Nirgends ist der Duft nach getragenen Skisocken so penetrant wie in einem Schneesportlager. Doch seit der Jahrtausendwende verflüchtigte sich der Geruch nach Fussschweiss stetig aus den Lagern. Jährlich besuchten weniger Kinder und Jugendliche mit ihren Schulkameraden eine Schneesportwoche, immer mehr Schulen strichen die Skilager aus dem Kalender.
Den negativen Trend zeigt die Statistik der J+S Schneesportlager vom Bundesamt für Sport: 2005 wurden in der Schweiz 2585 J+S Schneesportlager mit insgesamt 105 479 Teilnehmer durchgeführt, 2014 waren es noch 2234 Lager mit 99 467 jungen Schneesportlern.
2015 ging es erstmals wieder richtig aufwärts. In der Statistik ist im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 73 Lagern sowie 1106 Teilnehmer verzeichnet.
Ist sie endlich da, die Trendwende? «Hoffen kann man immer, aber angebracht ist es nicht», sagt Christoph Lauener, Leiter Information im Bundesamt für Sport. «Von einer Trendwende wird man erst sprechen können, wenn die Erfahrungen mehrerer Jahre vorliegen.»
Der Verein Schneesportinitiative Schweiz will dazu beitragen, dass aus der Hoffnung eine Tatsache wird. Kernstück ist die Website gosnow.ch, über die Lehrpersonen mit drei Klicks ein komplettes Schneesportlager buchen können. Zu einem Pauschalpreis von rund 330 Franken pro Teilnehmer.
Derzeit läuft die zweite Saison des Angebots; 70 Lager wurden an Schulen vermittelt. «Wir sind zufrieden, wie es angelaufen ist», sagt Ole Rauch, Geschäftsführer Schneesportinitiative Schweiz. «Klar könnte es immer noch besser sein.»
Rauchs Vision: Er will den Schneesport national im Lehrplan verankern. «Das langfristige Ziel ist, dass jedes Kind mindestens eine Woche seiner obligatorischen Schulzeit im Schnee verbringt.»
Dazu räumt der Verein mit dem klassischen Bild des Schneesportlagers auf. So könnten die Zeiten bald vorbei sein, in denen die Schüler jeden Tag auf Skiern oder auf dem Snowboard die Piste hinunter rasten. Schneeprojektwoche heisst die Innovation. «Ab nächster Saison möchten wir solche Wochen anbieten», sagt Rauch.
Die Schulkinder würden dann nur die Hälfte der Woche auf der Piste verbringen. «An den restlichen Tagen steht beispielsweise eine Exkursion mit dem Forstwart auf dem Programm, der den Schülern etwas über die Flora und Fauna im Winter erzählt», erläutert Rauch.
Das neue Angebot soll noch spezifischer nicht speziell skisport-affine Lehrpersonen ansprechen. «Zudem hoffen wir, dadurch Schulen zu motivieren, die Lager vermehrt während den Schulwochen und nicht in der Ferienzeit durchzuführen.»
Die Seilbahnverbände aus Deutschland, Österreich und der Schweiz verfolgen ein ähnliches Ziel. An ihrer Tagung im Oktober verabschiedeten sie eine Resolution. Wenn es nach ihnen geht, soll der Schulsportunterricht vermehrt auf der Piste stattfinden. Dazu fordern die Verbände eine obligatorische Schneesportwoche. Dies soll die Zukunft des Alpinsports sichern. Und jene der Seilbahnen. (aargauerzeitung.ch)