Obwohl es vor 1798 keine fest organisierte eidgenössische Armee gab, war der Wille zur gemeinsamen Landesverteidigung von Beginn an eines der Hauptmotive für die Entstehung der verschiedenen Bündnisse, die über den Zeitraum von 500 Jahren zur Bildung des Schweizer Bundesstaats führten. Bis ins 17. Jahrhundert kannte man keinerlei zentral organisierte militärische Ausbildung.
Junge Männer lernten das Kriegshandwerk bei Wettkämpfen und Waffenspielen oder von wandernden Fechtmeistern. Das Können am Bogen oder an der Armbrust übte und präsentierte man an Schützenfesten. Jene Männer, die in fremde Dienste zogen, lernten «on the job», im Feld. Mit ihren Erfahrungen und Fähigkeiten kehrten sie nach Hause zurück, bildeten den Kern der Truppe in der Heimat und gaben ihr Wissen weiter.
Als der Einsatz von Schiesspulver auf dem Schlachtfeld wichtiger wurde, musste der Gebrauch der verschiedenen Waffen aufeinander abgestimmt werden. Erstmals gab es eine Artillerie, welche die Fusstruppen und die Kavallerie unterstützen konnte. Das reibungslose Zusammenspiel aller Beteiligten auf dem Schlachtfeld erforderte Schulung und Übung. Diese Übungen fanden regional organisiert statt. Soldaten übten in der sogenannten «Trüllerei» die Handgriffe an der Waffe und die entsprechenden Kommandos, um das Funktionieren in der Formation zu beherrschen.
Die regionale Organisation dauerte bis weit ins 19. Jahrhundert an. Somit war die Ausbildung der Armeeangehörigen in der Schweiz Sache der Kantone. Entsprechend viele verschiedene Systeme und Philosophien gab es – und umso unterschiedlicher war das Niveau der Ausbildung. In mehreren Kantonen gab es Schulungen auf Gemeindeplätzen während einzelner Tage, in anderen, wie beispielsweise im Kanton Luzern, mussten die Rekruten an zwölf Sonntagnachmittagen zur militärischen Ausbildung erscheinen. Ab 1815 führten einzelne Kantone zentrale Rekrutenschulen ein. Diese dauerten eine bis fünf Wochen.
1820 wurden erstmals in der Geschichte der Schweiz Truppen aus verschiedenen Kantonen zu einem gemeinsamen Übungslager nach Wohlen AG einberufen. Im Schnitt waren 3000 Wehrmänner an solchen Übungen beteiligt. Am Tag übte man das Zusammenspiel der diversen Waffen, am Abend pflegte man die Geselligkeit. So lernten sich Männer aus allen Landesteilen kennen. Bei den Truppen entwickelte sich mit der Zeit ein Gefühl nationaler Zusammengehörigkeit über die Kantonsgrenzen hinweg.
Die Bundesverfassung von 1848 nannte als ersten Zweck des Bundes die Behauptung der Unabhängigkeit gegen aussen. Die Landesverteidigung wurde somit eine zentrale Aufgabe des jungen Bundesstaates. Vorerst beaufsichtigte der Bund die militärischen Tätigkeiten der Kantone und übernahm die Ausbildung von den Spezialtruppen und des höheren Kaders. Die Ausbildung der Infanterie blieb noch weitere 30 Jahre Sache der Kantone.
Im Bundesarchiv erhalten sind die Protokolle des Beschlusses, versuchshalber im September und Oktober 1849 erstmals eidgenössische Rekrutenschulen für die Kavallerie durchzuführen. So sollten am 4. September 1849, einem Dienstag, 64 junge Männer in eine eidgenössische Rekrutenschule in Winterthur einrücken. Über Wochenendwache und Ausgang mussten sich die Rekruten damals noch keine Gedanken machen, denn die «RS» dauerte nur bis am darauffolgenden Freitag. «Betreut» wurden die Rekruten von einem Stab von ca. 30 Personen, darunter mehrere Instruktoren, ein Fechtmeister und ein Pferdearzt.
Die drei Tage waren geprägt von theoretischen und praktischen Übungen und beinhalteten viele Elemente, die auch heute noch auf dem Lehrplan der Rekrutinnen und Rekruten stehen und ihren militärischen Alltag prägen: Benennung der Waffenteile, Lernen der Kriegsgesetze, Marsch, Zerlegen der Waffen, Appell und «Lilö» (Lichterlöschen) beziehungsweise «Tagwacht».
In den darauffolgenden Wochen fanden noch zwei weitere Kavallerie-Rekrutenschulen in Bière (12. bis 15. September 1849) und Aarau (17. bis 20. Oktober 1849) statt. Dabei wurden jeweils Rekruten aus den entsprechenden Regionen zusammengezogen. Anders als heute waren die Anreisewege für die Rekruten bedeutend kürzer.
Während die Spezialtruppen also ab 1850 eine einheitliche Ausbildung erhielten, schrieb der Bund bei der Infanterie lediglich vor, wie lange die Grundausbildung zu dauern hatte und dass eine abschliessende Bataillonsübung stattfinden musste. Doch selbst an diese lockeren Vorgaben hielten sich nicht alle Kantone und so war der Ausbildungsstand der Infanteristen entsprechend unterschiedlich.
Die Militärorganisation von 1874 übertrug schliesslich auch die Ausbildung der Infanterie dem Bund, wobei nach wie vor regionale Truppen gebildet wurden – Romands blieben also mehrheitlich unter Romands und Ostschweizer unter Ostschweizern. Definitiv abgeschafft wurden diese kantonalen Truppenverbände erst 2004 mit der «Armee XXI».
Auch die Dauer der Rekrutenschulen veränderte sich während der letzten 175 Jahre stark. Während die Versuchs-Rekrutenschulen noch wenige Tage dauerten, blieben die Rekruten in den 1850er-Jahren im Schnitt sieben Wochen in der Kaserne. Von den 1930er-Jahren bis 1995 dauerte die RS typischerweise 17 Wochen, dann wurde sie auf 14 Wochen verkürzt. Von 2004 bis 2017 waren es dann 21 Wochen und heute sind es 18 Wochen, wobei die Zahl der Wiederholungskurse entsprechend angepasst wurde.