Die 90er waren ein filmisches Schlaraffenland. Viele der damaligen Filme sind heutzutage fester Bestandteil unserer Populärkultur. Darum wird es Zeit, dass du ihnen die Ehre erweist, sie endlich wieder einmal zu gucken.
Hinweis: Diese Liste stellt keineswegs die besten Filme der 90er dar. So ein Unterfangen wäre schlicht wahnsinnig.
Erscheinungsjahr: 1990
Laufzeit: 224 Minuten (Director's Cut)
In diesem Western freundet sich ein Nordstaaten-Offizier mit dem Indianerstamm der Lakota an und wird nach und nach selbst einer von ihnen.
«Ein bisschen schneller geh'n!» Wer kennt diesen Satz nicht? «Der mit dem Wolf tanzt» ist ein Wildwestfilm epischen Ausmasses. Allein die Kinofassung ist über drei Stunden lang und der Director's Cut packt noch einmal fast 45 Minuten drauf.
«Der mit dem Wolf tanzt» ist kein klassischer Western. Denn Hauptdarsteller Kevin Costner versuchte mit seinem Regiedebüt einen Wilden Westen zu porträtieren, der von Klischees befreit ist. Vor allem das Leid der Indianer wollte er in seinem Film glaubhaft darstellen.
Das war ein sehr grosses Risiko, denn die Zuschauer waren von bisherigen Western schnelle Schnitte und jede Menge Schiessereien gewöhnt. Doch Costners Film ist ruhig, lässt sich Zeit und brilliert mit langen, wundervollen Einstellungen. Einige mögen das als langweilig empfinden, doch ist die Geschichte in ihrer Gesamtheit ein wundervolles Machwerk des zu dieser Zeit schon für tot geglaubten Western-Genres.
Der Film wurde für zwölf Oscars nominiert. Sieben Goldstatuetten durfte die Crew schliesslich mit nach Hause nehmen.
Erscheinungsjahr: 1993
Laufzeit: 101 Minuten
Der mürrische Moderator Phil Connors muss in ein Provinzkaff reisen, um von dort vom Groundhog Day zu berichten. Dort angekommen wird er in einer Zeitschleife gefangen und erlebt denselben Tag immer und immer wieder.
Ein Klassiker der Filmkomödien und eine weitere Perle in Bill Murrays grossartiger Karriere. Die Idee der Zeitschleife, die jemanden gefangen hält, hat sich der Film zwar beim Roman «Replay – Das zweite Spiel» abgeschaut, aber seither ist dieser Kniff fest etabliert. Unzählige Filme und vor allem Serien haben diese danach kopiert.
Aus heutiger Sicht mag der Film im ersten Moment vielleicht etwas gar klischiert und moralisierend daherkommen. Davon sollte man sich aber nicht täuschen lassen. «Und täglich grüsst das Murmeltier» ist eine wundervolle Fabel, die einen Zyniker zeigt, der erst lernen muss, aus seinem beschränkten Leben auszubrechen. Etwas, das auch heutzutage noch aktuell ist. Vielleicht sogar aktueller denn je.
Im Englischen heisst der Film übrigens «Groundhog Day», also soviel wie Murmeltiertag. Diesen gibt es tatsächlich. Der Event findet alljährlich am 2. Februar statt und zieht jedes Mal eine grosse Menschenmenge an.
Gleich geht's weiter mit den Filmtipps, vorher ein kurzer Hinweis:
Und nun zurück zur Story ...
Erscheinungsjahr: 1993
Laufzeit: 186 Minuten
Im Weltkriegsdrama dreht sich alles um den deutschen Industriellen Oscar Schindler. Dank seinem Engagement schafft er es, rund 1200 Juden vor der Deportation zu retten.
«Schindlers Liste» hat Regisseur Steven Spielberg unmittelbar nach «Jurassic Park» gedreht. Der Film ist praktisch komplett in schwarz-weiss gehalten und basiert auf einer wahren Geschichte.
Nebst den erschütternden Ereignissen sehen wir zwei Schauspieler in Hochform. Zum einen ist das der Engländer Ralph Fiennes, der noch heute zu den besten Darstellern der Welt gehört. Zum anderen ist da ein noch sehr junger Liam Neeson als Oskar Schindler. Neeson liefert wirklich eine tadellose Leistung ab und zeigt damit, dass eigentlich mehr in ihm steckt als ein 08/15-Actionstar.
Fiennes und Neeson wurden dann auch beide für den Oscar nominiert, gingen aber leer aus. Bedenkt man, was Neeson heute für Filme dreht, tut es einem fast ein bisschen weh, wenn man ihn in «Schindlers Liste» sieht.
