Schweiz
Büpf

Telefonüberwachung: Piratenpartei ergreift das Referendum gegen das BÜPF

Telefonüberwachung: Piratenpartei ergreift das Referendum gegen das BÜPF

18.03.2016, 10:4818.03.2016, 10:57
O'zapft ist: Gegen die Telefonüberwachung regt sich Widerstand.
O'zapft ist: Gegen die Telefonüberwachung regt sich Widerstand.
Bild: KEYSTONE

Über die neuen Regeln zur Telefonüberwachung könnte das Stimmvolk entscheiden. Die Piratenpartei hat am Freitag bekräftigt, dass sie das Referendum ergreifen will gegen das revidierte Gesetz zur Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs (BÜPF).

National- und Ständerat hiessen die Vorlage am Freitag in der Schlussabstimmung gut. Der Nationalrat stimmte mit 160 zu 23 Stimmen bei 12 Enthaltungen zu, der Ständerat mit 41 zu 4 Stimmen.

Nein stimmten die Grünen. Die Mehrheit der SP sowie der SVP stimmten Ja, doch gab es in beiden Fraktionen einige Abweichler. Von den SP-Vertretern im Nationalrat stimmten 30 Ja und 6 Nein, 5 enthielten sich der Stimme.

Von den SVP-Vertretern stimmten 56 für das Gesetz, 7 dagegen und 5 enthielten sich der Stimme. Eine Nein-Stimme gab es auch in den Reihen der Grünliberalen. Geschlossen Ja stimmten die CVP, die FDP sowie die BDP.

Skype-Gespräche abhören

Mit der Gesetzesrevision soll die Überwachung an die technologische Entwicklung angepasst werden. Das Abhören von Telefongesprächen im Rahmen von Strafverfahren ist schon heute erlaubt. Kriminelle können sich aber einer Überwachung entziehen, indem sie über das Internet telefonieren.

Neu sollen die Strafverfolgungsbehörden deshalb Trojaner in Computer einschleusen dürfen, um beispielsweise Skype-Gespräche mithören zu können. Die Befürworter betonen, es gehe nicht um präventive Überwachung, sondern um Überwachung im Rahmen von Strafverfahren. Zudem dürften Staatstrojaner nur bei schweren Straftaten eingesetzt werden.

Teuer und nutzlos

Die Gegner warnen vor einem Überwachungsstaat. Das BÜPF beinhalte viele inakzeptable Artikel und stelle den Rechtsstaat grundsätzlich in Frage, schreibt die Piratenpartei in einer Mitteilung. Der Einsatz der Trojaner sei teuer und nutzlos.

Kritik üben die Piraten auch daran, dass Telefonranddaten gespeichert werden, damit die Strafverfolgungsbehörden bei Bedarf darauf zugreifen können. Solche Daten geben Auskunft darüber, wer wann mit wem wie lange telefoniert hat. Das Grundproblem liege bei der Speicherung aller Daten auf Vorrat, schreiben die Piraten. «Seit Snowden sollten dies alle begriffen haben.»

Allerdings ändert das revidierte Gesetz nichts an der Vorratsdatenspeicherung: Die Fernmeldedienstanbieter müssen die Daten schon heute sechs Monate lang aufbewahren. Dabei soll es bleiben. Eine zunächst geplante Verlängerung der Aufbewahrungsdauer hat das Parlament im Einverständnis mit dem Bundesrat verworfen. (sda)

So überwacht uns der Staat (11.4.2016)
Wo war Herr Glättli die letzten sechs Monate? Minute für Minute, Ort für Ort? Swisscom oder Sunrise wissen es, Sie wissen es jetzt – und der Staat kann es jederzeit wissen
42
Wo war Herr Glättli die letzten sechs Monate? Minute für Minute, Ort für Ort? Swisscom oder Sunrise wissen es, Sie wissen es jetzt – und der Staat kann es jederzeit wissen
von Manuel Bühlmann, Oliver Wietlisbach
Was der Staat von Ihrem Smartphone will. Und wann. Und weshalb.
7
Was der Staat von Ihrem Smartphone will. Und wann. Und weshalb.
von Oliver Wietlisbach, Manuel Bühlmann
«Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Bund auch Telefongespräche und SMS speichern will»
11
«Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Bund auch Telefongespräche und SMS speichern will»
von Manuel Bühlmann, Oliver Wietlisbach
«Dass die Speicherung von Handydaten nichts bringt, ist kompletter Unsinn»
3
«Dass die Speicherung von Handydaten nichts bringt, ist kompletter Unsinn»
von Manuel Bühlmann, Oliver Wietlisbach
Das Beziehungsnetz: Wer ist beruflich wichtig, wer ist verwandt? Mit wem hat Herr Glättli wirklich viel zu tun?
6
Das Beziehungsnetz: Wer ist beruflich wichtig, wer ist verwandt? Mit wem hat Herr Glättli wirklich viel zu tun?
von Oliver Wietlisbach
Wie der Staat Daten «wegen Terror» abgreift – und uns eigentlich bloss komplett verarscht
64
Wie der Staat Daten «wegen Terror» abgreift – und uns eigentlich bloss komplett verarscht
von Philipp Dahm
Die Kapo Bern hat bald ein teures neues Abhörsystem. Aber der eigentliche Skandal dahinter ist die Beschaffung
30
Die Kapo Bern hat bald ein teures neues Abhörsystem. Aber der eigentliche Skandal dahinter ist die Beschaffung
von Oliver Wietlisbach
Die vergessenen Jahre des Terrors: In den 70ern und 80ern zogen Terroristen eine Blutspur durch Europa
240
Die vergessenen Jahre des Terrors: In den 70ern und 80ern zogen Terroristen eine Blutspur durch Europa
von Oliver Wietlisbach
Wenn Sie immer noch glauben, Datenschutz sei nur für Menschen, die etwas zu verbergen haben, bitte hier weiterlesen
2
Wenn Sie immer noch glauben, Datenschutz sei nur für Menschen, die etwas zu verbergen haben, bitte hier weiterlesen
von Maurice Thiriet
Die unsäglich peinliche Geschichte der gehackten Hacker (und Kapo-ZH-Lieferanten) in 25 Tweets erzählt
15
Die unsäglich peinliche Geschichte der gehackten Hacker (und Kapo-ZH-Lieferanten) in 25 Tweets erzählt
von Oliver Wietlisbach
Diese Politiker sorgten sich eben noch um unsere Privatsphäre – und sagen jetzt trotzdem Ja zu mehr Überwachung
22
Diese Politiker sorgten sich eben noch um unsere Privatsphäre – und sagen jetzt trotzdem Ja zu mehr Überwachung
von Oliver Wietlisbach
Fremde Geheimdienste sollen die Leitungen von Swisscom und Co. angezapft haben. Das musst du wissen
1
Fremde Geheimdienste sollen die Leitungen von Swisscom und Co. angezapft haben. Das musst du wissen
von Daniel Schurter
Polizei und Staat wollen Sie im Internet umfassend überwachen. Jeder zweite Schweizer sagt «Nein, danke!»
10
Polizei und Staat wollen Sie im Internet umfassend überwachen. Jeder zweite Schweizer sagt «Nein, danke!»
von Oliver Wietlisbach
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
3
Berner Oberland: Niederhornbahn bleibt bis Wintersaison ausser Betrieb
Die Fahrt auf das Niederhorn im Berner Oberland ist bis zur Wintersaison nicht möglich. Das teilten die Betreiber am Freitag mit. Grund ist ein Lagerschaden am Umlenkrad der Gruppenumlaufbahn.
Zur Story