Pflicht erfüllt, folgt nun die Kür? Die Schweiz könnte die besten Olympischen Sommerspiele seit 1948 erleben
«Fünf Medaillen», so lautete die Vorgabe von Swiss Olympics vor den Sommerspielen in Rio de Janeiro. Das Ziel schien mit den Absagen der Tennis-Asse Federer, Wawrinka und Bencic dann doch eher zu hoch gesetzt.
Nun, nach der ersten Woche, hat die Schweiz ihr Ziel dank einigen etwas überraschenden Medaillen bereits erreicht und wir stellen schon jetzt gerne die Frage:
Während die Goldmedaille der Ruderer, die im Vorjahr den Gesamtweltcup gewonnen haben, erwartet werden durfte, hat der Exploit von Fabian Cancellara doch eher überrascht. Auch das neu formierte Tennis-Doppel Hingis/Bacsinszky stiess doch etwas unerwartet bis in den Final vor, holte Silber und machte die grossen Absenzen im Tennis vergessen.
Dazu kommen zwei Bronzemedaillen von Steingruber und Diethelm Gerber, die zwar beide von Medaillen träumten, aber nicht zum ganz engen Favoritenkreis zählten.
Bronze-Heidi ist aus Rio zurück in der Schweiz
Gibt's jetzt historische Sommerspiele?
Mit den bisherigen Medaillen hat die Schweiz – zumindest anzahlmässig – die letzten Sommerspiele schon übertroffen. Nach Anordnung im Medaillenspiegel (geordnet nach Gold, Silber, Bronze) könnte die Schweiz sogar die erfolgreichsten Sommerspiele seit 1948 erleben.
2008 Peking: 7 (2-1-4)
2004 Athen: 5 (1-1-3)
2000 Sydney: 9 (1-6-2)
1996 Atlanta: 7 (4-3-0)
1992 Barcelona: 1 (1-0-0)
1988 Seoul: 4 (0-2-2)
1984 Los Angeles: 8 (0-4-4)
1980 Moskau: 2 (2-0-0)
1976 Montréal: 4 (1-1-2)
1972 München: 3 (0-3-0)
1968 Mexiko-Stadt: 5 (0-1-4)
1964 Tokio: 4 (1-2-1)
1960 Rom: 6 (0-3-3)
1956 Melbourne: 1 (0-0-1)
1952 Helsinki: 10 (2-6-6)
1948 London: 20 (5-10-5)
Die Marke von Atlanta 1996 (4 Gold, 3 Silber) wird zwar schwer zu knacken, liegt aber im Bereich des Möglichen. Wir haben eine Übersicht zu den verbleibenden Schweizer Athleten mit realistischen Medaillenchancen.
Mountainbike
Nino Schurter holte 2008 Bronze, vor vier Jahren gewann er Silber und nun will er endlich Olympiasieger werden. Der Bündner hat allerbeste Aussichten – genauso wie Jolanda Neff, die als grosse Favoritin zum Frauenrennen antritt. Im Männer-Rennen hat die Schweiz mit Mathias Flückiger und Lars Forster noch weitere Kandidaten für Edelmetall am Start.
Wenn es nach Wunsch läuft, holt die Schweiz im Mountainbike sogar Doppelgold!
Mountainbike Frauen: Samstag, 20. August, 17:30 Uhr.
Mountainbike Männer: Sonntag, 21. August, 17:30 Uhr.
Triathlon
Nicola Spirig geht als Titelverteidigerin an den Start. Ob sie nach London auch in Rio de Janeiro Gold holt? Die Zürcherin gehört nach wie vor zu den herausragenden Akteurinnen ihrer Sportart.
Triathlon Frauen: Samstag, 20. August, 16 Uhr.
Kunstturnen
Giulia Steingruber holte am Sonntagabend die erste Olympia-Medaille einer Schweizer Kunstturnerin in der Geschichte. Nach Bronze am Sprung hat sie nun die Chance, am Boden nachzulegen. Genug Selbstvertrauen dürfte die 22-jährige Ostschweizerin jetzt haben.
Turnen, Boden, Frauen-Final: Dienstag, 16. August 19:47 Uhr.
Reiten
Titelverteidiger Steve Guerdat zählt auch in diesem Jahr zu den Favoriten auf eine Olympia-Medaille. Zudem hat die Schweiz mit der Mannschaft (Guerdat, Sprunger, Fuchs, Duguet) die Chance, weiteres Edelmetall zu gewinnen.
Springreiten, Mannschafts-Final: Mittwoch, 17. August, 15 Uhr.
Springreiten, Einzel-Final: Freitag, 19. August, 18:30 Uhr.
Für alle weiteren Schweizer Athleten, die noch im Einsatz sind, würde eine Medaille an eine Sensation grenzen. Doch wenn nur schon die Trümpfe stechen, dann erleben die Schweizer äusserst erfolgreiche Sommerspiele. Vielleicht sogar die erfolgreichsten seit 1948.
