Anonymous versetzt der «Querdenker»-Bewegung einmal mehr einen Schlag. Zum einjährigen Jubiläum der Operation Tinfoil (Operation Aluhut) haben Anonymous-Aktivisten das «Reichsbürger-Netzwerk» von Peter Fizek, dem selbsternannten König von Deutschland, «hopps genommen».
#OpTinfoil hat zur Feier des Tages ein Reichsbürger-Netzwerk von Peter Fitzek (selbsternannter König von Deutschland) hopps genommen.
— Anonymous Germany 🏴☠️ (@AnonNewsDE) May 5, 2021
Darunter auch eine Handelsplattform (KadaRi) für Selbstverwalter & Reichsbürger.
Zwischen wipes & defaces hat man auch 30GB an Daten gefunden. pic.twitter.com/Rsh0JMRLJT
Fizek ist das selbsternannte Oberhaupt eines von ihm gegründeten Fantasiestaates, den er «Königreich Deutschland» nennt. In Fizeks Reich gibt es eine eigene «Reichsbank» und mit der E-Mark eine eigene Währung. Die untertänigen Reichsbürger und Querdenker können mit der E-Mark im Online-Shop KadaRi – «eine Art Amazon für Dummbeutel» – einkaufen.
KadaRi steht für «Kauf das Richtige».
Dort kann man verschiedenste Waren erstehen, die Reichsbürger halt so benötigen: Kräuter-Mischungen, Suppengrün, Säfte, Generatoren, eine Marmorheizung etc. «Allerdings gilt hier nur die E-Mark. Es besteht also ein Zwangsumtausch und – mehr noch – eine Pflicht, Staatsangehörige(r) des Königreichs Deutschland zu werden. Dann ist man Untertan von Peter dem I.», schreibt Anonymous.
König Peter nimmt also von seinen Untertanen Euro als harte Währung ein und vergibt E-Mark, sprich virtuelles Geld. «Die Euronen streicht er ein», schreibt Anonymous. Ein gutes Geschäft für den König, aber damit ist nun temporär Schluss.
Einige Anons haben dem Königreich einen virtuellen Besuch abgestattet, bzw. das Königreich gleich übernommen. Der Webshop ist gehackt, offenbar wurden sämtliche Daten abgezügelt, «inklusive alle Händler, alle Käufer, alle Zugänge, Geldflüsse, Adressen», wie die Hacker verkünden. Aktuell würden 30 Gigabyte an Daten, darunter viele E-Mails, ausgewertet. Sie dürften aufzeigen, wer alles hinter dem Reichsbüger-Netzwerk steckt und welche Posten die Akteure in der richtigen Welt bekleiden. Es bleibt also spannend.
In Deutschland ist vermutlich auch der Verfassungsschutz an der Auswertung der gehackten Daten interessiert. Fizek steht nicht nur in Verbindung mit «Querdenken»-Initiator Michael Ballweg und AfD-Politikern, er wird, wie andere Personen aus der rechtsextremen «Querdenken»-Bewegung, vom Verfassungsschutz beobachtet.
Anonymous hat in den letzten zwölf Monaten Coronaleugnern wie Attila Hildmann, dem Schweizer Sektenprediger Ivo Sasek und anderen Querdenkern den Krieg erklärt. Man gehe gegen Verschwörungserzähler vor, «weil sie gefährlich sind. Sie sind vielleicht selbst nur kleine Figuren, widerliche Männeken, aber die Lügen, die sie verbreiten, bringen Menschen in Gefahr und spalten Gesellschaften», schreiben die Netzaktivisten.
Die Plattform kadari.net ist wieder online. Die Administratoren haben offenbar ein Backup eingespielt.
Die Netzaktivisten gaben am Mittwochabend bekannt, dass sie Zugriff auf die Konten der Bank des Reichsbürger-Netzwerkes hatten, die ausserhalb des «Königreichs» als Gemeinwohlkasse auftritt.
Kurzer Einblick wie tief die Aktivisten im Fitzek-System waren.
— Anonymous Germany 🏴☠️ (@AnonNewsDE) May 5, 2021
Hätte E-Mark einen Gegenwert außerhalb von KadaRi, so hätte man alle Konten leergeräumt (wäre möglich gewesen) und es für einen guten Zweck gespendet.
Aber was solls 😅😂
Was verpasst? -> https://t.co/BETtBqAQ9q pic.twitter.com/r030oF8lMP