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EM 2025: Wie die Schweizer Nati für riesige Euphorie sorgt

Switzerland fans in the stands Switzerland Women v Iceland Women, UEFA European Women s Championship, Football, Stadion Wankdorf, Bern, Switzerland - 06 Jul 2025Sion Stade de Tourbillon Switzerland ED ...
Die Frauen-Nati erobert die Herzen der Schweizer Fussballfans.Bild: IMAGO / Shutterstock
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Ein Land verliebt sich gerade in unsere Frauen-Nati

Die Vorzeichen standen schlecht. Doch nun sorgt die Schweizer Frauen-Nati für eine noch nie dagewesene Euphorie an einer Fussball-Europameisterschaft im eigenen Land.
07.07.2025, 10:3807.07.2025, 14:51
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Was wurde im Vorfeld der Europameisterschaft gestänkert und gezweifelt? Da war die lange Sieglos-Serie der Nati. Fragen ums Aufgebot. Verletzungssorgen. Und nicht zuletzt der Wirbel um eine 1:7-Niederlage gegen die U15-Junioren des FC Luzern. Wie soll das nur gut kommen mit dieser EM? Wie soll da eine Euphorie entstehen?

Doch beim Schweizer Auftaktspiel in Basel sind die Zweifel wie weggeblasen und die Euphorie ist da – und wie! Am frühen Abend marschieren tausende Fans durch die Stadt in Richtung Stadion. Im ausverkauften St. Jakob-Park sorgen 34'000 Fans für eine knisternde Atmosphäre.

Und die Schweizerinnen auf dem Platz? Die lassen sich von der Euphorie anstecken und zeigen eine bärenstarke erste Halbzeit gegen Norwegen, die mit einer 1:0-Führung zur Pause belohnt wird. Doch ein Doppelschlag der Norwegerinnen nach der Pause und die daraus resultierende Auftaktniederlage lässt dem Stimmungsballon etwas die Luft raus.

Wieder gibt es leise Zweifel. Ist die Nati gut genug? Bei einer weiteren Niederlage im zweiten Spiel gegen Island wäre die Heim-EM für die Schweiz schon praktisch gelaufen. Erinnerungen werden wach an 2008, als der Männer-Nati zuhause genau das passierte.

Doch wiederum spült eine Euphoriewelle die Zweifel weg. 12'000 Schweizer Fans und rund 2000 Isländerinnen und Isländer marschieren am Sonntag in Bern von der Altstadt via Bärengraben in Richtung Stadion – neuer Rekord an einer Frauen-EM. Auch das Wankdorf ist ausverkauft.

Das Spiel ist lange auf Messers Schneide. Doch in der zweiten Halbzeit tragen die taktischen Wechsel von Trainerin Pia Sundhage Früchte. Schertenleib auf Reuteler, 1:0. Das Wankdorf tobt. Eine Viertelstunde später sichern die eingewechselten Wandeler und Pilgrim mit dem 2:0 den Sieg. Nun passt neben der Stimmung auch das Resultat.

Was die Euphorie noch steigert? Das aktuelle Turnier scheint erst der Anfang zu sein. Viele Leistungsträgerinnen dieses Teams sind 23 Jahre oder jünger.

Die Momente gehen unter die Haut. Da sind die jungen Nati-Spielerinnen, die vor Freude tanzen. Dort einige der Älteren, die wie viele Fans Freudentränen in den Augen haben. So geil kann eine Heim-EM sein!

Denn so etwas hat die moderne Schweiz noch nie erlebt. 2008 feierten die Männer zwar auch einen Sieg. Das 2:0 im letzten Gruppenspiel gegen Portugal war allerdings wertlos, da die Nati wegen Niederlagen gegen Tschechien und die Türkei bereits ausgeschieden war. Euphorie kam bei so einer Abschiedsvorstellung keine mehr auf.

Das ist jetzt ganz anders. Die Schweizerinnen dürfen sich von der Stimmung ins letzte Gruppenspiel in Genf (Donnerstag, 21 Uhr) tragen lassen. Gegen die gefährlichen Finninnen reicht ein Unentschieden, um sich die Viertelfinal-Qualifikation zu sichern. Unsere junge, hungrige Nati wird aber auch dann voll Sieg spielen – angetrieben von erneut frenetischen Fans.

Die Frauen-Nati hat sich schon jetzt in die Schweizer Herzen gespielt und den grössten Teil der Kritiker verstummen lassen. Und die EM ist genau das, worauf man sich im Vorfeld gefreut hat: ein grosses Fussballfest.

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quelle: keystone / salvatore di nolfi
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117 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Die Gesandte Pekings
07.07.2025 11:07registriert März 2024
Ich kann nur für mich sprechen aber bei mir hat es bereits gewirkt, natürlich ist das nächste Spiel noch entscheidend und wie sie sich dann in einem allfälligen Viertelfinal schlagen aber mein Respekt haben sie!

Wollte mir eigentlich so wenige Spiele wie möglich dieser EM anschauen aber jetzt schaue ich, dass ich früher nach Hause komme um die 18:00 Spiele nicht zu verpassen.

Hat definitiv seinen Reiz wie ich finde.
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ᴉlǝqǝǝuɥɔs@Frau Schneebeli
07.07.2025 11:22registriert Juli 2020
Diese EM und dieses Team machen wirklich Freude. Und dem infantilen Glatzkopf muss ich auch nicht ständig dabei zuschauen, wie er mit Despoten Händchen hält.
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Neruda
07.07.2025 11:10registriert September 2016
Die vollen Stadien sind toll! Die triste Realität wird jedoch wahrscheinlich gleich nächste Saison wieder zuschlagen, denn die Leute, die jetzt ins Stadion gehen, werden nur zu einem geringen Teil regelmässig zu Ligaspiele gehen. Dann heisst es wiedee vor 150 Leuten sich zu motivieren und die Liga verbessern. Nur so werden langfristig auch mehr Zuschauer kommen. Ich wünsche den Frauen viel Durchhaltevermögen aber vor allem auch Spass an ihrem Sport, das ist das wichtigste!
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