«La La Land» hat eine Mission: das Kino. Leute, geht ins Kino! In ein grosses Kino! Lasst euch glücklich überwältigen. Vergesst den ganzen Dreck der Welt für zwei Stunden. Staunt. Schwebt. Genau dafür sind Musicalfilme da. Für diesen Super-Eskapismus. Leider sind nur sehr wenige richtig gut. «La La Land» ist einer der Besten. Aber wieso eigentlich?
Erzählt wird die Geschichte von Seb (Ryan Gosling) und Mia (Emma Stone). Er ist ein junger Prekariats-Pianist und träumt von altem Jazz, sie ist eine arbeitslose Schauspielerin auf dem Jakobsweg der Castingtermine und träumt von alten Filmen. Beide leben in Los Angeles, die alten Hollywood-Filmsets sind allgegenwärtig, die Stars auch, besonders in dem Café, wo Mia als Barista jobbt.
Logisch, kommen die beiden Schwärmer zusammen. Schliesslich ist die Nostalgie ihr gemeinsamer Fluchtpunkt. Und siehe da: Die Liebe, diese seltsam kapitalistische Triebfeder, wird ihnen helfen, ihre kreativen Kräfte endlich gewinnbringend zu entfesseln. Was wiederum Gift für die Romantik ist, aber gut für die Erdung der Geschichte.
Doch bevor sich die beiden in ihren eigenen, kühl glitzernden Universen selbst verwirklichen, sind sie zusammen so ungeheuer herzig und süss, dass man sie abschlecken könnte. Denn so, wie ihre Liebesgeschichte alles andere als perfekt ist, so sind auch sie beide keine perfekten Musicalfilm-Helden. Und es sind diese klitzekleinen Brechungen, die machen, dass auch der grösste Musicalfeind angesichts von «La La Land» keinen Brechreiz spürt, sondern einzig Liebreiz sieht.
Drei Monate lang dauerte es, bis die beiden ein bisschen – dies aber sehr charmant – im Stil von Fred Astaire und Ginger Rogers oder Gene Kelly und Debbie Reynolds (deren Hollywoodmusical «Singin' in the Rain» sehr präsent ist) tanzen konnten. Ebenfalls drei Monate brauchte Gosling, bis er gut genug Klavier spielte, schliesslich ist Regisseur Damien Chazelle seit seinem Schlagzeugfilm und Oscarhit «Whiplash» der unerbittliche Drillmeister junger Männer.
Singen konnten Stone und Gosling schon vorher, sie arbeitet öfter am Broadway, er gehörte als Kind zum «Mickey Mouse Club», wo schon die Karrieren von Britney Spears und Justin Timberlake begonnen hatten, und singt seit vielen Jahren im Indie-Rock-Duo Dead Man's Bones. Trotzdem sind sie fern von der opernhaften Perfektion ihrer Vorbilder und dadurch bei aller Märchenhaftigkeit sehr nah bei uns.
Zwei aus unserer Mitte eben, zwei aus unseren Strassen, unseren Bars und vor allen unseren Träumen. Aus den guten Träumen, den unwiderstehlichen. Die bunter und leuchtender sind als das Leben und besser klingen und immer im Cinemascope-Format durch unsere Nächte geistern und uns fliegen lassen. Man nennt sie Kino.
«La La Land» läuft jetzt in den Lunchkinos in Basel, Bern, Chur, Zug und Zürich, ab 12. Januar in den regulären Kinos.