Schweiz
Abstimmungen 2017

SVP zur erleichterten Einbürgerung: In «20 Jahren sind es dann Afrikaner» 

Die SVP-Nationalraete Michael Buffat, VD, Parteipraesident Albert Roesti, BE, Barbara Steinemann, ZH, und Andreas Glarner, AG, von links, aeussern sich ueber die bevorstehende Initiative zur erleichte ...
Nationalrat Andreas Glarner (AG) (rechts) warnte am Mittwoch in Bern vor einer «stillen Übernahme unserer Heimat».Bild: KEYSTONE

SVP zur erleichterten Einbürgerung: In «20 Jahren sind es dann Afrikaner» 

18.01.2017, 12:1218.01.2017, 12:47
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Die Einbürgerungspraxis ist aus Sicht der SVP schon heute zu lasch. Die Partei stellt sich deshalb gegen die erleichterte Einbürgerung von Ausländerinnen und Ausländern der dritten Generation. Sie warnt vor «Masseneinbürgerungen».

Wenn junge Ausländerinnen und Ausländer die Auflagen erfüllten und integriert seien, könnten sie sich problemlos einbürgern lassen, sagte SVP-Präsident Albert Rösti am Mittwoch vor den Medien in Bern. «Wir sind ja nicht gegen die Einbürgerung dieser Leute.»

Mehr Kontrollen statt Erleichterungen

Mit der erleichterten Einbürgerung würde aber weniger genau hingeschaut. Damit drohe die Gefahr, dass nicht integrierte Personen eingebürgert würden. Statt Erleichterungen brauche es mehr Kontrollen, sagte Rösti.

Die Befürworter suggerierten, dass die jungen Menschen, die von der erleichterten Einbürgerung profitieren würden, ihr ganzes Leben in der Schweiz verbracht hätten. Das sei aber nicht zwingend. Sie müssten lediglich in der Schweiz geboren worden und fünf Jahre zur Schule gegangen sein, stellte Rösti fest.

Erst Italiener, dann Afrikaner

Auch treffe es zwar zu, dass heute vor allem Italienerinnen und Italiener die Voraussetzungen für eine erleichterte Einbürgerung erfüllen würden. Das Gesetz werde es aber auch in 20 Jahren noch geben. «Dann sind es dann Afrikaner», sagte Rösti.

Das Strafregister würde zwar auch bei der erleichterten Einbürgerung geprüft, sagte die Zürcher Nationalrätin Barbara Steinemann. «Aber wer überprüft die Sprache oder die Nähe zum Extremismus?» Wenn der Bund dafür zuständig sei, könnten auch «Handschlagverweigerer» eingebürgert werden.

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Burka symbolisch gemeint

Nationalrat Andreas Glarner (AG) warnte vor einer «stillen Übernahme unserer Heimat». Das Burka-Plakat, mit dem ein Komitee um Glarner gegen die erleichterte Einbürgerung Stimmung macht, verteidigte er an der Medienkonferenz.

Die Burka sei nur als Symbol gedacht, erklärte er. Sie stelle dar, dass man bei einem Ja am 12. Februar nicht mehr wüsste, wen man einbürgere. «Wir sagen damit nicht, es würden verschleierte Frauen eingebürgert».

Die SVP unterstützt das Plakat laut Rösti ideell, aber nicht finanziell. Das offizielle SVP-Plakat verzichtet auf Darstellungen. Es zeigt den Schriftzug «Keine weitere Masseneinbürgerung». Vom Burka-Plakat distanziert hat sich der Schwyzer SVP-Ständerat Alex Kuprecht. Er plädiert für ein Ja zur erleichterten Einbürgerung. (whr/sda)

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quelle: zvg / zvg
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253 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sapere Aude
18.01.2017 15:56registriert April 2015
Dass neue Gesetz besagt lediglich, dass Menschen die in der Schweiz arbeiten und geboren wurden und deren Eltern und Grosseltern bereits in der Schweiz gelebt haben unter gewissen Umständen eine Erleichterung bei der erhalten. Die Bedingungen sind immer noch, dass diese integriert sind, finanziell unabhängig, einer Landessprache mächtig sind und keine Straftat begangen haben. Ob dieser Mensch nun weiss, schwarz, aus Europa oder Afrika kommt, sollte hierbei keine Rolle spielen. Alles andere ist einem liberalen Rechtstaat nicht würdig.
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TanookiStormtrooper
18.01.2017 13:42registriert August 2015
Mein Nachbar ist Schwarz. Spricht breites Berndüütsch, grüsst immer freundlich und hält einem die Tür auf wenn man vollbepackt nach Hause kommt. Einer der nettesten Nachbarn die ich je hatte. Warum soll jemand aufgrund der Hautfarbe keinen Pass bekommen?
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Stichelei
18.01.2017 13:30registriert Oktober 2015
Wenn ich denn schon wählen könnte: Lieber 100 gut integrierte Afrikaner einbürgern als mit 10 'Urschweizern' vom Schlag Rösti und Glarner zusammenleben.
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