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Wird die neue Corona-Variante Eris in der Schweiz unterschätzt

Eris breitet sich aus: Wird die neue Corona-Variante in der Schweiz unterschätzt?

Die Omikron-Variante Eris breitet sich weiter aus und hat schon eine Nachfolgerin, welche die USA heimsucht. Das BAG stellt eine Zunahme im Schweizer Abwasser fest. Moderna hat einen Eris-Impfstoff für die Herbstimpfung.
20.08.2023, 11:3521.08.2023, 06:52
Bruno Knellwolf / ch media
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In London begegnet man wieder häufiger Menschen mit Schutzmasken.
In London begegnet man wieder häufiger Menschen mit Schutzmasken.Bild: Mike Kemp / In Pictures

Ab dem 1. September können in der Schweiz keine Zertifikate mehr ausgestellt werden und auch die Covid-Apps werden aus den App-Stores entfernt. In Grossbritannien dagegen werden wieder Schutzmasken getragen, weil die Omikron-Variante EG.5.1 viele Britinnen und Briten krank macht.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Eris-Stamm diese Woche als eine «interessante Variante» höher eingestuft. EG.5 ist inzwischen die vorherrschende Variante in den USA und macht auch weltweit einen wachsenden Anteil der Fälle aus, insbesondere in China. Und hinter Eris ist bereits die nächste Variante im Anflug. Die Omikron-Variante FL 1.5.1 mit dem Spitznamen Fornax beginnt sich in Teilen der USA zu verbreiten.

F456L-Mutationen am Spike-Protein umgehen Immunität

«Die Untervarianten von EG.5 tragen neue Mutationen in sich, die dazu beitragen, die erworbene Immunität zu umgehen», sagt Simon Ming vom Bundesamt für Gesundheit BAG. Das bestätigt Johannes Nemeth vom Universitätsspital Zürich: «Es gibt gewisse Hinweise, dass diese Variante schlechter von unserem Immunsystem erkannt wird.»

Dazu komme, dass die Immunität der Bevölkerung im Laufe der Zeit abnehme – sowohl nach Impfungen als auch nach früheren Infektionen, sagt Ming. «Diese beiden Faktoren könnten zu einem Anstieg der Infektionen in den nächsten Wochen führen.»

Das sieht auch das europäische Centre for Disease Control and Prevention (ECDC) so. Nach Monaten mit sehr niedrigen Infektionsraten habe die Übertragung von Covid-19 in einigen Ländern Europas stark zugenommen. Zum einen wegen der vom BAG genannten Gründe, aber auch wegen grosser Menschenansammlungen an Feiertagen und wegen «Barbenheimer». Die Filme «Barbie» und «Oppenheimer» haben zu vollen Kinosälen geführt.

In der Schweiz sei die Viruslast im Abwasser in den meisten Kläranlagen noch auf niedrigem Niveau. «Aber wir beobachten seit Mitte August einen steigenden Trend», sagt Ming zur aktuellen Situation. Der Anteil von EG.5 lag in den meisten Abwasserreinigungsanlagen bei 20 bis 40 Prozent.

Schon im Februar erstmals entdeckt in der Schweiz

Gemäss dem BAG wurde EG.5 in der Schweiz erstmals im Februar 2023 entdeckt. Seit Anfang Sommer werden die schnell wachsende Variante und seine Sublinien genauer beobachtet. «Es gibt derzeit keine Hinweise, dass EG.5 schwerere Krankheitsverläufe verursacht als die bisherigen Varianten von Omikron», sagt Ming. «Diese Variante scheint einen Vorteil hinsichtlich der Replikation aufzuweisen, aber aktuell liegen keine Hinweise auf eine höhere Krankheitslast vor», sagt dazu der Infektiologe Nemeth vom Universitätsspital. So gebe es bisher keine Zunahme an Hospitalisationen, auch nicht am Universitätsspital Zürich.

Gewappnet ist der Impfstoffhersteller Moderna, der sich für die Herbstimpfung bereit macht. Dafür hat die US-Firma einen aktualisierten mRNA-Impfstoff gegen die Varianten EG.5 und FL.1.5.1 hergestellt. Die klinischen Studiendaten zeigen einen signifikanten Anstieg der neutralisierenden Antikörper gegen diese Varianten. Die robuste Immunreaktion gegen Eris und Fornax bedeuteten, dass die neuen Impfstoffe neu auftretende Covid-Bedrohungen bekämpfen könnten, sagte Stephen Hoge, Präsident von Moderna. Die Firma hat eine Zulassung bei der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA und der europäischen EMA beantragt. Nach der Zulassung stehe im Herbst genügend Impfstoff zur Verfügung.

Zur Impfung sagt Johannes Nemeth: «Aktuell wird das Risiko für die Öffentlichkeit durch die WHO als niedrig eingeschätzt.» Unabhängig von der gerade zirkulierenden Variante sei ein gesundes Immunsystem und idealerweise vorbestehende Immunität immer noch sehr wichtig. «Aus diesem Grund empfehlen wir weiterhin die Impfungen für Risikopopulationen», sagt der Zürcher Infektiologe. (aargauerzeitung.ch)

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112 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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what_else?
20.08.2023 12:31registriert April 2020
Das es immer wieder neue Varianten gibt, liegt in der Natur dieser Viren. Wichtig ist einzig, wie stark die Symptome sind. Denn die natürliche Immunität, wie auch auch die Impfimmunität ändert nur an der Symptomschwere, aber nicht an der Verbreitung.
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Harry Zimm
20.08.2023 16:06registriert Juli 2016
Yep, mich hat es erwischt. Zuerst anfangs Woche Frösteln, danach Schlapp-/Müdigkeit (bis heute), 2 Tage Halsschmerzen wie blöd, danach Übergang zu Halskratzen, Kopfschmerzen/ Schwindel und jetzt seit 4-5 Tagen übler Husten und Kurzatmigkeit.

Ich lob mir meine Asthmamedikation, aber es ist genausowenig ein angenehmes Gefühl wie 2021, als ich es hatte. Die Symptome kommen und gehen jeden Tag anders. 2 Tage geht es schlecht, dann besser - denkt man - und dann doch wieder schlechter.

Draussen schönster Sommer - und ich sitze allein zuhause in Isolation. Scheisskäfer 🖕🏻🦠…
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kommentari
20.08.2023 14:03registriert Mai 2021
Frage an jemanden, der das sicher weiss, keine Spekulation bitte:

Eine Zulassung in der EU ist nicht automatisch eine Zulassung in der Schweiz, richtig?

Swissmedic muss den Impfstoff selbst zulassen, stimmt das?

Danke im Voraus.
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