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Schweizer, männlich, 60: Der typische Täter, der mit Schusswaffen tötet

ARCHIV - 07.06.2016, Berlin: ILLUSTRATION - Gestelltes Bild zum Thema häusliche Gewalt. Schatten sollen symbolisieren, wie ein Kind versucht, sich vor der Gewalt eines Erwachsenen zu schützen. (zu dpa ...
Besonders gefährdet von Schusswaffen-Tötungen im häuslichen Bereich sind über 60-jährige Schweizer Frauen.Bild: DPA

Schweizer, männlich, 60: So sieht der typische Täter aus, der mit Schusswaffen tötet

26.02.2025, 13:3826.02.2025, 16:10
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Bei Tötungsdelikten im häuslichen Bereich spielen Schusswaffen eine wichtige Rolle. Die Täter sind mehrheitlich über 60-jährige Schweizer. Das zeigt eine vom Bundesrat in Auftrag gegebene Studie zu diesen Delikten.

Besonders gefährdet von Schusswaffen-Tötungen im häuslichen Bereich sind über 60-jährige Schweizer Frauen, wie der Bundesrat am Mittwoch mitteilte. Er nahm an seiner Sitzung Kenntnis vom Bericht, den das eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann in Erfüllung eines parlamentarischen Auftrags erstellt hatte.

Die Studie zeigt gemäss Mitteilung auch, dass bei Schusswaffentötungen im häuslichen Bereich zwischen 2015 und 2022 von 41 Tatpersonen eine weiblich war. Es handelte sich also in den allermeisten Fällen um Femizide, also um tödliche Gewalt gegen Frauen oder eine Frau aufgrund des Geschlechts, wie der Duden dies definiert.

Ebenfalls zu entnehmen ist der Studie gemäss dem Communiqué, dass in der Schweiz der Gebrauch von Schusswaffen bei Tötungsdelikten in den vergangenen drei Jahrzehnten insgesamt zurückging. Im häuslichen Bereich fiel dieser Rückgang aber deutlich geringer aus.

Möglicher Grund: Armeewaffen zu Hause

Laut der Mitteilung zeigt die Studie auch, dass das durchschnittliche Alter von Urhebern solcher Tötungsdelikte deutlich höher ist als bei häuslichen Tötungsdelikten ohne Schusswaffen oder bei ausserhäuslichen Schusswaffentötungen.

Soldaten der Schweizer Armee ueberwachen das Gelaende der Helikopter Basis in Obbuergen, anlaesslich einer Medienfuehrung durch die Sicherheitsvorkehrungen der Nidwaldener Kantonspolizei und der Schwe ...
Schweizer Männer besitzen aufgrund des Militärdienstes häufig eine Schusswaffe.Bild: keystone

Auffällig sei weiter, dass der Anteil der Täter und Täterinnen mit Schweizer Staatsangehörigkeit bei häuslichen Schusswaffentötungen doppelt so hoch sei wie bei häuslichen Tötungen ohne Schusswaffeneinsatz.

Ein möglicher Faktor dafür sei, dass Schweizer Männer aufgrund des Militärdienstes häufiger eine Schusswaffe besässen als Männer ohne Schweizer Staatsangehörigkeit.

Welche Waffen für Tötungen im häuslichen Bereich effektiv eingesetzt würden, lasse sich jedoch nicht abschliessend feststellen: Informationen zu Legalität und Herkunft der Schusswaffen fehlten oft. Dies, «obwohl diese Daten für eine bessere Risikoanalyse entscheidend wären».

Ein wichtiges Merkmal bei Schusswaffentötungen im häuslichen Bereich sei zudem der hohe Anteil an Fällen, bei denen sich der Täter oder die Täterin nach der Tat selbst töte. Zwischen 2015 und 2022 habe dies für 61 Prozent aller Fälle von Tötungsdelikten mit Schusswaffen gegolten, wobei sämtliche Täter männlich gewesen seien.

Auch Empfehlungen in Studie

Auf ein Postulat der grünen Baselbieter Ständerätin Maya Graf geht die Studie zurück, welche von der Universität St. Gallen durchgeführt wurde. Graf schrieb seinerzeit in ihrem Postulat, es sei nicht länger hinzunehmen, dass Jahr für Jahr in der Schweiz im Durchschnitt alle zwei Wochen eine Frau ihr Leben im häuslichen Umfeld gewaltsam verliere.

Maya Graf, Staenderaetin Gruene BL, spricht an der Medienkonferenz des Komitees Frauenallianz fuer die BVG-Reform, am Donnerstag, 4. Juli 2024, in Bern. (KEYSTONE/Marcel Bieri)
Die Studie geht auf ein Postulat von Maya Graf zurück.Bild: keystone

Es fehle aber an präzisen Daten und an einer Ursachenforschung für die vielen Femizide in der Schweiz. Die Studie liefert nicht nur Daten. Ihre Autorinnen und Autoren geben auch Empfehlungen ab. So sollen etwa bei älteren Personen verstärkte Präventionsmassnahmen zum Zug kommen. Wichtig sei auch eine enge Zusammenarbeit zwischen Behörden und verschiedenen Akteuren wie Spitäler und Pflegeeinrichtungen.

Ausserdem solle in Fällen von Warnsignalen die Beschlagnahmung einer Schusswaffe nach Artikel 31 des Waffengesetzes durch die Behörden konsequent geprüft werden. (sda)

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127 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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AnotherSenf
26.02.2025 15:01registriert August 2024
Bitte nehmt Meldungen von Menschen, welche sich Zuhause nicht mehr sicher fühlen und Übergriffe (egal welcher Art) melden unbedingt ernst. Es ist schon eine unglaubliche Hürde, überhaupt soviel Mut und Vertrauen aufzubringen sich gegenüber Freunden oder der Polizei zu öffnen. Wenn man dann alleine gelassen wird damit kann das Leben kosten...
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Gala
26.02.2025 16:12registriert September 2024
Von 2015 bis 2022 41 Tatpersonen. Also knapp 6 pro Jahr. Und nun versucht man daraus ein Problem mit Schusswaffen herbeireden?? Ernshaft jetzt? Wir haben mehrere Millionen private Waffen im Umlauf, hunderttausende, die dem wundervollen Hobby Schiessen frönen und wir haben in diesem Land definitiv KEIN Schusswaffenproblem!
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Schlaf
26.02.2025 15:57registriert Oktober 2019
Manche Dinge kann man offensichtlich ganz genau beziffern, wenn man will.

Andere Dinge kann man aus Gründen nicht so genau beziffern…
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