Die Weltgeschichte ist voll von Fehlleistungen, die enorme Auswirkungen hatten. Darum ist diese Liste hier notwendig willkürlich – im Kommentarbereich ist genug Platz für weitere Vorschläge.
Das Trojanische Pferd hat es vermutlich so gar nicht gegeben. Als Mythos aber ist die Sage vom Untergang der Stadt Troja sehr lebendig – sogar in der Informatik greift man darauf zurück, um eine spezielle Klasse von schädlichen Programmen zu benennen.
Zehn Jahre waren die Griechen vergeblich gegen die Mauern von Troja angerannt. Nun nahmen sie die Stadt mit List: Sie bauten ein riesiges Pferd aus Holz, in dessen Inneren sich Soldaten versteckten, und liessen es am Strand zurück, während sie sich zum Schein zurückzogen.
Der Priester Laokoon und die Seherin Kassandra – die von Apollon mit dem Fluch belegt worden war, dass niemand ihren Weissagungen glaubte – warnten vor dem Geschenk der Danaer (Griechen). Vergeblich, die Trojaner zogen das Pferd in die Stadt. Mit dem bekannten Ausgang.
Noch nicht 33 Jahre alt war der Herrscher der Makedonier, als er nach einem masslosen Zechgelage in Babylon starb. In der kurzen Zeit seiner Herrschaft hatte Alexander ein riesiges Reich erobert. Doch sein Imperium, das sich von den Grenzen Indiens bis in die libysche Wüste erstreckte, zerfiel nach seinem Tod.
Alexander weigerte sich hartnäckig, einen Erben für sein Reich zu bestimmen, selbst dann, als er in den letzten Zügen lag. Auf das Drängen seiner Offiziere, wem das Reich anheimfallen solle, soll er bloss gesagt haben: «Dem Stärksten!» Die Folge war, dass sich seine ehrgeizigen Generäle – die Diadochen – um die Führung des Imperiums stritten und es schliesslich aufteilten.
Was ein stabiles und friedliches Reich hätte sein können, in dem griechische und persische Kultur miteinander verschmolzen, wurde jahrzehntelang zum Schlachtfeld der Diadochen.
Im Jahr 410 zogen die Römer ihre Truppen endgültig von den Britischen Inseln ab. Die schutzlose keltoromanische Bevölkerung im heutigen England ächzte unter den Angriffen der barbarischen Pikten und Skoten aus dem Norden. In dieser schwierigen Lage holte der Kriegsherr Vortigern – dessen Existenz historisch freilich nicht zweifelsfrei belegt ist – kriegserprobte germanische Stämme als Söldner vom Festland auf die Insel.
Die fremden Krieger erfüllten den Auftrag und bannten die Gefahr aus dem Norden. Doch dann blieben die wehrhaften Gäste und holten Verstärkung aus der Heimat nach. Angeln, Sachsen und Jüten übernahmen die Macht und drängten die keltischen Briten nach Westen ab. Bis zur normannischen Invasion 1066 blieben sie die Herren im Land.
Das Reich von Chorasan war eine Grossmacht. Es umfasste den Iran und weite Teile des westlichen Mittelasien. Doch sein Untergang kam abrupt: Als der mongolische Herrscher Dschingis Khan, der gerade den grössten Teil Chinas erobert hatte, eine Gesandtschaft von hundert Männern an den Hof Mohammeds II. schickte, argwöhnte dieser, die Mongolen würden sein Reich ausspionieren. Er liess die Gesandten verhaften und ihre Güter beschlagnahmen.
Dschingis Khan schickte darauf drei weitere Gesandte nach Chorasan, aber Mohammed II. liess ihren Anführer hinrichten und den anderen die Bärte anzünden. Die Rache des Mongolenherrschers war fürchterlich: 1219 brach eine mongolische Invasionsarmee über das Reich hinein, brannte seine Städte nieder und brachte hunderttausende Menschen um. Es war vermutlich das schlimmste Blutbad bis zum 20. Jahrhundert. Chorasan, das die Wiege einer islamischen Renaissance hätte werden können, ging in Blut und Rauch unter.
Im Jahr 1422, noch hatte Kolumbus Amerika nicht entdeckt, segelte eine gewaltige chinesische Flotte nach Sansibar in Ostafrika. Bis zu 300 Schiffe – die grössten 120 Meter lange Neunmaster – und gegen 27'000 Mann Besatzung umfasste die Armada des Admirals Zheng He. Chinesische Flotten besuchten die Arabische Halbinsel, Indien und Sumatra. Doch 1433 starb der Admiral und die chinesische Flotte schrumpfte. 1503 zählte sie nur noch ein Zehntel der einst 3500 Schiffe.
