Wie ein glühender Deckel liegt die Hitze über der Schweiz – Abkühlung versprechen uns die Meteorologen erst auf Ende der Woche. Schnelle Abkühlung verspricht, neben einem kühlen Bad in einem Fluss oder See, eine eiskalte Dusche. Gegen grosse Hitze hilft doch möglichst kühles Wasser, könnte man denken.
Doch stimmt das wirklich? Leider scheint dem nicht so zu sein: Eine kalte Dusche mag im Moment erfrischend wirken, aber letzten Endes ist sie kontraproduktiv. Das sagen zumindest Fachleute. Warum ist das so?
Das kalte Wasser täuscht dem Körper vor, dass es kalt ist. Er reagiert darauf, indem er die durch die Hitze geweiteten Blutgefässe zusammenzieht. Das Maximum der Verengung tritt übrigens erst bei Gewebetemperaturen von 15 Grad auf. Diese bei Kälte sinnvolle Reaktion dient dazu, die Wärme im Körperinneren zu halten. Bei Hitze erschwert sie es jedoch dem Körper, seine Kerntemperatur zu stabilisieren.
Vor allem aber untergräbt die Verengung der Blutgefässe an der Peripherie des Körpers eine seiner wichtigsten Strategien, Wärme loszuwerden: das Blut näher an die Hautoberfläche zu pumpen, die Poren zu öffnen und Schweiss austreten zu lassen, dessen Verdunstung uns dann kühlt. Wenn wir kalt duschen, fühlen wir uns zwar sofort kühler, aber die Poren schliessen sich. Die Kerntemperatur des Körpers sinkt damit nicht.
Lauwarmes Duschen, so kontraintuitiv es sich auch anhört, fördert hingegen die Durchblutung der Haut und erhöht so den Wärmeverlust. Falls man unbedingt eine kühlere Wassertemperatur will, sollte man zu Beginn lauwarm duschen und dann die Temperatur gegen Ende der Dusche schrittweise reduzieren, ungefähr in 10-Sekunden-Etappen.
Während kaltes Duschen in der Regel eine kurze Angelegenheit ist, verhält es sich meist anders beim Schwimmen in einem See oder Fluss. Wenn der Körper länger in kühlem Wasser eingetaucht ist, kann er allmählich abkühlen und dann auch die Kerntemperatur leichter stabil halten. Es muss übrigens nicht unbedingt ein Bad in einem See oder Fluss sein; man kann auch zu Hause ein sogenanntes absteigendes Bad nehmen.
Dabei lässt man lauwarmes Wasser in die Wanne einlaufen, sodass man weder kalt noch warm hat. Dann lässt man langsam kaltes Wasser nachlaufen, und zwar so lange, bis es beginnt, sich unangenehm kühl anzufühlen. Dann steigt man sofort aus der Wanne. Dieses Verfahren entzieht dem Körper langsam Wärme, ohne dass er eine Gegenreaktion einleitet.
Die Frage, ob bei Hitze heiss oder kalt besser sei, stellt sich auch bei den Getränken. Oft heisst es, kalte Getränke würden den Körper dazu zwingen, sie aufzuwärmen, was Energie benötige und zu vermehrtem Schwitzen führe. Das ist nach neuen Erkenntnissen aber nicht der Fall; ein kaltes Getränk wärmt sich im Magen-Darm-Trakt passiv auf Umgebungstemperatur auf, ohne dass der Körper aktiv etwas dafür unternimmt. Genau so muss er auch heisse Getränke nicht herunterkühlen. Der Körper reguliert seine Temperatur weitgehend unabhängig von der Temperatur der konsumierten Getränke.
Dies gilt auch für heisse Getränke, die oft als Mittel zur Kühlung bei Hitze empfohlen werden – meist unter Verweis auf Gepflogenheiten in südlichen Ländern, wo man häufig Leute sieht, die warmen Tee trinken. Dies hat nach Ansicht von Experten jedoch wenig mit der Hitze zu tun, sondern eher mit Tradition. Deren Hintergrund ist oft ein Mangel an sauberem Trinkwasser, sodass Wasser abgekocht werden muss.
Kalte Getränke sind also nicht schlechter als warme, was die Temperaturregelung anbelangt. Allerdings können eiskalte Flüssigkeiten, zumal schnell heruntergestürzt, zu Magenkrämpfen und Darmbeschwerden wie Durchfall führen. Wichtiger als die Temperatur ist aber allemal die Menge: Die Getränke sind nicht dazu da, unsere Temperatur zu regeln, sondern die Flüssigkeit zu ersetzen, die wir durch das Schwitzen, aber auch über Urin und Atemluft verlieren. Am besten geschieht dieser Ersatz kontinuierlich über den Tag hinweg. Empfohlen wird von Fachleuten die Menge von mindestens eineinhalb bis zwei Litern pro Tag, bei einer Hitzewelle sogar das Drei- bis Vierfache. (dhr)
Nicht vergessen auch etwas Salziges zu essen und genügend Mineralstoffe über die Nahrung zu sich zu nehmen oder Mineral trinken.