Erscheinungsjahr: 1995
Laufzeit: 142 Minuten
Die USA in den 40er-Jahren: Der unschuldig verurteilte Banker Andrew freundet sich im Gefängnis mit dem Schwarzen Red an, der schon eine halbe Ewigkeit einsitzt. Zusammen versuchen sie den Alltag zu bewältigen, der ihnen von sadistischen Wärtern zur Hölle gemacht wird.
Es gibt viele Verfilmungen von Stephen-King-Büchern. Die meisten davon sind nicht zu gebrauchen. Ganz anders «Die Verurteilten». Auf der Filmplattform IMDb belegt der Film seit 2008 ununterbrochen den ersten Platz bei den besten Filmen.
Viel davon hat sicher auch Morgan Freeman zu verantworten, der mit einer eindrucksvollen Performance aufwartet. Viel beeindruckender ist allerdings, dass das Drama das Regiedebüt von Frank Darabont ist, der sich damit gleich in den Filmolymp katapultierte.
Fünf Jahre später widmete er sich erneut einer Stephen-King-Verfilmung. Zwar ist «The Green Mile» lange nicht so genial wie «Die Verurteilten», rangiert aber definitiv unter den Top Fünf der besten King-Verfilmungen.
Darabonts filmische Energie schien indes aufgebraucht zu sein. 2007 folgte mit «Der Nebel» noch eine King-Adaption, danach widmete er sich Serien. Unter anderem hat er die Pilotfolge von «The Walking Dead» gedreht.
Erscheinungsjahr: 1995
Laufzeit: Läuft für immer und ewig in unseren Herzen weiter.
Kurz nach seiner Geburt wird der Vater des Löwenprinzen Simba ermordet und sein Onkel Scar übernimmt die Herrschaft. Simba flieht und findet bald neue Freunde, bei denen er aufwächst. Doch schliesslich muss er sich seinem Onkel und dessen Terrorregime stellen.
Disney hat mit «Der König der Löwen» 1995 bewiesen, dass – entgegen der weit verbreiteten Meinung – Trickfilme noch immer Kassenschlager sein können. Die herzerwärmende Geschichte über Simba und seinen steinigen Weg zum König der Löwen ist für viele die filmische Kindheitserinnerung schlechthin.
Bis ins kleinste Detail liebevoll gezeichnete Charaktere werden mit wundervollen Hintergründen zu atemberaubenden Bildern verschmolzen. Und erst die Musik! Wie toll ist diese Musik? Elton John hat nicht umsonst den Oscar für die beste Filmmusik bekommen. Danke, Elton John.
2019 will Disney übrigens, wie schon beim Dschungelbuch, eine Realfilm-Adaption des Stoffes in die Kinos bringen. Geniesst den Trickfilm also noch, solange es geht.
Erscheinungsjahr: 1995
Laufzeit: 105 Minuten
Bei der Explosion eines Drogenschiffs mit 27 Toten ist der einzige Überlebende der Krüppel Roger. Als er von der Polizei verhört wird, erzählt er seine Version der Geschichte. Dabei dreht sich alles um fünf Kriminelle, die von einem mysteriösen Mann einen Job annehmen müssen, den sie gar nicht wollen.
Was diesen Film so grossartig macht, ist die Tatsache, dass er den Zuschauer an der Nase herumführt. Allerdings merkt man das nicht wirklich. Oftmals hat man das Gefühl, die Geschichte zu durchschauen, nur um dann festzustellen, dass man überhaupt keine Ahnung hatte.
Gefallen findet man an dem Film aber auch, weil er zahlreiche Anspielungen und Hommagen an die Filmgeschichte beinhaltet. Es macht richtig Spass, wenn man wieder einen kleinen, versteckten Hinweis auf einen anderen Film entdeckt.
Eine der bekanntesten Szenen des Films ist übrigens aus purem Zufall entstanden. Bei der Vernehmung kichern die Verdächtigen die ganze Zeit. Eigentlich sollte diese Szene ernst werden, doch weil Schauspieler Benicio del Toro andauernd pupsen musste, konnte niemand ernst bleiben.
Erscheinungsjahr: 1997
Laufzeit: 124 Minuten
In einer Zukunft, in der die Menschheit in der ganzen Galaxie gegen Käferaliens kämpft, melden sich vier Jugendliche freiwillig zum Militärdienst. Doch das vermeintliche Abenteuer verwandelt sich schon bald in einen blutigen Albtraum.
Ein legendärer, wenn auch oft als Trash verkannter Film. Regie führte Paul Verhoeven, der auch schon die Science-Fiction-Klassiker «RoboCop» und «Total Recall» inszeniert hat. Der Film ist als Satire zu verstehen, welche das Militär und den Faschismus kritisiert.