Die Isolationisten am Kaiserhof verboten bei Todesstrafe den Bau von Booten mit mehr als zwei Masten. Und 1525 liess Kaiser Jiajing alle hochseetüchtigen Schiffe zerstören. China, das in der Lage gewesen wäre, Amerika vor den Europäern zu entdecken und zu kolonisieren, schottete sich selbstgenügsam ab – während die europäischen Seemächte sich dazu anschickten, die Welt zu erobern.
Der genuesische Seefahrer in spanischen Diensten war zeitlebens davon überzeugt, er habe Asien auf dem Seeweg nach Westen erreicht. In Wirklichkeit hatte Christoph Kolumbus, wie wir alle wissen, einen neuen Kontinent entdeckt: Amerika.
Im Gegensatz zur weit verbreiteten Legende musste Kolumbus seine Geldgeber nicht davon überzeugen, dass die Erde eine Kugel ist. Die Geografen am spanischen Hof wussten das sehr wohl, und sie wussten auch, dass der ehrgeizige Genuese die Distanzen massiv unterschätzte.
Kolumbus hielt sich an die Angaben des antiken Geografen Poseidonios, der den Erdumfang um einen Fünftel zu kurz berechnet hatte. Überdies unterliefen ihm Fehler beim Umrechnen der griechischen Seemeilen in römische, die er obendrein mit arabischen Meilen verwechselte.
So stach Kolumbus mit seiner Mini-Flotte von drei Schiffen 1492 in der festen Überzeugung in See, dass die Reichtümer Asiens nur 4400 Kilometer westlich der Azoren lägen. Dem war zwar nicht so, doch dass er trotzdem auf Land stiess, machte aus Spanien ein Weltreich.
1532 besiegte der Inkaherrscher Atahualpa seinen Stiefbruder Huascar und übernahm die Herrschaft im Andenreich. Lange konnte er sich nicht an seinem Sieg erfreuen: Im gleichen Jahr landete eine Streitmacht von spanischen Konquistadoren unter der Führung von Francisco Pizarro an der peruanischen Küste.
Am 16. November wurden die Spanier in Cajamarca von Atahualpa empfangen, der sich dank seiner grossen Streitmacht in Sicherheit wähnte. Das Treffen endete in einem Blutbad, bei dem weniger als 200 Spanier über 4000 indianische Kämpfer in einem Hinterhalt niedermachten und den Inkaherrscher gefangennahmen.
Das Inkareich, schon durch den Bürgerkrieg geschwächt, fiel den Eroberern in die Hand. Atahualpa bezahlte seinen Fehler mit dem Leben: Die Spanier richteten ihn hin, obwohl er grosse Mengen an Gold und Silber als Lösegeld bezahlt hatte.
1606 landete der niederländische Seefahrer Willem Jansz an der Küste von Queensland. Ihm folgten in den nächsten Jahren weitere Seefahrer aus der westeuropäischen Republik, und 1642 beschloss dann die mächtige Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC), eine Expedition zur Erforschung der unbekannten Landmasse zu entsenden.
Bis zum Ende des Jahrhunderts hatten die Niederländer Tasmanien entdeckt und die Westküste des Kontinents kartografiert. Doch damit erlosch ihr Interesse an Australien. Nicht so die Briten, die 1770 an der Ostküste landeten und das Gebiet dort sofort als New South Wales für die britische Krone in Besitz nahmen – und damit die Grundlage dafür schufen, dass der gesamte Südkontinent dem riesigen britischen Kolonialreich einverleibt wurde.
Am 24. Juni 1812 griff der französische Kaiser an. Seine Grande Armée, über 600'000 Soldaten aus fast allen Teilen Europas, überschritt den Njemen und fiel in Russland ein. Napoleons Armee rückte rasch vor, die Russen wichen zurück. Mitte September erreichte die Grande Armée Moskau, doch schon am nächsten Tag brannte die Stadt. Und der Zar bat wider Erwarten nicht um Frieden.
Es blieb nur der Rückzug. Nur noch 95'000 Mann zählte die Grande Armée, als sie am 19. Oktober aus Moskau abzog. Der Rückzug geriet zu einer der grössten militärischen Katastrophen aller Zeiten: Gerade noch 16'000 Soldaten erreichten am 16. Dezember die Grenze. Eisige Temperaturen, verheerende Rückzugsgefechte, Hunger und Krankheiten hatten die stolze Streitmacht fast vollständig vernichtet.
