Das Feuer. Das Rad. Vermutlich der Computer – es gibt Erfindungen, die unser Leben grundlegend verändert haben. Und wir sind uns fast alle dessen bewusst. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Erfindungen, deren Bedeutung man unterschätzt. Manche davon sind so wichtig, dass unser Leben ohne sie komplett anders aussehen würde.
Hier findest du eine Auswahl davon – und im Kommentarbereich ist Platz genug für deine Favoriten.
Der gestresste iPhone-Nutzer unserer Tage, der stets besorgt auf den Akkustand seines Geräts schielt, weiss, dass mobile Elektrizität wichtig ist. Aber er weiss womöglich nicht, wie wichtig: Ohne Batterien hätten wir nicht nur keine Smartphones. Es gäbe auch keine Laptops. Und keine Autos. Nicht mal Züge. Batterien tun nämlich nicht nur als Energiespeicher für Elektrogeräte Dienst, sondern auch als Starterbatterien für Automotoren oder Flugzeugturbinen.
Die Stromspeicher begannen ihren Siegeszug erstaunlich früh. Der italienische Physiker Alessandro Volta entwickelte 1800 die sogenannte Voltasäule, die erste kontinuierlich brauchbare Stromquelle. 1803 baute Johann Wilhelm Ritter den ersten Akkumulator, einen wiederaufladbaren Speicher für elektrische Energie.
Heute werden für tragbare elektrische Geräte wie Taschenlampen oder Radios jährlich weltweit über 15 Milliarden Batterien verkauft. In Digitalkameras und Handys sind es vorwiegend Akkus, deren Produktion in den vergangenen Jahren extrem anstieg.
Sie stehen zu tausenden am Strassenrand und haben mit Sicherheit schon zahllose Leben gerettet: Leitpfosten mit beidseitig angebrachten Reflektoren. In Deutschland – das Amtsdeutsch kennt für die Pfosten den schönen Ausdruck «Strassenbegrenzungspfeiler» – und in der Schweiz bestehen sie heute meist aus Kunststoff. Vorn, also in Fahrtrichtung rechts ist der Reflektor rechteckig; hinten beziehungsweise links sind es zwei kleinere, runde Reflektoren. Ohne sie ist der moderne Strassenverkehr kaum denkbar.
Neben diesen Reflektoren gibt es auch solche, die in die Fahrbahn eingelassen sind. Und daneben noch all die Rückstrahler und Katzenaugen, die beispielsweise für die Sicherheit von Radfahrern im Strassenverkehr unerlässlich sind. Das Katzenauge wurde erst 1934 vom Iren Percy Shaw erfunden, der von einem im Dunkeln reflektierenden Auge einer Katze dazu inspiriert wurde.
Lifte sind eine feine Sache, ohne Zweifel. Ohne diese technischen Hilfsmittel wären Wolkenkratzer eine Zumutung. Lifte sind aber auch ein wenig unheimlich, nicht nur wegen der Möglichkeit, dass sie steckenbleiben. Eine noch viel unangenehmere Vorstellung ist, dass die Kabine im freien Fall den Schacht hinuntersaust, weil das Seil reisst (der Fachmann nennt das «Seilbruch» – ein totaler Seilbruch kommt in Wahrheit jedoch nur im Film vor).
Es gibt aber unkontrollierte Abwärtsbewegungen aus einer Vielzahl von anderen Gründen. Dass diese in aller Regel nicht fatal enden, liegt nicht zuletzt an Elisha Graves Otis, der 1853 die Fangvorrichtung für Aufzüge erfand. Diese wird durch einen Fliehkraftregler ausgelöst, wenn die zulässige Geschwindigkeit überschritten wird. Die Fangvorrichtung steigerte das Vertrauen des Publikums in die neumodischen Lifte und ermöglichte damit höhere Bauten.
In einer ersten Version dieses Artikels war irrtümlich von «Liftbremse» die Rede. Dies ist ebenfalls eine wichtige technische Vorrichtung in der Aufzugtechnik, gemeint war hier aber die Fangvorrichtung. Vielen Dank an den aufmerksamen User Rolf Balsiger, der mich auf den Fehler hingewiesen hat.
Sonnencreme-Hersteller wären im Mittelalter wohl schnell pleite gegangen. Das Schönheitsideal der oberen, mithin kaufkräftigen Stände umfasste damals eine blütenweisse Haut – als Zeichen der edlen, also müssigen Lebensart. Erst im 20. Jahrhundert kam das Ideal einer gesunden, natürlichen Bräune auf.
Damit die Bräune auch wirklich gesund blieb, musste allerdings ein Schutz her: 1933 wurde der erste auf UV-Filterstoffen basierende Sonnenschutz entwickelt, und 1946 erfand der Schweizer Chemiestudent Franz Greiter die «Gletschercreme», eine der ersten Sonnencremes der Welt. Ohne diese Mittel wäre Hautkrebs eine Volksseuche.
