Wissen
Schweiz

Das erste Schweizer Militärflugzeug

Die Schweizer Bevölkerung sammelte ab Ende 1912 Geld für eine nationale Militäraviatik.
Die Schweizer Bevölkerung sammelte ab Ende 1912 Geld für eine nationale Militäraviatik.Illustration: Marco Heer

Das erste Schweizer Militärflugzeug

Anfang des 20. Jahrhunderts eroberte die Aviatikbegeisterung auch das Militär. Nach einem zögerlichen Start wurde ab 1914 auch in der Schweiz eine Flotte aufgebaut.
19.02.2022, 18:0920.02.2022, 12:42
Andrej Abplanalp / Schweizerisches Nationalmuseum
Mehr «Wissen»

Der Traum vom Fliegen wurde sehr schnell auch zu einem «Traum militärischer Überlegenheit». Bereits in den Anfangszeiten wurden Flugzeuge ebenso wie Heissluftballone für die militärische Aufklärung genutzt. So auch in der Schweiz, wo erste solche Flüge Anfang September 1911 stattgefunden hatten. Der erst 18-jährige Pilot Ernest Failloubaz (1892-1919) wollte die Schweizer Armee von der Flugaufklärung überzeugen. Dieser Plan scheiterte nach einer Notlandung, bei der das Flugzeug, eine Dufaux-5, zu Bruch ging.

Ernst Failloubaz bei den ersten Aufklärungsflügen des Militärs 1911.
https://ba.e-pics.ethz.ch/catalog/ETHBIB.Bildarchiv/r/243074/viewmode=infoview/qsr=failloubaz
Ernst Failloubaz bei den ersten Aufklärungsflügen des Militärs 1911.Bild: ETH Bibliothek Zürich
Hier bloggt das Schweizerische Nationalmuseum
Mehrmals wöchentlich spannende Storys zur Geschichte der Schweiz: Die Themenpalette reicht von den alten Römern über Auswandererfamilien bis hin zu den Anfängen des Frauenfussballs.
blog.nationalmuseum.ch

Aber nicht alle waren so skeptisch wie die Armeeführung. Vielleicht auch, weil die militärischen Flotten in ganz Europa schnell und massiv aufgerüstet wurden und das Risiko, in der Entwicklung abgehängt zu werden, sich quasi Woche für Woche vergrösserte. Am 2. Dezember 1912 beschloss die Schweizerische Offiziersgesellschaft deshalb, Geld für die Gründung einer nationalen Militäraviatik zu sammeln. Und sie war damit äusserst erfolgreich. Insgesamt kamen 1.7 Millionen Franken zusammen. Nun gab es definitiv keinen Grund mehr, die Armee nicht um einen neuen Teil zu erweitern und eine Flotte von Flugzeugen anzuschaffen.

Spendenaufruf zur Schaffung einer schweizerischen Militäraviatik, 1912.
https://www.recherche.bar.admin.ch/recherche/#/de/archiv/einheit/4122886
Spendenaufruf zur Schaffung einer ...Bild: Schweizerisches Bundesarchiv
Spendenaufruf zur Schaffung einer schweizerischen Militäraviatik, 1912.
https://www.recherche.bar.admin.ch/recherche/#/de/archiv/einheit/4122886
... schweizerischen Militäraviatik, 1912.Bild: Schweizerisches Bundesarchiv

Ende Juli 1914 wurde Theodor Real mit dem Aufbau einer Fliegerabteilung betraut. Der Maschineningenieur und Flugpionier – er hatte als Erster mit einem Flugzeug die Schweizer Grenze überquert – wurde erster Kommandant der schweizerischen Militäraviatik. Er konnte auf namhafte Unterstützung zählen. Zu seinen Piloten zählten prominente «Luftakrobaten» wie Oskar Bider, Edmond Audemars, Alfred Comte oder François Durafour. Sie hatten bereits zahlreiche Weltpremieren vollbracht und waren voller Tatendrang.

