Der Traum vom Fliegen wurde sehr schnell auch zu einem «Traum militärischer Überlegenheit». Bereits in den Anfangszeiten wurden Flugzeuge ebenso wie Heissluftballone für die militärische Aufklärung genutzt. So auch in der Schweiz, wo erste solche Flüge Anfang September 1911 stattgefunden hatten. Der erst 18-jährige Pilot Ernest Failloubaz (1892-1919) wollte die Schweizer Armee von der Flugaufklärung überzeugen. Dieser Plan scheiterte nach einer Notlandung, bei der das Flugzeug, eine Dufaux-5, zu Bruch ging.
Aber nicht alle waren so skeptisch wie die Armeeführung. Vielleicht auch, weil die militärischen Flotten in ganz Europa schnell und massiv aufgerüstet wurden und das Risiko, in der Entwicklung abgehängt zu werden, sich quasi Woche für Woche vergrösserte. Am 2. Dezember 1912 beschloss die Schweizerische Offiziersgesellschaft deshalb, Geld für die Gründung einer nationalen Militäraviatik zu sammeln. Und sie war damit äusserst erfolgreich. Insgesamt kamen 1.7 Millionen Franken zusammen. Nun gab es definitiv keinen Grund mehr, die Armee nicht um einen neuen Teil zu erweitern und eine Flotte von Flugzeugen anzuschaffen.
Ende Juli 1914 wurde Theodor Real mit dem Aufbau einer Fliegerabteilung betraut. Der Maschineningenieur und Flugpionier – er hatte als Erster mit einem Flugzeug die Schweizer Grenze überquert – wurde erster Kommandant der schweizerischen Militäraviatik. Er konnte auf namhafte Unterstützung zählen. Zu seinen Piloten zählten prominente «Luftakrobaten» wie Oskar Bider, Edmond Audemars, Alfred Comte oder François Durafour. Sie hatten bereits zahlreiche Weltpremieren vollbracht und waren voller Tatendrang.
Die illustre Truppe brannte auf einen schnellen Start. Doch etwas fehlte noch: die Flugzeuge! Zwar waren in Deutschland bei der Luft-Verkehrs-Gesellschaft sechs Doppeldecker bestellt worden. Doch in den Wirren des Ersten Weltkriegs war an eine Lieferung nicht zu denken. Und so mussten fürs Erste private Flugzeuge genügen, die teilweise sogar – wie die Mechaniker auch – von den Piloten selbst mitgebracht wurden. Drei Maschinen von ausländischen Herstellern wurden ausserdem an der Landesausstellung in Bern beschlagnahmt.
Erst 1916 erhielt die Schweizer Armee ihre ersten eigenen Flugzeuge. Einerseits sechs Haefeli-DH-1-Doppeldecker, andererseits sechs Wild W-1, ebenfalls Doppeldecker. Beide Maschinentypen wurden von der Thuner Konstruktions-Werkstätte (K+W) hergestellt, waren eigentlich Prototypen und ausschliesslich für die Aufklärung bestimmt.
Ein Jahr später, 1917, konnte die Schweiz fünf Nieuport 23 C-1 von Frankreich kaufen. Es waren die ersten luftkampftauglichen Flugzeuge der Schweizer Armee.