Anfang.
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