
Sag das doch deinen Freunden!
Die im nördlichsten Zipfel der Schweiz angesiedelte Uhrenmanufaktur H. Moser & Cie. dürfte vielen Leuten kein Begriff sein. Das hängt mit den Preisen für die handgefertigten Armbanduhren zusammen. Ein Exemplar kostet so viel wie 60 Apple Watches zusammen.
Womit wir beim Thema wären. Denn die Firma mit 50 Angestellten tritt als Schweizer David gegen den mächtigen amerikanischen Goliath Apple (mit 110'000 Angestellten) an. Und das mit einem Promotions-Video, das stark an die bekannten Apple-Werbefilme erinnert.
Das Video ist gespickt mit Anspielungen auf die Marketing-Slogans der Kalifornier. Während bei Apple jeweils Design-Chef Jony Ive als prominenter Sprecher auftritt, ist es bei den Schaffhausern der Firmeninhaber und Geschäftsführer Edouard Meylan.
Wir haben mit dem Romand über die Apple Watch und die Herausforderungen für die Schweizer Uhrenindustrie gesprochen.
Herr Meylan, wie sind Sie auf die Idee gekommen, das Design der Apple Watch für eine Ihrer Luxusuhren zu imitieren?
Wir wollten etwas Neues wagen. Und lassen Sie mich klarstellen: Wir sind nicht gegen Apple.
Haben Sie keine Angst, von Apple verklagt zu werden? Oder hoffen Sie gar darauf?
(er lacht) Nein, da sehe ich kein Risiko. Die Swiss Alp Watch ist ja keine Kopie, wir haben uns einfach vom Smartwatch-Design inspirieren lassen. Das Uhrengehäuse hat zwar auch eine viereckige Form mit abgerundeten Ecken, aber abgesehen davon handelt es sich um eine mechanische Uhr mit eigenen Stärken. Niemand wird unsere Uhr für eine Apple Watch halten.
Die Swiss Alp Watch als Antwort auf die Apple Watch anzukündigen, ist ein geschickter Marketing-Schachzug, mit dem Sie es sogar in den USA in die Schlagzeilen geschafft haben. Was ist Ihre Kernbotschaft?
Die Swiss Alp Watch ist für uns weit mehr als nur eine Uhr. Sie ist ein Symbol. Sie steht für unser Durchhaltevermögen, für die Entschlossenheit, für unsere Werte und Traditionen zu kämpfen.
Was sind diese vielbeschworenen Stärken, auf denen der gute Ruf der Schweizer Uhrmacher gründet?
Das sind viele verschiedene Faktoren. Wie zum Beispiel die Qualität der Verarbeitung. Wir stellen Uhren her, die in 30, 40, 50 oder gar 100 Jahren noch funktionieren werden. So dass man sie an die eigenen Nachfahren weitergeben kann. Ich wäre zum Beispiel nicht erstaunt, wenn die Swiss Alp Watch in 20 Jahren doppelt so viel kosten würde. (Aktuell kostet sie um die 25'000 Franken, Anmerkung der Red.).
Sie bezeichnen die Kombination von traditioneller Uhrmacherkunst und moderner Technik als «opportunistischen Ansatz», der zum Scheitern verurteilt sei. Was sollen Schweizer Uhrenhersteller unternehmen, um gegen die Smartwatches zu bestehen? Welche Strategie schlagen Sie vor?
Wir müssen uns, wie schon gesagt, auf die eigenen Stärken besinnen.
Was sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir sind klein und unabhängig. Wir produzieren alles selber, um die 1200 bis 1500 Exemplare pro Jahr, das macht uns einzigartig. Und wir produzieren nicht in China, sondern in der Nähe von Schaffhausen, in Neuhausen am Rheinfall. Was viele nicht wissen: Wir beliefern auch andere bekannte Uhrenmarken mit wichtigen Präzisionsteilen.
Laut Wirtschaftsmagazin «Bilanz» steht die Schweizer Uhrenindustrie vor dem vierten Jahr mit geringem oder gar keinem Wachstum. Schuld sind der starke Franken, die China-Krise und die Smartwatches. Wie beurteilen Sie die Situation?
Generell würde ich sagen, dass alle Warnlichter brennen. Betroffen sind aber andere Marken, insbesondere in tieferen Preissegmenten. Wir hatten 2014 ein Wachstum von 40 Prozent und letztes Jahr sind wir 38 Prozent gewachsen. Ich hoffe, es geht so weiter.
Dass die Apple Watch auch als goldene Luxusmodell in Ihrem Preissegment erhältlich ist, spüren Sie nicht?
Nein.
Zum Schluss eine persönliche Frage: Haben Sie die Apple Watch schon getragen?
Ausprobiert schon, als regelmässiger Läufer kommen mir die Fitness-Funktionen und speziell der Pulsmesser sehr entgegen. Aber ich warte mit dem Kauf, bis die Batterie etwas länger hält.
Dann warten Sie auch gespannt auf die zweite Generation, die im März vorgestellt werden soll?
(lacht) Wir werden sehen.
Bislang hat Apple keine Stellungnahme abgegeben. Ob sich die Kalifornier geschmeichelt fühlen, oder gar juristisch gegen die Schaffhauser Uhrfirma vorgehen, ist nicht bekannt.
Das US-Patentamt hat Apple im Mai 2015 mehrere Anträge genehmigt, in denen es um das Aussehen der Apple Watch geht.
via Tech Crunch