Sie sind einfache, genormte Stahlbehälter, alles andere als spektakulär. Doch sie sind ein unverzichtbarer Teil des globalisierten Welthandels, der ohne diese schmucklosen Behälter nicht annähernd so effizient wäre. Rund 28 Millionen dieser Blechboxen sind heute im Einsatz; sie sind stapelbar und – was besonders wichtig ist – indivuell gekennzeichnet und damit nachverfolgbar.
Der Amerikaner Malcolm McLean kam 1937 als junger Fuhrunternehmer erstmals auf die Idee, Lastwagen mitsamt ihres Inhalts komplett auf Frachtschiffe zu verladen, statt jedes Mal den Inhalt umzuladen. Später waren es nur noch die Anhänger mitsamt ihrer Behälter – und am Schluss, ab 1956, nur noch die Behälter selbst. Damit begann das System der Containerschifffahrt, eine geschlossene Transportkette auf Rädern, Schienen und Schiffen, die das Verkehrswesen tiefgreifend revolutionierte.
Salz ist streng genommen keine Erfindung: Natriumchlorid (NaCl) ist ein Mineral, und es kommt auf der Erde sehr häufig vor. Aber erst in seiner industriell raffinierten Form ist Speisesalz zum billigen, stets verfügbaren Würzstoff geworden, an den wir höchstens aufgrund gesundheitlicher Bedenken einen Gedanken verschwenden.
Das war nicht immer so. Einst war das «weisse Gold» begehrt und teuer. Das Wort «Salär» stammt vom lateinischen salarium ab, der Summe, die ein Legionär erhielt, um sich damit Salz zu kaufen. Städte blühten mit der Salzförderung auf und erlebten ihren Niedergang, wenn diese Quelle des Wohlstands versiegte.
Salz dient nicht nur zum Würzen und Haltbarmachen von Speisen, es ist auch ein wichtiger Bestandteil bei der Produktion von Papier, Farben und Seife.
Drehtüren, so könnte man denken, dienen einzig dem simplen Zweck, möglichst viele Leute in ein Gebäude und wieder hinaus zu schaufeln. Aber das ist nicht der Hauptgrund dafür, dass es kaum grosse Gebäude ohne Karusselltür – so lautet ihr fachsprachlicher Name – gibt.
Drehtüren verhindern vor allem Durchzug, der in hohen Gebäuden sonst unvermeidlich wäre. So war es denn auch eine «Thür ohne Luftzug», für die der Deutsche H. Bockhacker 1881 ein Patent anmeldete. Und der Amerikaner Theophilus Van Kannel erhielt 1888 ein US-Patent für seine «Sturmtür».
Damit sparen Drehtüren nicht nur Energie, sondern dienen der Sicherheit. Der Luftzug, der in kaminartig hohen Gebäuden wie Wolkenkratzern entsteht, wenn kalte Luft von aussen durch eine offene Tür eindringt, kann sogar Glasscheiben aus den Fenstern drücken. Drehtüren gehören deshalb wie Lifte zum Inventar der Hochhäuser.
Schlüssel sind ein Symbol von Macht und Kontrolle, und sie sind untrennbar mit Besitz verbunden. Schon die alten Ägypter kannten Schlüssel und Schloss. Im Mittelalter waren dann schon komplizierte Bartschlüssel in Gebrauch; dies war lange die gebräuchlichste Schlüsselform. Auch auf dem Wappen des Kirchenstaats prangen zwei Bartschlüssel.
Heute tragen die meisten Leute mehrere Schlüssel auf sich, mit denen sie Unbefugten den Eintritt in Räume oder den Zugriff auf Gegenstände verwehren. Wie wichtig Schlüssel sind, zeigt sich beispielsweise dann, wenn sie einem abhanden kommen. Könnte man seinen Besitz nicht mehr vor dem Zugriff anderer Leute sichern, würde das zu grossen Problemen führen.
Spiegel dienen nicht nur der Selbstbespiegelung und allenfalls als Hilfsmittel bei der Körperpflege im Bad. Die Erfindung des metallbeschichteten Spiegels eröffnete ein enormes Feld von technischen Anwendungen. Fernseher, Kameras, Laser, Tele- und Periskope – eine Unzahl von Dingen würde nicht oder in anderer Form existieren, wenn es keine Spiegel gäbe.
Rauchmelder wurden schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfunden, waren aber lange Zeit nicht sehr verbreitet. Noch 1988 hatten nur 8 Prozent der britischen Haushalte einen Rauchmelder, doch nachdem 1992 eine Rauchmelderpflicht für Neubauten eingeführt wurde, stieg dieser Anteil kräftig an. 2008 waren es bereits 86 Prozent.
