Nach einem Zusammenstoss mit Luganos Verteidiger-Titan Julien Vauclair muss Robert Nilsson das Eis verlassen. Die Diagnose ist niederschmetternd: Innenbandriss, Saisonende.
Innenbandabriss am rechten Bein von Robert Nilsson. Saison zu Ende. Leider. Gute Besserung, Topskorer! #ZSCHCL pic.twitter.com/hJHfxtyePt
— ZSC Lions (@zsclions) 5. März 2017
Steckt Julien Vauclairs böse Absicht hinter dem Unfall? Nein. Ich verwende bewusst die Bezeichnungen «Zusammenstoss» und «Unfall». Eine Verletzungsabsicht ist im Hockey noch viel weniger verbreitet als in der Berner Reitschule der Vorsatz, sich an Hausordnungen, Gesetze und behördliche Anweisungen zu halten und das Bestreben, konstruktiv mit der Polizei zusammenzuarbeiten.
Der Vorsatz zur bösen Tat kann ausgeschlossen werden. Hingegen gibt es im juristischen Sinne die Inkaufnahme einer Verletzung. Nur ist die bei jedem Check gegeben. Der Körperangriff gehört ja im Rahmen des Regelwerkes zum Hockey. Es geht also lediglich darum, ob bei einem Zusammenstoss dieses Regelwerk verletzt worden ist. Nach allem, was wir auf den laufenden Bildern erkennen können, gibt es keinen Regelverstoss. Beim Verfahren, das nun gegen Julien Vauclair eröffnet worden ist, geht es um einen anderen Vorfall (Check gegen Inti Pestoni).
Welche Folgen hätte ein Ausfall von Robert Nilsson für die ZSC Lions? Auf den ersten Blick scheint es so, als könnte seine Absenz verkraftet werden. Das Spiel der Zürcher funktionierte auch ohne ihn und sie gewannen diese erste Partie gegen Lugano (4:3).
Tatsächlich können die ZSC Lions die Serie gegen Lugano auch ohne Robert Nilsson siegereich beenden. Aber ihre Ziele sind höher. Sie wollen die Meisterschaft gewinnen. Sollten sich ihre Wege auf dem Weg zum Titel mit dem SC Bern kreuzen (was im Finale der Fall wäre), dann wird es nicht möglich sein, ohne Robert Nilsson Meister zu werden.
Diese Behauptung steht im Widerspruch zur dogmatischen Lehre, Eishockey sei erst recht in den Playoffs der letzte wahre Mannschaftsport. Und zum vielzitierten Spruch, Namen seien gerade in den Playoffs nur auf dem Dress aufgenähte Buchstaben. So gesehen müssten eine so gut und ausgeglichen besetzte Mannschaft wie die der ZSC Lions den Ausfall ihres Schillerfalters verkraften können.
Was ist eigentlich ein Schillerfalter im Eishockey? Ein Schillerfalter ist ein Stürmer, der uns mit seiner Spielkunst, mit seiner Unberechenbarkeit so entzückt wie ein farbenfroher Schillerfalter in der Natur. Ein Stürmer, der die Leichtigkeit, ja die Schwerelosigkeit des Spiels so verkörpert wie ein fröhlich flatternder Schillerfalter in der Natur. Aber der Schillerfalter erfreut nur das Auge. Er ist kein Raubtier. Er beisst nicht. Er tut nicht weh. Er ist keine reale Gefahr und er ist kein Leitwolf.
Je länger die Playoffs dauern, desto konservativer wird die Spielweise, desto intensiver wird gespielt und desto enger werden die Räume. Kommt es zu einer finalen Auseinandersetzung zwischen den ZSC Lions und dem SC Bern, dann werden wir eine taktische und spielerische Pattsituation haben.
Ein grosser Torhüter kann eine Pattsituation bewahren. Aber er kann sie nicht aufbrechen. Es gibt nur ganz wenige Feldspieler («Skater»), die mit ihrer Unberechenbarkeit eine solche Pattsituation zu beenden vermögen. Beim SC Bern ist es der Amerikaner Mark Arcobello. Bei den ZSC Lions ist es Robert Nilsson.
Nilsson ist der beste Einzelspieler der ZSC Lions. Sie können seinen Ausfall im Viertel- und im Halbfinal noch kompensieren. Im Final dann aber nicht mehr. Es ist, wie es ist: Ohne Robert Nilsson keinen Titel für die ZSC Lions.
Sollten die ZSC Lions ohne Robert Nilsson doch Meister werden, so wird mir schon eine kluge Analyse einfallen, warum der Ausfall des Schillerfalters keine Rolle gespielt hat …