Seit dem 18. Jahrhundert liessen sich zahlreiche Polinnen und Polen in der Schweiz nieder. Umgekehrt gab es auch Schweizerinnen und Schweizer, die – oft aus wirtschaftlichen Gründen – nach Polen auswanderten. So hatten sich auch Jean Zumbachs Grosseltern entschlossen, die Schweiz zu verlassen, und Jean wird am 14. April 1915 in Ursynow, heute ein Aussenbezirk von Warschau, geboren. Der Junge trägt die polnischen Vornamen Jan Eugeniusz Ludwig, besitzt jedoch einen Schweizer Pass.
Nach einer wenig ereignisreichen Studienzeit beschliesst Jan 1936, Pilot zu werden. Er verheimlicht seine Schweizer Staatsbürgerschaft und schafft es, in die polnische Armee aufgenommen zu werden. Zuerst wird er der Infanterie zugeteilt, wechselt aber bald darauf zu den Luftstreitkräften. Er macht seinen Pilotenschein und absolviert die Fliegeroffiziersschule, bevor er 1938 zum Offizier befördert wird.
An den Luftkämpfen im Jahr 1939 ist er aufgrund einer Verletzung, die er sich beim Fliegen zugezogen hat, nicht beteiligt. Er will unbedingt beim Kampfgeschehen dabei sein und schafft es schliesslich nach einer abenteuerlichen Reise über Rumänien und Beirut nach Frankreich, wo er seine polnischen Kameraden wiedertrifft, die sich ebenfalls bis hierher durchgeschlagen haben. Nach der Niederlage Polens gegen die gemeinsamen Angriffe der Armeen von Hitler und Stalin gelingt es nämlich mehreren Einheiten der polnischen Streitkräfte, Rumänien zu erreichen, bevor sie nach Frankreich gebracht werden.
Jan Zumbach kämpft bis im Juni 1940. Nach der Niederlage Frankreichs gelingt rund 30'000 polnischen Soldaten die Flucht nach England. Dort stehen sie unter dem Befehl von General Sikorski, dem Oberhaupt der polnischen Exilregierung. Die polnischen Flieger werden in mehrere Staffeln (squadrons) aufgeteilt. Zumbach zeichnet sich in der 303. Staffel immer wieder durch hervorragende Leistungen aus. Seine Tapferkeit wird schnell legendär und am 17. Mai 1942 macht man ihn zum Major in dieser legendenumwobenen Jagdstaffel der Royal Air Force (RAF).
Mit der 303. gelingen ihm insgesamt zwölf bestätigte Abschüsse, zwei Abschüsse gemeinsam mit anderen und fünf wahrscheinliche Abschüsse sowie Beschädigung einer feindlichen Maschine. Andere Quellen berichten sogar von 17 Luftsiegen. Nach seiner Zeit als Staffelführer bekleidet Zumbach mehrere leitende Positionen in der RAF, wo er inzwischen Heldenstatus erlangt hat und von Polen und Engländern gleichermassen bewundert wird.
Nach Kriegsende verlässt er 1946 die Armee und lässt sich vorübergehend in der Schweiz nieder. Dann kehrt er nach Frankreich zurück, wo er eine Familie gründet und in Paris einen Nachtclub eröffnet. Wie vielen früheren «Flieger-Assen» fällt es auch ihm schwer, sich nach so vielen Kriegsjahren wieder an das zivile Leben zu gewöhnen. Zusammen mit einigen ehemaligen Pilotenkameraden gründet er das Lufttaxiunternehmen «Flyaway Ltd.» und betreibt Schmuggel verschiedenster Art, bevor er wie viele andere in dieser Zeit zum «Söldner» wird.
Dieses Abenteurerdasein passt zu ihm. Die Unruhen, die durch die Entkolonialisierung in Afrika entstehen, bedeuten ein «goldenes Zeitalter» für Söldner. Im Kongo erklärt Provinzpräsident Moïse Tschombé am 11. Juli 1960 die Sezession – und damit die Unabhängigkeit der Provinz Katanga – und stellt eine Armee auf. Seine Kaderleute rekrutiert er zum Teil aus Söldnernetzwerken. Unter dem Pseudonym «Mister Brown» ist Jan Zumbach unter ihnen und übernimmt den Aufbau der Luftstreitkräfte Katangas.
Einige Jahre später findet man «Mister Brown» in Nigeria wieder, wo er in den durch die Abspaltung und Unabhängigkeitserklärung der reichen Provinz Biafra verursachten Krieg involviert ist. Man bietet ihm an, Kommandant der Luftstreitkräfte Biafras zu werden. Als «Kamikaze Brown» fliegt Zumbach mehrere Kampfangriffe als Pilot einer B-26. Nach Ende des Biafrakriegs kehrt er nach Frankreich zurück, ohne jedoch sein Abenteurerleben ganz aufzugeben. Zudem verfasst er eine Autobiografie unter dem Titel «Mister Brown. Mein Leben als Flieger, Schmuggler und Abenteurer».
Er stirbt am 3. Januar 1986 in Paris unter ungeklärten Umständen. In Polen und Grossbritannien gilt Zumbach heute noch als Nationalheld, als «grösstes aller Flieger-Asse» aus der glorreichen Vergangenheit, als der Ritter der Lüfte, während er in der Schweiz fast vollständig in Vergessenheit geraten ist.
Ich habe ihn nicht vergessen; ich habe nur noch nie was von ihm gehört!