Verstanden hat man das Ende der 90er-Jahre allerdings nicht. In Deutschland landete der Film wegen seiner Gewalt auf dem Index und durfte nicht offen beworben oder verkauft werden. Auch die Satire wurde von der Prüfstelle missverstanden und der Film als pro-militärisch verurteilt. Erst im Juli 2017 wurde die Indizierung der ungeschnittenen Fassung aufgehoben. Nach einer Neubewertung wurde die ungekürzte Fassung ab 16 Jahren freigegeben.
Erscheinungsjahr: 1998
Laufzeit: 194 Minuten
Auf der Jungfernfahrt der Titanic trifft der mittellose Jack auf die Erste-Klasse-Passagierin Rose. Zwischen den beiden entwickelt sich eine zarte Liebe, während die als unsinkbar geltende Titanic auf einen Eisberg zusteuert.
Egal für wie melodramatisch und kitschig gewisse «Titanic» halten: Es ist ein guter Film. Und nicht etwa, weil er so viel eingespielt hat, sondern weil die Handlung einen auf eine Reise mitnimmt, die einen wirklich berührt. Die parallele Erzählweise, die Nebenhandlungen, das bittersüsse Ende – an diesem Film stimmt einfach alles.
Gleichzeitig war «Titanic» auch eine Meisterleistung, was die Spezialeffekte, also Effekte, die nicht aus dem Computer sind, betrifft. Die Titanic wurde in diversen Grössen und Varianten bis ins kleinste Detail nachgebaut. Das führte zu teilweise spektakulären Aufnahmen, die sich auch 20 Jahre später nicht zu verstecken brauchen.
Erscheinungsjahr: 1999
Laufzeit: 139 Minuten
Ein Yuppie findet beim charismatischen Tyler Durden Unterschlupf. Zusammen gründen sie den Fight Club, in welchem sich Männer mit blossen Fäusten abreagieren. Doch für Tyler ist der Fight Club nur die erste Stufe, um die USA in die Knie zu zwingen.
Darum reden wir jetzt nicht mehr weiter über den Film. Guckt ihn euch einfach an.
Erscheinungsjahr: 1999
Laufzeit: 112 Minuten
Wer im siebeneinhalbten Stock eines gewissen Bürogebäudes eine gewisse Tür öffnet, kann ins Bewusstsein des Schauspielers John Malkovich eindringen. Der erfolglose Puppenspieler Craig entdeckt genau diese Tür und findet schon bald heraus, wie er den berühmten Schauspieler wie eine Puppe steuern kann.
Ein ziemlich irrer Film mit einer Story, bei der man kaum glauben kann, dass tatsächlich ein Studio grünes Licht dafür gab. Doch auch der Schauspieler John Malkovich bewies viel Humor, indem er sich im Film selbst spielt.
Amüsant ist der Film vor allem auch, weil die völlig skurrile und aussergewöhnliche Situation so dargestellt wird, als wäre es das Normalste der Welt. Man hat sogar das Gefühl, dass so etwas tatsächlich passieren könnte. Das Highlight des Films ist aber sicher John Malkovich, der damit eine seiner besten schauspielerischen Leistungen abliefert.
Für Regisseur Spike Jonze war der Film indes der Auftakt zu einer grossartigen Karriere. 2002 kam mit «Adaption – Der Orchideen-Dieb» sowas wie der geistige Nachfolger zu «Being John Malkovich» in die Kinos. Und zuletzt hat er uns mit dem herausragenden Science-Fiction-Drama «Her» beglückt.
Erscheinungsjahr: 1999
Laufzeit: 106 Minuten
Ein erfolgreicher Psychologe muss sich um einen Neunjährigen kümmern, der behauptet, tote Menschen zu sehen. Obwohl seine Ehe seit einem Überfall, bei dem ein Patient auf ihn schoss und dann Selbstmord beging, kriselt, nimmt er sich des Jungen an.
Kennt ihr den Regisseur M. Night Shyamalan noch? Heutzutage hält er sich mit eher kleinen Horrorfilmen über Wasser. Doch es gab einmal eine Zeit, in welcher er als grosses Filmtalent gefeiert wurde. Der Grund dafür war «The Sixth Sense».
Ein berührender Film, der klug mit Mysterie- und Gruselelementen ergänzt wird. Bis zum Schluss wird eine atmosphärisch dichte, aber dennoch ruhige Geschichte aufgebaut, die mit einem der wohl bekanntesten und überraschendsten Enden der Filmgeschichte aufwartet. Shyamalan hat sich mit dem Film auch seinen Platz in der Populärkultur erarbeitet, denn wer kennt heutzutage den Satz «Ich sehe tote Menschen» nicht?
Obwohl «The Sixth Sense» für sechs Oscars – unter anderem als Bester Film – nominiert wurde, gewann er keine der Trophäen. Für Regisseur Shyamalan war es der vorläufige Höhepunkt seiner Karriere. Danach konnte er die hohen Erwartungen, die viele Studios in ihn setzten, nicht mehr erfüllen.