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Das James-Webb-Teleskop lässt erstmals die Muskeln spielen

FILE - In this April 13, 2017, photo provided by NASA, technicians lift the mirror of the James Webb Space Telescope using a crane at the Goddard Space Flight Center in Greenbelt, Md. NASA is releasin ...
Das James-Webb-Teleskop zeigt erstmals auf, wie nützlich es zur Erforschung von erdähnlichen Planeten sein kann.Bild: keystone

James-Webb-Teleskop entdeckt erstmals erdähnlichen Planeten – und schürt Hoffnung auf mehr

12.01.2023, 11:0012.01.2023, 13:20
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Gross war die Begeisterung, als das neue James-Webb-Weltraumteleskop im Sommer 2022 erstmals Bilder aus dem Weltall lieferte. Nun feiert der Nachfolger des Hubble-Teleskops eine weitere Premiere: Mit seiner Hilfe wurde ein erdähnlicher Planet entdeckt – und der ist gar nicht so weit weg.

Menschen wären mit Lichtgeschwindigkeit nur gerade 41 Jahre in die Octan-Konstellation unterwegs, wo LHS 475 b zu finden ist. Das James-Webb-Teleskop ermöglicht den Wissenschaftlern zudem eine genauere Beobachtung weit entfernter Planeten.

Könnten Menschen auf dem Planeten überleben?

Based on new evidence from the NASA/ESA/CSA James Webb Space Telescope, this illustration shows the exoplanet LHS 475 b. It is rocky and almost precisely the same size as Earth. The planet whips aroun ...
Die Illustration des Exo-Planeten LHS 475 b der European Space Agency basiert auf den ersten Befunden der Nasa. Bild: ESA/Webb

So soll LHS 475 b fast genau die gleichen Masse besitzen wie die Erde. Damit dürfte die Gravitation auf dem Planeten für Menschen kein Problem sein. Bleibt die Frage, wie die Atmosphäre aussieht.

Hier können die Nasa-Forscher erst bestätigen, dass sie keine dicke Methan-Atmosphäre gefunden haben, wie sie beispielsweise auf Titan, einem Mond des Saturns, vorkommt – was das Leben für den Menschen dort unmöglich machen würde. Es brauche mehr Zeit für die Datenanalyse, um die Zusammensetzung genau zu bestimmen, schreibt die Nasa.

Hohe Erwartungen an das neue Teleskop

Trotzdem schürt diese erste Untersuchung eines Planeten durch James-Webb hohe Erwartungen an die Zukunft. «Webb bringt uns einem neuen Verständnis von erdähnlichen Welten ausserhalb des Sonnensystems immer näher, und die Mission hat gerade erst begonnen», sagt der Nasa-Astrophysiker Mark Clampin zum «Independent».

Das James-Webb-Weltraumteleskop ist das erste seiner Art. Mit den Instrumenten ist es Forschern erstmals möglich, die Zusammensetzung der Atmosphäre genau zu bestimmen, und es werden weitaus präzisere Bilder der beobachteten Planeten geliefert.

Weitere erdähnliche Planeten in der Nähe

Erde und Proxima Centauri b im Grössenvergleich
Proxima b ist der bislang nächste Planet, der der Erde ähnelt. Bild: Pinterest

Die Suche nach Planeten, die der Erde gleichen und im besten Fall sogar menschliches Leben darauf ermöglichen würden, hat bereits einige Male Früchte getragen. So ist laut dem «Habitable Exoplanets Catalog» der Universität in Arecibo in Puerto Rico Proxima b der nächste, wahrscheinlich besiedelbare Planet. Dieser liegt nur 4,2 Lichtjahre entfernt und hat einen Earth Similarity Index (ESI) von 0,87.

Der Earth Similarity Index
Wissenschaftler verwenden den Earth Similarity Index (ESI) zur Veranschaulichung dafür, wie erdähnlich ein Planet denn nun ist. Mit Index 1 gleicht er der Erde bei allen Faktoren exakt, mit Index 0 überhaupt nicht. Die berücksichtigten Faktoren sind: Radius, Dichte, Oberflächentemperatur und Fluchtgeschwindigkeit des Planeten. Letzteres ist jene Geschwindigkeit, die ein Transportmittel erreichen muss, um den Orbit des besagten Planeten verlassen zu können.

Etwas weiter entfernt liegt mit 11 Lichtjahren Ross 128 b. Dieser Planet hat fast die eineinhalbfache Masse der Erde und einen ESI von 0,86. Der bisher erdähnlichste Planet ist mit 12 Lichtjahren vergleichsweise ebenfalls nahe. Es ist Teegarden b mit einem ESI von 0,95. (leo)

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65 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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mo shishak
12.01.2023 11:37registriert Januar 2023
Es gibt nur zwei grundsätzliche Möglichkeiten. 1. Das Universum ist voller Leben und damit auch voll mit Zivilisationen die uns weit voraus sind. 2. Wir sind die Einzigen.
Da ich 2 für seeehr unwahrscheinlich halte muss 1 stimmen. Wenn 1 stimmt, haben einige Zivilisationen bestimmt ganze Galaxien kartiert und kennen jeden bewohnten Planeten. Ihre Kommunikation findet bestimmt nicht im elektromagnetischen Frequenzband statt, deshalb ist SETI nutzlos. Wenn sie uns kontaktieren wollen, dann tun sie das. Die Frage ist ob es Sinn macht einen Ameisenhaufen zu stören.
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Bynaus
12.01.2023 12:14registriert März 2016
Planeten wie der hier erwähnte LHS 475 b sollte man nicht "erdähnlich" nennen, höchstens "erdgross". Er ist tatsächlich fast genau gleich gross wie die Erde, aber viel heisser, da er seinem Stern deutlich näher steht. Die Forscher können zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht ausschliessen, dass er eine CO2-Atmosphäre wie die Venus oder vielleicht auch gar keine Atmosphäre hat. Die anderen Infos sind so korrekt - toll, dass der "Earth Similarity Index" Eingang in einen solchen Artikel findet!
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Hans Jürg
12.01.2023 14:01registriert Januar 2015
Auch wenn dieser Planet eine ähnlich grosse Masse wie unsere Erde hat, braucht es natürlich weitere Voraussetzungen, dass er als erdähnlich bezeichnet werden kann:

Hat er eine geneigte Drehachse?
Wird diese von einem Mond in der passenden Grösse stabilisiert.
Hat er ein Magnetfeld?
Befindet er sich in der habitablen Zone von der Sonne entfernt?
Weist er seismische Aktivitäten auf und hat somit einen flüssigen Erdkern?

Erst wenn diese paar Fragen mit ja beantwortet werden, kann man wirklich von einem erdähnlichen Planeten sprechen.
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