Das Desaster im Osten besiegelte Napoleons Niederlage. Seine Bündnispartner wechselten die Seite. 1814 musste er abdanken und in die Verbannung gehen – und Europa wurde am Wiener Kongress neu geordnet.
Russland ist mit über 17 Millionen km² das grösste Land der Welt. Doch als noch die Zaren regierten, war es bedeutend grösser. 1867 erstreckte sich das Russische Kaiserreich über fast 25 Millionen km². Dann machte Zar Alexander II., der auf einer leeren Staatskasse sass, einen Deal, der ihm 7.2 Millionen Dollar einbrachte und sein Land 1.6 Millionen km² kostete: Russland trat Alaska an die Vereinigten Staaten ab.
Es war ein Schnäppchen für die USA: Sie erwarben das Gebiet, das heute etwa ein Fünftel ihrer Gesamtfläche ausmacht, für nur gerade 5 Cent pro Hektare. Der Kauf war allerdings vor allem gegen das Britische Empire gerichtet: Die Amerikaner fürchteten, dass sich die Briten die russische Kolonie einverleiben könnten; die Russen wussten, dass sie nicht zu verteidigen war. Heute ist das rohstoffreiche Alaska der 49. sowie mit Abstand grösste Bundesstaat der USA und von unschätzbarer strategischer Bedeutung.
Es war keine gute Idee: Der österreichische Erzherzog Franz Ferdinand, Thronfolger der Doppelmonarchie, besuchte mit seiner Gattin die bosnische Hauptstadt Sarajevo, obwohl die Herrschaft der Habsburger dort auf zunehmenden Widerstand stiess. Kaum kamen Franz Ferdinand und seine Frau Sophie in der Stadt an, verübten Attentäter einen Anschlag auf den Thronfolger. Dieser erste Versuch scheiterte, brachte aber das Besuchsprogramm durcheinander.
Der Erzherzog wollte nämlich die beim Anschlag verletzten Offiziere im Krankenhaus besuchen. Bei der Fahrt dorthin bog der Fahrer aber an einer Kreuzung falsch ab, weil er der ursprünglich vorgesehenen Route folgte. Als er den Irrtum bemerkte, hielt er an, um zurückzufahren. Genau dort wartete der Attentäter Gavrilo Princip, der nun aus kurzer Distanz auf seine Opfer feuern konnte. Seine Schüsse töteten Sophie und Franz Ferdinand und lösten so den Ersten Weltkrieg aus.
Im Januar 1933 sah es nicht besonders gut aus für die Nazis. In den letzten Wahlen hatte die NSDAP Stimmen verloren, die Partei war nahezu pleite, der Weg zur Macht schien ihrem Anführer Adolf Hitler versperrt. In dieser Situation brachten rechtsnationale Kreise Hitler ohne Not an die Macht.
Der Mann, der Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannte, war der greise Reichspräsident Paul von Hindenburg, der als Held des Ersten Weltkriegs verehrt wurde. Der 85-jährige Feldmarschall verachtete den «österreichischen Gefreiten», doch nun liess er sich von einer deutschnationalen Clique um seinen Sohn Oskar und den Ex-Kanzler Franz von Papen überzeugen, Hitler an die Macht zu hieven.
Die Drahtzieher dachten, sie könnten die Nazis im Kabinett als Minderheit unter Kontrolle halten; «einrahmen», wie sie es nannten. Von Papen formulierte es so: «In zwei Monaten haben wir Hitler in die Ecke gedrückt, dass er quietscht.» Es kam anders: Schon im März hatte Hitler diktatorische Vollmachten an sich gerissen. Das Verhängnis nahm seinen Lauf.
1941 stand Adolf Hitler vor einer ähnlichen Situation wie knapp 130 Jahre vor ihm Napoleon: Er beherrschte den Kontinent, konnte aber das Britische Empire nicht in die Knie zwingen. Wie Napoleon wandte sich der «Führer» gegen Osten: Am 22. Juni begann das «Unternehmen Barbarossa», der Überfall auf die Sowjetunion.
Wie die Truppen Napoleons konnte die Wehrmacht zunächst grosse militärische Erfolge verzeichnen. Doch der Wintereinbruch brachte die Offensive auf Moskau ins Stocken, und die Sowjets warfen frische Truppen aus Sibirien an die Front. Aus dem Blitzkrieg wurde ein beispielloses Gemetzel.
Nach dem Wendepunkt bei Stalingrad drängten die Rote Armee die deutschen Truppen unter fürchterlichen Verlusten bis nach Berlin zurück. Doch für Hitler gab es keine Verbannung wie für Napoleon: Er erschoss sich im Führerbunker.