Achtung, die Stinkwanzen kommen! Warum dich das mehr betrifft, als dir lieb ist
Die chinesische Stinkwanze verbreitet sich seit ein paar Jahren explosionsartig in der Schweiz. In den nächsten Tagen verkriecht sie sich wieder in wärmere Ecken – vermutlich auch in deiner Wohnung. Doch jetzt naht Hilfe.
Dürfen wir vorstellen: die Stinkwanze, auch bekannt als Stinkkäfer, Marmorierte Baumwanze oder Halyomorpha halys.
bild: tim haye
Eigentlich stammt sie ja aus China. Aber irgendwann vor einigen Jahren kam sie als blinder Passagier in die Schweiz. Und seither verbreitet sie sich explosionsartig, wie diese Animation zeigt:
Das sind alle gemeldeten Fälle bei Tim Haye von Stinkwanzen. Das Jahr 2019 ist erst bis Ende März erfasst, es ist aber mit einem fast so grossen Wachstum wie 2018 zu rechnen.Bild: watson
Der Mann, der diese Daten sammelt, heisst Tim Haye und ist «Stinkwanzen-Experte» am Forschungszentrum «CABI» in Delémont. Warum es ihn braucht? Weil die Stinkwanze zum echten Problem geworden ist.
bild: cabi.org
Stinkwanzen-Meeting geplant
Tim Haye, der invasive Arten in der Schweiz bekämpft und dafür am CABI in Delémont forscht, berichtet: «Im Dezember ist ein erstes Meeting im Zusammenhang mit Stinkwanzen geplant. Wir wollen da mit Ämtern, Bauern und weiteren Interessensvertretern informieren und mögliche Wege suchen.
Ein Problem, das in den nächsten Stunden und Tagen auch dich betreffen könnte. Denn Haye sagt: «Die Käfer kommen jetzt. Der Abflug der Stinkwanzen steht unmittelbar bevor.»
bild: tim haye
Die Schädlinge verbringen den Winter vorzugsweise an warmen und trockenen Orten – also etwa in deiner Wohnung. Und diese Orte suchen sie jetzt auf.
bild: tim haye
Wie aber konnte es soweit kommen? Schuld daran sind (vermutlich) diese gelben Dachziegel im Chinagarten in Zürich.
bild: shutterstock
Sie stammen aus der kaiserlichen Ziegelfabrik in Peking und wurden im Winter 1998 nach Zürich geliefert. Mit im Gepäck: die Stinkwanze. Haye hat dies mittels DNA-Proben überprüft und eine enge Verwandtschaft festgestellt.
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Leider gefällt es dem chinesischen Eindringling zu gut in der Schweiz. Er vermehrt sich gerne und oft – normalerweise mit 28 Eiern pro Gelege an Blattunterseiten von Sträuchern.
bild: Tim haye
Zudem hat er kaum natürliche Feinde, gegen chemische Mittel ist er robust und durch hohe Mobilität verbreitet er sich bei guten Temperaturen schnell.
bild: shutterstock
Das grösste Problem dabei: Die Stinkwanze ist extrem gefrässig und hat es auf unser Obst abgesehen. Birnen etwa werden deformiert.
bild: tim haye
Betroffen sind aber auch Pfirsiche ...
bild: tim haye
... oder Äpfel.
bild: youtube
Seit 2017 gilt die Stinkwanze offiziell als Plage. Wie man den Schädling stoppen kann, ist noch nicht geklärt. Doch es gibt Hoffnung.
bild: tim haye
Die Lösung könnte die Samurai-Wespe sein. Zu ihr später mehr:
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Warme und lange Sommer – wie die letzten beiden – sorgen dafür, dass die Stinkwanze statt einer Generation in einem Sommer deren zwei schafft.