1 / 6
Schweizer Luftfahrtpioniere
Oskar Bider wurde der erste Chefpilot der Schweizer Militäraviatik. Er überquerte 1913 als erster Pilot die Pyrenäen. (bild: schweizerisches nationalmuseum)
quelle: schweizerisches nationalmuseum
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Die illustre Truppe brannte auf einen schnellen Start. Doch etwas fehlte noch: die Flugzeuge! Zwar waren in Deutschland bei der Luft-Verkehrs-Gesellschaft sechs Doppeldecker bestellt worden. Doch in den Wirren des Ersten Weltkriegs war an eine Lieferung nicht zu denken. Und so mussten fürs Erste private Flugzeuge genügen, die teilweise sogar – wie die Mechaniker auch – von den Piloten selbst mitgebracht wurden. Drei Maschinen von ausländischen Herstellern wurden ausserdem an der Landesausstellung in Bern beschlagnahmt.

Flughafen Dübendorf, 1915: Die erste Flugzeugflotte der Schweizer Armee war ein bunt zusammengewürfelter Haufen von diversen Maschinen.
https://ba.e-pics.ethz.ch/catalog/ETHBIB.Bildarchiv/r/19289/view ...
Flughafen Dübendorf, 1915: Die erste Flugzeugflotte der Schweizer Armee war ein bunt zusammengewürfelter Haufen von diversen Maschinen.Bild: ETH Bibliothek Zürich

Erst 1916 erhielt die Schweizer Armee ihre ersten eigenen Flugzeuge. Einerseits sechs Haefeli-DH-1-Doppeldecker, andererseits sechs Wild W-1, ebenfalls Doppeldecker. Beide Maschinentypen wurden von der Thuner Konstruktions-Werkstätte (K+W) hergestellt, waren eigentlich Prototypen und ausschliesslich für die Aufklärung bestimmt.

Ein Jahr später, 1917, konnte die Schweiz fünf Nieuport 23 C-1 von Frankreich kaufen. Es waren die ersten luftkampftauglichen Flugzeuge der Schweizer Armee.

Die Anfänge der Schweizer Luftwaffe.Video: YouTube/Bundesarchiv
Das erste Mal …
Es gibt immer ein erstes Mal. In dieser Serie werden historische Schweizer Premieren beleuchtet. Die Themen sind vielfältig: vom ersten Zebrastreifen bis zur allerersten Volksinitiative. Die Beiträge sind in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Bundesarchiv entstanden.
>>> Weitere historische Artikel auf: blog.nationalmuseum.ch
watson übernimmt in loser Folge ausgesuchte Perlen aus dem Blog des Nationalmuseums. Der Beitrag «Das erste Schweizer Militärflugzeug» erschien am 14. Februar.
blog.nationalmuseum.ch/2022/02/erstes-militaerflugzeug

Spektakulär! Die Patrouille Suisse nimmt uns mit in ihre Cockpits

Video: watson/Aya Baalbaki
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Dewoitine D-27 III der Schweizer Luftwaffe 1931
1 / 7
Dewoitine D-27 III der Schweizer Luftwaffe 1931
quelle: public domain via eth bildarchiv / unbekannt
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Was passiert mit den Tiger Kampfjets der Schweiz?
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
7 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
7
Schweizer Studie über Long Covid gescheitert – das sind die Gründe
Unerwarteter Abbruch der Basler Studie um Neurologe Dominique de Quervain: Das Medikament Fampridin konnte nicht an genügend Long-Covid-Patienten getestet werden.

Long-Covid-Patienten weltweit warten verzweifelt auf Medikamente, die nicht nur ihre Symptome lindern, sondern die Krankheit hoffentlich bald ganz heilen. Vier hoffnungsvolle Medikamentenstudien laufen in der Schweiz. Doch bisher gibt es keine guten Nachrichten: Im Juli meldete die Genfer Firme GeNeuro, dass ihr getestetes Medikament Temelimab bei 200 Patienten gegenüber der Placebogruppe keine Verbesserung bei der Fatigue hatte – also jenem häufigen Long-Covid-Symptom, das die Betroffenen teilweise oder ganz arbeitsunfähig macht.

Zur Story