Im selben Zeitraum gingen auch die Todesfälle aufgrund von Bränden drastisch zurück. Dasselbe Bild zeigt sich in Deutschland, wo die Anzahl bei Bränden verstorbener Personen von 1991 bis 2003 um 43 Prozent abnahm. In der Schweiz besteht keine Pflicht für den Einbau dieser Apparate.
Beim WC-Papier verhält es sich so wie bei vielen anderen nützlichen Dingen: Man merkt erst, wie praktisch es ist, wenn es mal fehlt. Im Westen gibt es das Toilettenpapier erst seit 1857: Damals brachte Joseph Gayetty in den USA das erste industriell gefertigte, kommerziell erhältliche WC-Papier auf den Markt. Es wurde noch nicht als Rolle verkauft, sondern als einzelne Blätter in einer Schachtel.
Im früh zivilisierten China wurde Papier vermutlich schon im 6. Jahrhundert zu diesem Zweck verwendet. Ausgangs des 14. Jahrhunderts verbrauchte der kaiserliche Hof im Reich der Mitte etwa 720'000 Blatt; der Kaiser und seine Familie erhielten besonders weiches und parfümiertes Papier.
In anderen Weltgegenden nahm man schlicht die linke Hand, während die rechte dem Grüssen und Essen vorbehalten blieb. Oder man griff zu den Blättern der Pestwurz, zu Lumpen oder gar zu lebendem Federvieh – so empfahl der französische Dichter François Rabelais eine Gans: «Schliesslich erkläre und behaupte ich nun hiermit, dass es keinen besseren Arschwisch gibt als ein recht flaumiges junges Gänschen, wenn man es nämlich so fasst, dass ihm der Kopf zwischen die Beine zu liegen kommt.»
Die Städte des Mittelalters mögen malerisch ausgesehen haben – ihr Geruch aber muss höllisch gewesen sein. Damals war es üblich, seine Notdurft auf der Strasse zu verrichten, und dorthin leerte man auch das Nachtgeschirr aus und entsorgte seine Abfälle. Dabei hatte es viel früher schon funktionierende Abwassersysteme gegeben, etwa die Cloaca Maxima in Rom, doch dieses Wissen war verloren gegangen.
Kein Wunder, kam es im Mittelalter immer wieder zu Seuchen. Auch in der Neuzeit stellte die Abwasserentsorgung die wachsenden Städte vor Probleme. In London fielen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zehntausende den immer wiederkehrenden Cholera-Epidemien zum Opfer. Im heissen und trockenen Sommer von 1858 verwandelte sich die Themse in eine regelrechte Kloake («The Great Stink»). Dies brachte den Durchbruch für die Pläne des Tiefbauingenieurs Sir Joseph Bazalgette, der das Abwassernetzwerk für Zentral-London baute. Die Cholera war besiegt.
Schon in der Steinzeit dürften die Menschen Frühformen des Kalenders gekannt haben. Die Hochkulturen am Nil und im Zweistromland entwickelten dann die ältesten heute noch bekannten Kalender. Egal, ob es sich um Mond- oder astronomische Kalender handelt, sie stellten sich früh als unabdingbar für das Funktionieren der Gesellschaft heraus.
Dies gilt heute noch mehr als früher: Während man ohne Uhr zwar grosse Schwierigkeiten hätte, sich zeitlich zu orientieren, so könnte man die Uhrzeit anhand des Sonnenstandes doch grob einschätzen. Ohne Kalender hingegen wäre man in einer modernen, arbeitsteiligen Gesellschaft komplett verloren – zu viele Abläufe beruhen auf der Kenntnis des Datums.
Heute haben nur noch wenige Menschen einen Begriff davon, wie viel Arbeit das Wechseln und Waschen von Stoffwindeln macht. Die Amerikanerin Marion Donovan ärgerte sich als junge Mutter über die ständig vollen und undichten Windeln, die ihre Kinder trugen. So nahm die Tochter eines Erfinders 1946 ihre Nähmaschine und nähte aus Duschvorhängen Windelhosen, die über die Stoffwindel angezogen wurden. Spätere Versionen bestanden aus Fallschirm-Nylon und wurden mit Druckknöpfen verschlossen.
1951 erhielt sie ein Patent auf diese «Boater» genannte Windelhose, doch sie arbeitete bereits an der nächsten Windelgeneration: Wegwerfwindeln aus Papier. Doch in den Papierfabriken, denen sie ihre Erfindung anbot, liess man sie abblitzen – Donovan konnte ihre Erfindung nicht vermarkten. Dies tat dafür die Firma Procter & Gamble, die ab 1961 mit einer ähnlichen Entwicklung ihres Angestellten Victor Mills Geld wie Heu machte. Der Name dieser Einwegwindel: Pampers.