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Ig-Nobelpreise für irre wissenschaftliche Studien verliehen

Professor Sander Woutersen, right, displays an oversized stuffed worm while accepting a shared Ig Nobel Prize in chemistry for working with a team of researchers using chromatography to separate drunk ...
Professor Sander Woutersen (r.) nimmt den Ig Nobelpreis für Chemie entgegen. Er setzte das Chromatographie-Verfahren ein, um betrunkene und nüchterne Würmer auseinanderzuhalten. Bild: keystone

Betrunkene Würmer und Tauben in Raketen: Willkommen zu den Ig-Nobelpreisen

14.09.2024, 07:58
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Betrunkene Würmer, Plastikpflanzen imitierende echte Pflanzen und die Schwimmfähigkeiten einer toten Forelle: Zehn wissenschaftliche Studien sind in den USA mit den «Ig-Nobelpreisen» ausgezeichnet worden. Unter den Preisträgern ist auch ein Schweizer.

Die zum 34. Mal verliehenen undotierten Spasspreise, vergeben von einer Zeitschrift für kuriose Forschung, sollen nach Angaben der Veranstalter «das Ungewöhnliche feiern und das Fantasievolle ehren». «Ignoble» heisst auf Deutsch etwa «unehrenhaft». Die Gala wurde am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge an der US-Ostküste zelebriert.

Die diesjährige Preisverleihung stand unter dem Motto «Murphys Gesetz» («Alles, was schiefgehen kann, wird schiefgehen»).Video: YouTube/Improbable Research

Zu den diesjährigen Preisträgern gehört Aaron Lob von der Universität Zürich. Er war an einer Studie unter Leitung von Eric-Jan Wagenmakers aus den Niederlanden beteiligt, die demonstrierte, dass bei einem Münzwurf die Münze dazu tendiert, auf derselben Seite zu landen, auf der sie vor dem Wurf lag. Für diese Demonstration führten die Forschenden sage und schreibe 350'757 Experimente durch. Ganze 81 Tage lang dauerten die Münzwurf-Versuche, wie die beteiligten Forscher an der Preisverleihung sagten. Die Arbeit gewann den Preis der Kategorie Wahrscheinlichkeit.

Tauben in Raketen

Der 1990 gestorbene US-Psychologe B.F. Skinner erhielt posthum den Preis in der Kategorie Frieden für Experimente dazu, ob es möglich wäre, lebende Tauben in Raketen anzusiedeln, um die Flugbahn der Raketen zu leiten. «Ich möchte mich dafür bedanken, dass ihr endlich seinen wichtigsten Beitrag erkannt habt», sagte die Tochter des Wissenschaftlers, Julie Skinner Vargas, die den Preis im Namen ihres Vaters annahm.

Der US-Wissenschaftler James Liao erhielt den Preis in der Kategorie Physik für die Demonstration und Erklärung der Schwimmfähigkeiten einer toten Forelle. «Ich habe entdeckt, dass ein lebender Fisch sich mehr bewegt als ein toter Fisch – aber nicht viel mehr. Das Wasser schwimmt den Fisch», sagte Liao.

Professor James Liao displays a stuffed fish while accepting a prize for physics for demonstrating and explaining the swimming abilities of a dead trout during a performance at the Ig Nobel Prize cere ...
Tote Forellen schwimmen besser: James Liao räumte den Preis in der Kategorie Physik ab. Bild: keystone

Aus dem Anus atmende Tiere

Forscher aus Japan und den USA wurden in der Kategorie Physiologie geehrt für die Entdeckung, dass viele Säugetiere in der Lage sind, durch ihren Anus zu atmen.

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Frankreich und Chile wurden in der Kategorie Anatomie ausgezeichnet für die Erforschung der Frage, ob Haarwirbel der meisten Menschen auf der nördlichen Erdhalbkugel sich in dieselbe Richtung drehen wie die der meisten Menschen auf der südlichen Erdhalbkugel.

A team of researchers perform a demonstration during a performance showing that many mammals are capable of breathing through their anus while accepting the 2024 Ig Nobel prize in physiology at the Ig ...
Hier wird demonstriert, dass gewisse Säugetiere durch ihren Anus atmen können.Bild: keystone

Der US-Wissenschaftler Jacob White und sein brasilianischer Kollege Felipe Yamashita wurden in der Kategorie Botanik ausgezeichnet für die Entdeckung von Beweisen dafür, dass einige echte Pflanzen die Formen von benachbarten Plastikpflanzen imitieren. Laut ihrer Studie ahmt die südamerikanische Pflanze Boquila trifoliolata sowohl Form und Farbe als auch Blattausrichtung und das Muster der Adern von über ihr platzierten Blättern von Plastikpflanzen nach.

Betrunkene Würmer

In der Kategorie Medizin erhielten die Wissenschaftler Christian Büchel, Tahmine Fadai und Lieven Schenk von der Universität Hamburg die Auszeichnung für die Demonstration davon, dass falsche Medizin mit schmerzhaften Nebenwirkungen effektiver sein kann als falsche Medizin ohne schmerzhafte Nebenwirkungen.

Der britische Wissenschaftler Saul Justin Newman wurde in der Kategorie Demografie für seine Entdeckung ausgezeichnet, dass viele Menschen, die dafür berühmt waren, aussergewöhnlich lange Leben gelebt zu haben, an Orten gelebt haben, wo Geburten und Todesfälle sehr schlecht dokumentiert sind.

Die US-Wissenschaftler Fordyce Ely und William Petersen wurden posthum in der Kategorie Biologie ausgezeichnet, weil sie in den 1940er Jahren eine Papiertüte neben einer auf dem Rücken einer Kuh stehenden Katze explodieren liessen, um herauszufinden, wie und wann Kühe ihre Milch herausspritzen.

A performer places a stuffed toy cat on an inflatable cow, Thursday, Sept. 12, 2024, to demonstrate exploding a paper bag next to a cat that's standing on the back of a cow, to explore how and wh ...
Kuh, Katze und Papiertüte: Fordyce Ely und William Petersen wurden posthum in der Kategorie Biologie ausgezeichnet. Bild: keystone

Forscher aus den Niederlanden und Frankreich wurden in der Kategorie Chemie für die Benutzung von Chromatographie ausgezeichnet – einem Verfahren zur Auftrennung eines Stoffgemisches –, um betrunkene und nüchterne Würmer auseinanderzudividieren.

An der Gala zur Preisverleihung, die mit allerhand skurrilem Klamauk untermalt wurde, nahmen auch echte Nobelpreisträger teil. Der Moderator Marc Abrahams beschloss die Zeremonie mit dem traditionellen Spruch: «Wenn Sie dieses Jahr keinen Ig-Nobelpreis gewonnen haben, und besonders dann, wenn Sie einen gewonnen haben: Mehr Glück im nächsten Jahr!» (dhr/sda/dpa)

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Das sind die Gewinner des ig-Nobelpreises 2020
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Das sind die Gewinner des ig-Nobelpreises 2020
Akustik: Wissenschaftler aus Österreich, Schweden, Japan, den USA und der Schweiz dafür, dass sie einen weiblichen chinesischen Alligator dazu bewegt haben, in einer mit Helium gefüllten luftdichten Kammer zu grölen.

quelle: screenshot youtube/improbable research
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Stell dir vor, dein Nachbar klingelt und sagt dir, dass du Nobelpreisträger bist
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12 Kommentare
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    QDH: Bei der Geschichtsfrage geht Huber baden
    Jede Woche quizzen wir unsere hellste Kerze. Kannst du sie besiegen? Einfach wird es nicht!

    Liebe Huberquizzer

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