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Die Nymphen (Jungen) sind nach sechs bis sieben Wochen geschlechtsreif.
bild: tim haye
Die ersten Eier werden im Mai gelegt und die neue Generation legt die Eier im Juli. Das reicht dann noch für eine 2. Generation, die überwintern.
bild: tim haye
Im Herbst suchen sich die Stinkwanzen ein geschütztes, warmes Winterquartier. Haye sagt: «In diesen Tagen sammeln sie sich auf Bäumen in 30er bis 40er Gruppen.»
bild: tim haye
Beliebt sind dafür – wie auch für die Eiablage – Bäume mit grossen grünen Früchten. Wie beispielsweise der Zigarrenbaum:
bild: Tim haye
Dort warten die Viecher auf einen schönen Tag im September und schwirren dann miteinander (aber nicht zwingend mit dem gleichen Ziel) los.
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Stinkwanzen bevorzugen gerne höher gelegene Wohnungen, deren Balkone/ grosse Fenster nach Süden ausgerichtet sind.
bild: tim haye
Falls du sie erdrückst, scheidet die Wanze ein stinkendes Sekret aus. Darum machst du das besser nicht und schmeisst sie am besten einfach raus.
bild: Tim haye
Schützen kannst du deine Wohnung so: Fenster/Türen zulassen oder mit Fliegengitter versehen. Zudem lockt Licht die Stinkwanze an. Schalte dies also bei offenen Fenstern ab.
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Auf Balkonen verstecken sich die Stinkwanzen gerne unter Matten oder ähnlichen geschützten Orten.
bild: tim haye
Immerhin: Stinkwanzen kommen normalerweise nur in die Wohnung, um zu überwintern. Mit einer Eiablage muss nicht gerechnet werden.
bild: tim haye
Und wie kann die Verbreitung der Baumwanze (womöglich) gestoppt werden? Mit der oben schon bekannt gemachten SAMURAI-WESPE:
bild: wikipedia
Diese Samurai-Wespe legt als Parasit seine Eier in die Eier von Stinkwanzen:
bild: tim haye
Das sieht dann so aus: Die schwarzen Eier sind von der Samurai-Wespe befallen.
bild: tim haye
Haye und Kollegen testen im Labor, ob die Samurai-Wespe die Stinkwanzen-Population eindämmen könnte – ohne dabei andere Tiere zu gefährden. Damit die Wespe dann gezielt freigesetzt werden kann.
bild: tim Haye
Doch dann wanderte die Samurai-Wespe 2017 – sehr überraschend – von selbst aus Norditalien ins Tessin ein. In diesem Sommer kam sie über die Alpen und wurde in Zürich und Basel gefunden.
bild: tim haye
Das ist einerseits erfreulich, andererseits weiss man noch nicht, ob die Samurai-Wespe andere einheimische Wanzen gefährden könnte. Sicher ist: Für Menschen ist sie keine Gefahr, sie sticht auch nicht.
bild: shutterstock
Die Tests von Haye und Kollegen laufen noch. Bisher sieht es zumindest gut aus, dass die Samurai-Wespe die Stinkwanzen-Population eindämmt.
bild: shutterstock
Aber wie lange dauert es, bis der Stinkwanzen-Bestand nachhaltig reduziert wird? Haye: «Schwer zu sagen. Auch wenn sich die Wespe schnell vermehrt dürfte es einige Jahre dauern, bis die Stinkwanze eingedämmt ist.»
Bild: shutterstock
Und so dürfte die diesjährige Stinkwanzen-Plage in Schweizer Wohnungen und am Obst noch nicht die letzte sein.
bild: shutterstock
Wer sich auch noch ein Erklärvideo zur Stinkwanze und Samurai-Wespe anschauen will – voilà:
Erklärvideo über Stinkwanze und Samurai-Wespe (englisch)Video: YouTube/Deep Look
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Die beliebtesten Kommentare
ali_der_aal
11.09.2019 19:20registriert September 2016
wenn das mit der Samurai-Wespe ausser kontrolle gerät holen wir einfach den nächsten Fressfeind.. das hat ja in Australien auch ganz gut geklappt...
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